Eisenbart und Meisendraht ist das Literaturvermittlungsmagazin für geschundene Seelen. Jeden Monat wird ein neues Thema von unserem Schriftsteller*innenpool beackert und hernach in Radiowellen (Z) transformiert, in den Pod geschmissen und hier im Internet kybernetisch in den space gepresst.
Diese Seite ist gut, denn sie bietet eine einwandfreie Möglichkeit, in allen Beiträgen herumzustöbern, die im Rahmen von EB&MD veröffentlicht worden sind.
Aktuelle Themen
Neue Textbeiträge
Hannah Grosch: Proper suffering
Break your bones Then carry on You fell down and stood up I'll envy the day you'll help me out Tears are crossing the cheek Like cheering glasses they clink Once they disappear I'm light But today I catch them Lend me your rope then undress me Lend me your pain then treat me Hiding all hope and teach me How to suffer properly Don't trust thieves with honest eyes Bury the tears deep down Those thieves have keys to unlock the door But then lock them Steal drops of their melting sun to bribe them Lend me your pain...
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Karin Rabhansl: Jeden Tag das Gleiche
Ich kenne meine Welt gar nicht mehr, mir fällt das Atmen darin furchtbar schwer. Mich nervt total dieser ganze Mist, ich bin gefangen im Alltagstrist. Jeden Tag das Gleiche, nicht mit mir nur über meine Leiche. Will nichts beim Alten belassen, sonst werd’ ich mich dafür nur hassen. Hat das denn alles einen Sinn, stellt sich mir die Frage tief in mir drin. Da kann ich denken bis mein Kopf bricht, eine Antwort die gibt es nicht. Jeden Tag das Gleiche, nicht mit mir nur über meine Leiche. Will nichts beim Alten belassen, sonst werd’ ich mich dafür nur hassen....
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Christian Ihle: Lyrics und Punkmusik
„She Loves You / Yeah Yeah Yeah“ ist der Urtext der Popmusik und zeigt die Kunst, komplexe Gefühlswelten nachfühlbar auf eine Sloganhaftigkeit zu komprimieren. Aber Popmusik – im breitesten Sinn verstanden – ist trotzdem mehr als der Sound, der Hook und der simpelste Refrain der Welt. Nicht nur können Lyrics einen völlig anderen Zugang zu einem Song eröffnen, auch der Kontext, in dem - und für den - ein Song entstanden ist, trägt zur Welt dieses Liedes bei. Was mich angeht: aus der Punkidee kommend würde ich für mich sogar sagen, dass die Musik eine untergeordnete Rolle spielt, wenn ich...
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Schubsen: Mosaike
Wenn du begreifst, was warUnd verstehst, was ist,Wenn du erkennst, wo du stehstUnd der Dunst so langsam geht, Wenn du siehst, was wirdUnd daran denkst, wie es kam,Wenn du vermutest, was du siehstUnd der Regen langsam weiterzieht Wenn du weißt, wer du bistUnd darauf vertraust, wie es werden kann,Wenn keiner spricht, du weiter schweigstUnd dir niemand mehr die Aussicht zeigt, Warum hören wir keinen Knall,Bevor wir die Tragik verstehen?Warum schreien wir "Zerfall",Bevor wir Mosaike sehen? Es sind die einfachen Fragen, mit denen alle rechnen.Es sind die einfachen Taten, von denen alle sprechen.Man kann es nicht mehr ertragenWenn all die Antworten...
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Katja Engelhardt: Troye Sivan und der Sex in der Popmusik
Das angebliche Erfolgsrezept von Popmusik ist ihr universeller Charakter. Demnach ist ein Popsong dann erfolgreich, wenn sich besonders viele Menschen mit ihm identifizieren können. Daraus folgt: Texte von Popmusik sollten die Hörer nicht ausschließen. Im Idealfall ist das love interest bei Liebessongs immer ein „you“ – also ein „du“, kann dann prima Mann oder Frau sein und die Herzen aller Hörer beginnen ganz schrecklich aufgeregt zu pochen, weil sie gerade ihre Romanze in der Schablone Liebessong aufgehen sehen. Es ist also nicht allzu unlogisch, dass es so wenige queere Lyrics in Popsongs gibt. Immerhin müsste der Künstler oder die Künstlerin...
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Nino Berry: Der Soldat
er zieht die sneaker an zum kiosk kippen kaufenund kauft kippen und n pack präservativeaus gewohnheit gegen trippervielen ank sagt er wie immer der kassierer lacht wie immerund er schlendert so wie immer heim ins fensterlose zimmerjepp ich bin back motherfuxxer denkt er bei sichwährend der fernseher läuft und er geschnetzeltes isst,von gestern abend wo alles eben war wies immer warer kam heim schuhe aus füße rauf und sie war daer denkt scharf nachwhat the fuck is passierter steht auf kollabiert und schlägt auf.als er da liegt direkt neben seiner frau bauch an bauchsehen sie beide aus wie traurige clowns.er...
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Hoteltiere: GOLDENE ZEITEN
die andern bin ichnimzo-indischwie gut dass niemand weißich mache liebe mit schafenam hafen auf offener straße sing ich mitmit der gebotenen schärfealles is neuich land im heuschönes bayern drei zwei viaaa!!! das sin die goldenen zeitenund die wolln dir begleitendas sin die goldenen zeiten das änderte nichtsdanke für jetzt undwie gut dass niemand weißdie janzen görlies beschlafendie braven auf offener straße sing ich mitmit der gebotenen schärfealles is neuich land im heuschönes bayern drei zwei viaaa!!! das sin die goldenen zeitenund die wolln dir begleitendas sin die goldenen zeiten wer ist die andern?die andern bin ichwer ist die andern?die...
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Sarah Grodd: Agathe Bauer und der afrikanische Regen
Hach ja, „Africa“ von Toto. Tief im kollektiven Gedächtnis gleich mehrerer Generationen verankert. DER Grund für eine heisere Stimme am Morgen nach einer eskalativen Party. Sobald der erste Beat einsetzt, kann jeder den Songtext aus dem tiefsten Inneren hervorkramen. Absolute oder zumindest relative Textsicherheit wie aus dem Effeff. Und spätestens beim Refrain lässt sich auch der Letzte im Raum vom inbrünstigen und durchaus misstönigen Mitgrölen des Nebenmannes mitreißen. „I bless the rains down in Africa.“ Welch ein lyrisches und zutiefst eingängiges Stück Musikgeschichte. Ja, ein regelrechter Party Hype hat sich in den letzten Jahren um diesen 80s Smasher neu entfacht....
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Franz Walser: Den Wald verlassen
Die Struktur ist lose, offen, die Dramaturgie entspricht den Konzepten des epischen Theaters - direkte Publikumsansprache, die Dialoge sollen weniger eine Geschichte transportieren als Meinungen vermitteln und den Zuschauer zum Nachdenken und Reflektieren bringen - bin ich dieser Henry oder diese Verena? Akt 1 Die Figuren werden Szene für Szene vorgestellt. Sie transportieren keine Geschichte, sondern entsprechen gesellschaftlichen Rollenvorstellungen. Szene 1 Christian betritt die halbherzig als Wald dekorierte Bühne. Er wendet sich an das Publikum, stellt fest, dass er sich hier in einem Wald befindet, bleibt ruhig und sachlich, er findet es hier zwar sehr schön, jetzt reicht es ihm...
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Christine Wiesel: Die 99 Zimmer
Lebenslänglich, Lebenstraum - Albtraum Funktionieren, Delegieren, Frustrieren. Hohe Moral, verflossener Gral - Nachtmahl. Von vorne, von hinten, oben - unten Am Haaransatz gepackt und geschliffen.
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Christine Wiesel: Kurzschluss
Du machst Schluss sagt die Morgenluft oder die Wienerluft,die den Prater mit der wilden Mausvon Hader und Braunschlag zugleich betupft. So hüpft die Luft langsam zum Autobahnbegrenzungsdutt und sagt matt:ich habe Durst meine liebe Lust. Bleib mir vom Hals du alte Musch,hole mir jetzt einen anderen Duft.
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Anna Hofmann: Etwas
Immer wieder sehe ich auf den Tankstand und vergewissere mich, ob genügend Sprit bleibt. Seit eineinhalb Stunden lenke ich das Auto über eine völlig unbefahrene Straße, es verändert sich nichts an der Kulisse um die Windschutzscheibe. Bäume ziehen groß und dunkel an uns vorbei. Türme aus Samt oder aus Stahl, ich weiß es nicht. Ich versuche sie nicht anzusehen. Die Dunkelheit umschließt uns schon seit die Sonne unspektakulär und schnell irgendwo hinter uns untergegangen ist. Er sitzt auf dem Rücksitz und ist eingeschlafen, kostbar liegt er ganz matt in seiner Schale. Ich sehe oft in den Rückspiegel, ob er noch...
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Ruben Trawally: Ein Brief
Heute habe ich meinen Briefkasten geleert, und einen schönen Stapel Briefe seit gestern erhalten. Man muss wissen, ich schaue jeden Tag auf dem Weg zur Mülltonne am Briefkasten vorbei, um potentielle Friseurwerbung zu entsorgen. Aber Briefe, öffne ich gespannt. Doch was dann geschah, versetzte mich sofort in Aufgeregte Stimmung. Der Briefkasten quoll vor Goldenen, ja sogar eisernen Briefen über, die sich wie folgt lasen: Guten Tag lieber Begünstigter Sie erhalten diese Post von der Robert Bailey-Stiftung. Ich bin ein pensionierter Regierungsangestellter aus Harlem und ein Gewinner des Powerball Lottery Jackpot im Wert von $ 343,8 Millionen. Ich bin der größte...
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Lisa Neher: Braun
„So groß wie ein Fußballfeld.“ Ein Vergleich, den wohl jeder versteht, in einer Gesellschaft, in der ein Sport sich sogar auf das Kaufverhalten der Menschen im Supermarkt ausübt. Stell dir vor, es ist Weltmeisterschaft: Du hast zu viel von deinem Deutschlanddosenbier getrunken und musst auf die Toilette mit Deutschlandklositz, wo du deine Tchibo- Deutschlandunterwäsche ausziehst und deinen Hintern mit Deutschlandtoilettenpapier abwischst. Wenn es um Limited-Editions geht, ist jeder Fan. Denn es gibt Deutschlandbeutel, Deutschlandschnürsenkel, Deutschlandsüßigkeiten, Deutschlandzahnbürsten, Deutschlandshampoo, Deutschlanddeodorants, Deutschlandtaschentücher, Deutschlandkondome, Deutschlandkippen, Deutsch-land-spül-ma-schi- nen-tabs. Verbrauchen Druckereien mehr M Y und K, wenn irgendeine Meisterschaft ist? In dieser Saison würde ich gerne...
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Lisa Neher: Venus
Das ist Nadja. Gerade sitzt sie an der Nummer drei von sechsundzwanzig. Die Arbeit an der Kasse mag sie sehr, das Fließband ist ihr Laufsteg, die Kassenbucht ihre Bühne. Pro Stunde rauschen rund zweihundert Kunden an ihr vorbei und allen schenkt sie ihrspiegelgeprüftes Supermarktlächeln, gratis zum Einkauf obendrauf. Die glossygeschminkten Lippen formt sie – nur leicht – zu einem rosa schillernden Halbmond,gerade so, dass die Faltenbildung sich auf ein Minimum beschränkt. Würde sie lächelnund es bei jedem dahergelaufenen Kunden auch wirklich so meinen, das ergäbe um die achthundert mal am Tag, würde die Muskelgruppe rund um ihre verlängerten Wimpern eine...
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Carolin Wabra: Gisela und Heinz
Eine durchsichtiger Gefrierbeutel wird langsam ausgepackt. Wiederverwendbar, mit diesem Verschluss an den Enden den man wieder zusammendrücken kann. Zip nennt sich diese Technik habe ich in der Werbung gehört. Der Beutel ist ganz knittrig und schon etwas angelaufen. Wiederverwendbar. Heinz und Gisela achten auf so etwas. Haben sie immer schon. Nicht erst seit diese 16jährige Schwedin den Klimawandel prophezeit hat und der Bio-Strom nur noch 30 Cent die Kilowattstunde kostet. Nein, schon seit dem ersten gemeinsamen Ausflug in die Berge im Sommer 1982. Kurz bevor die Kinder kamen. „Toll. Umweltbewusst. So hätte ich sie gar nicht eingeschätzt“, denke ich mir,...
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Theobald O.J. Fuchs: Waldlagebericht
Während die Lage bei den Räubern seit Jahren stabil ist, stellen die Jäger für Anlieger wie Forstwirte unvermindert ein ernstes Problem dar. Insbesondere zur Balzzeit im Frühjahr durchbrechen immer wieder einzelne Exemplare den Jägerschutzzaun und durchwühlen Schuppen, Garagen und Altglascontainer nach Schnapsresten und Baumaterialien für den rituellen Hochstand. Eine vertrauliche Studie des Ministeriums für Bildungsbürger, Illusionisten und Märchen prognostiziert, dass alleine in Süddeutschland jährlich ein Schaden von neun Festmillimetern entsteht. Eine beachtliche Menge Unterholz also. Die Dunkelziffern sind hoch wie nie, weil sich viele Geschädigte aus Scham oder auf Grund von tödlichen Verletzungen weigern, bei der Polizei Meldung zu erstatten....
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