Eisenbart und Meisendraht ist das Literaturvermittlungsmagazin für geschundene Seelen. Jeden Monat wird ein neues Thema von unserem Schriftsteller*innenpool beackert und hernach in Radiowellen (Z) transformiert, in den Pod geschmissen und hier im Internet kybernetisch in den space gepresst.
Diese Seite ist gut, denn sie bietet eine einwandfreie Möglichkeit, in allen Beiträgen herumzustöbern, die im Rahmen von EB&MD veröffentlicht worden sind.
Aktuelle Themen
Neue Textbeiträge
Matt S. Bakausky: Die Person, die beim Spiel des Lebens schummelte
Die meiste Zeit verbringt man also in diesen Casinos und spielt darum am großen Rennen teilzunehmen. Doch man muss auch Zeit im Becken verbringen, um Schwimmen zu üben. Und mit viel Glück gewinnt man dann das goldene Ticket und darf an einem Rennen teilnehmen.Jaja, das Licht am Ende des Tunnels - das sind die Glühlampen der großen Casinos. Wissen nur die wenigstens, aber ich weiß es, denn ich erinnere mich noch genau daran, als wäre es gestern gewesen.Die Zeit vergisst man dabei, dafür sorgen die großen Casinobetreiber schon. Nirgendwo gibt es eine Uhr oder einen Hinweis darauf, ob es gerade...
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Marius Geitz: Zocken II
Oben und untenUnd stark und schwachVielleicht ist das die falsche UnterteilungGeöffnet und verschlossenUnd das korrekte MaßVielmehr geht es doch darum bereit zu sein Sicherheit und SicherungDes eigenen TunSo viel Angst davorNochmal loszugeh‘nDoch der UmkehrschlussIst der endgültige StillstandUnd somit der VerlustTiefer zu seh‘n Bereit für die ÖffnungBereit für den VerschlussBereit dafür, dass sich was bewegtDoch bereit zu seinHeißt eine Lücke zu erkennenUnd diese Lücke auch zu verstehen Der Gewinn ist reinDer Gewinn ist klarDer Gewinn ist was gewonnen werden willNur leicht zu erreichenIst dieser sicher nichtSonst wär’ das Leid auf dem WegNichts wertwenigstens nicht viel
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Marius Geitz: Zocken I
Kaum ist eine Unzulänglichkeit offenkundig geworden,fallen die Geier ein und zerfleischen alles.Kaum ist ein kleiner Riss sichtbar geworden,werden die Brechstangen angesetzt und heben alles aus den Angeln.Kaum hat das Tempo für einen Moment nachgelassen,Kommen die großen Räder und walzen alles platt. Die Konsequenz daraus müsste sein,jede Unzulänglichkeit zu verstecken.Die Konsequenz müsste sein,Jeden kleinen Riss zu verputzen.Sie müsste sein,Das Tempo unaufhörlich beizubehalten.Kann das unsere Lösung sein? Besser wäre doch,Wir lachten die Geier ausBesser wäre doch,Wir schmälzten die Brechstangen einBesser wäre doch,Wir fänden unser eigenes TempoUnd am besten wäre doch,Wir höben das Kinn und riefen:Wir entscheiden selbst.
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Untot in Gostenhof: (4) Serban zockt
Ida saß auf dem Sattel ihres schwarzen Damenrades und stützte sich mit einem Fuß an der wuchtigen Türschwelle des Gründerzeit-Wohnhauses ab. Es war Herbst, der Himmel hing graugelb wie Haferschleim über der Stadt, ein eisiger Wind blies durch die Straße und schleuderte eine Handvoll Regentropfen nach der anderen waagrecht gegen Passanten und Fensterscheiben. Auf dem Gepäckständer des Fahrrades war eine Banane festgeklemmt. Ida machte keine Anstalten, abzusteigen oder loszufahren. Stattdessen rauchte sie eine lange, dünne Zigarette in einer silbernen Zigarettenspitze. Ein kleiner Junge mit einem bunten Schulranzen auf dem Rücken bog um die Ecke und hüpfte auf die Türschwelle. »Hey, Alfons!« begrüßte Ida den...
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Daphne Elfenbein: Haare kämmen
das weiße Blut – du hast mich verletzt – jetzt ist es kaputtAufs Schneidbrett den Nacken gedrückt, neben dem Messer das Tierdie Lache neben dem Kühlschranknackte Füße auf Fliesenweil alles mit A anfängt, also aaaa, sodass ich um acht Uhr fluchtartig den Tatort verlasse leg deinen Kopf in meinen Schoßschenk mir den regard irresistiblemöchtest du ein hartes Ei? Das oeuil magique, die terre promise, der Mont de Venus Gib auf dein Horn Acht!Soll ich dir die Haare kämmen? Komm! Mit den Fingern durchs Haar, dein seidiges Haarrauf dir dein Haar bis Blut fließt und Büschel zwischen den Fingerndas Tierchen, das Fellchen, die Schnauzehat da nicht...
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Leonie Elpelt: Leonie, 24, ungefragt bei Frau tv
Vor zwei Wochen postete eine Kommilitonin mir bei Facebook ein Video von Frau tv auf die Pinnwand. In diesem Video war ohne mein Wissen ein Instagram-Foto von mir verwendet worden. Zu sehen sind die mit Musik untermalten Fotos von Frauen und eingeblendete Textfragmente. Das Video geht so: Sommerzeit Körperzeit Bei dieser Hitze lautet die Devise: Je weniger Stoff auf der Haut desto besser. Seit ein paar Jahren gibt es einen Trend bei Frauen zu einem neuen Accessoire: Achselhaare Sie sind nicht mehr eklig, unhygienisch und hässlich, sondern stehen für weibliches Selbstbewusstsein und Empowerment (bei diesem Wort ist mein Bild zu...
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Eva Szulkowski: Damenbart
Ich habe einen kleinen Damenbart Mit 30 ist er mir gewachsen und er ist ganz zart Nur bei bestimmtem Lichteinfall kann man ihn gut sehen Wer keinen Damenbart hat wird dies Lied wohl schlecht verstehen Ich habe einen kleinen Damenbart Das heißt die Oberlippe ist seitdem nun auch behaart Ich überleg ihn wegzuzupfen oder wegzuwaxen Ich überleg ihn anzunehmen: Er ist so gewachsen Ich hab‘s nicht so mit dem Rasieren, Haare überall Warum nun ausgerechnet er, das wäre unnormal Es käme mir vor wie ein räuberischer Überfall Ich sage Beautyzwang, leck mich & du kannst mich mal Doch immer noch...
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Mina Reischer: Hinter den Augen
Ein belebter Körper ist eine organische Organisation und will das Unmögliche. Etwas, was noch nie war. Es werden Ihnen Haare hinter den Augen wachsen und am ganzen Körper. Haare unter der Haut, unter den Augen. Sie werden zur Tarnung dienen, sie werden mehrere Funktionen erfüllen: Sie verhindern ein zu rasches Abkühlen des Blickes. Feuchtigkeitsschutz gegen Regen und beim Schwimmen. Sie werden helfen beim willkürlichen Hervorrufen leuchtkräftiger, an Halluzinationen grenzender Vorstellungen. If the good doctor can’t cure you, find the less good doctor. Jedes Behagen ist sich selbst genug, ohne Verlangen, dass es anders werden soll als es gerade ist. Schmerz...
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Theobald O.J. Fuchs: Haarflugzeug
Es war einer jener Träume, die sich mir unauslöschlich ins Gedächtnis einprägten. Der Traum war so eindrücklich und gefühlsdurchsaftet, dass ich heute noch, zwanzig Jahre später, das Bild verlustfrei vor meinem inneren Auge dekomprimieren kann. Das Bild vom Haarflugzeug. Die beiden Flügel dieser Maschine sind komplett von Haaren bedeckt. Dickes, weiches, ungefähr schulterlanges Haar, das als Antrieb dient. Der Pilot kann das Fell in eine wellig-windende Bewegung versetzen, ähnlich wie das Wogen eines Kornfeldes oder einer jener Wiesen, wie es sie früher gab, als seltener gemäht wurde und das Gras höher wachsen durfte als erlaubt war, wenn der Wind mit...
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Marius Geitz: Haare
Pixie Cut……PonyhawkPferdeschwanz…..QuiffPompadour…..UndercutShape up……Tonsur Ganz egal, was du trägst,Schneid´ es einfach ab Schneid´ dein HaarSchneid´ dein HaarSchneid´ dein HaarSchneid´ dein HaarSchneid´ dein Haar Schneid´ dein Haar ab Bubikopf…..BürstenschnittEin Zopf…Ein Dutt….IroTopfschnitt…..was der Trump da trägtBraids….Kranzfrisur Ganz egal, was du trägst, Schneid es einfach ab II Für mich bist du genauso schön, wie ich es finde, dass sich die Kinder auf der Straße vor mir fragen, was der Schnurrbart mit der Schnur zu tun hat und sich dabei Schnüre an die Oberlippe halten.
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Paulina Czienskowski: Haare
Bis alle Spuren beseitigt waren, vergingen Jahre. In jeder Öffnung, jedem Spalt, jeder Ritze, die sich in ihrer Wohnung befand, kam wieder und wieder irgendetwas zum Vorschein. Immer war da was, das sie mit dem Damals in Verbindung brachten. Und wenn es nur ein Haar war. Dabei hatte genau das ja alles erst losgetreten. Haare. Nicht seine oder ihre, also nicht direkt. Es waren die eines fremden Menschen, die er in einer Truhe seiner Vergangenheit aufbewahrte und die sie heimlich durchwühlt hatte. Eine pechschwarze, dicke Strähne, die sie da entdeckte, an einem Ende mit der Flamme eines Feuerzeugs zusammengeschweißt. Es...
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Juliane Kling: Mit Opa beim Friseur
Mein Großvater ist ein sehr galanter Mann. Obwohl er erst seit Kurzem auf seinen Gehstock verzichten darf, zögert er niemals, einer älteren Dame in der Straßenbahn seinen Sitzplatz anzubieten. Wenn wir gemeinsam durch die Innenstadt flanieren, und ja, bei meinem Opa muss man ganz grundsätzlich von einem Flanieren sprechen, tippt er sich bei jeder Begegnung mit einem Freund oder einer früheren Bekanntschaft lächelnd an den Hut. Mein Opa ist kein Mann großer Worte, außer er hat in leutseliger Runde ein Glas trockenen Rotwein zu viel getrunken, doch selbst in diesem Fall behält er stets die Contenance. Ich kann mich an...
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Verena Schmidt: HAARE
In einem Benimmregelwerk aus dem Jahre 1954 folgt in alphabetischer Reihenfolge gleich auf den Buchstaben G. wie "Gruß unter geschiedenen Eheleuten und deren Angehörigen" der Buchstabe H.wie "Haare ordnen" (Chiffre) siehe Make Up, beginnend mit der Dame, die Lippenstift, Puder und andere Schönheitsmittel an bestimmten Orten, oder zu bestimmten Gelegenheiten tunlichst zu unterlassen, oder tunlichst zu tun hat.Es steht eindeutig geschrieben: "Wenn Sie das Bedürfnis haben, ihr Erscheinungsbild wieder zurecht zu machen, dann zücken Sie nicht vor allen Leuten - etwa im Restaurant - Ihren Taschenspiegel, um dann mit Lippenstift, Puder oder Ähnlichem nachzuhelfen.Chiffre Entschuldigen Sie sich und ziehen Sie sich...
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Benjamin Weissinger: Magie
Wahrscheinlich keine neue Idee, aber mir behagt gerade sehr die Vorstellung einer Kleinkunstbühne, auf der ein Hobbyzauberer (evtl Elias Hauck oder Paula Irmschler) steht, die/der das relativ spärliche Publikum fragt, ob jemand zufällig einen 50- oder 100-Euro-Schein habe, er wolle einen Trick machen. Daraufhin etwas Bewegung, Murmeln. Ein Vorwitziger ruft: "aber nicht verschwinden lassen." Ein paar Lacher, auch der Zauberer lächelt. "Nun?" "Na gut", sagt jemand aufstehend und zieht sein Portemonaie. "Oh, ich fürchte, ich habe keinen. Nur einen Zwanziger, geht das auch?" "Mnee, oder sonst geht auch die Kreditkarte." "Wie, die Kreditkarte" "Ja, ich mach dann was mit der...
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Marius Geitz: Magie
IV Ich habe schon zu lang nichts mehr gegessen. Es tanzen kleine silbrig leuchtende Sterne durch den Raum. Ich fühle mich geschwächt, will aber die Sterne auch nicht verlieren, denn sie gefallen mir sehr. V Ich habe mich doch dazu durchgerungen Noch rauszugehenEs nieseltGanz leichtIch sehe es in den Lichtkegeln der Laterne Und weiß, dass das was ich sehe, im Winter Schnee wäreUnd ich werde friedlich
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Pauline Füg: Zauberspruch für Verwundete
I Wir fahren nach Norden. Wir fahren von da fort, wo die Seehunde am Strand liegen. Ich sehe dich an, du bist ein bisschen weit entfernt, wir fahren, ich will nicht mehr anhalten, wir fahren davon und dahin. In deinen Augen ist etwas zu viel Beton, deine Schultern sind etwas zu schmal, ich sehe dich immer etwas zu lange an. Deswegen sag ich einen Zauberspruch für Verwundete, das ist ein Zauberspruch für Verwundete, das ist eine Wunde für Verzauberte, denn Weltfallsucht hat mir die Knie aufgeschlagen. Und Fenster ist auch nur ein Blick in die Welt Und Welt hat sich...
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Jesus Maria von Friedel: An die Autobahnraststättenmülltonne
Da stehst Du, unerklärlich Rund, ungekannte Tiefe, was glitzert da im tiefen Schlund? Ah! Präservative! Äonenlang magst Du hier steh'n, seit wann, kann niemand wissen, hast trutzig Deinen Dienst verseh'n - und der ist echt beschissen. So schluckst Du Jahr um Jahr galant, was andere entbehren, ganz stoisch, wie ein Erdtrabant, und ohne Dich zu wehren. Woher kommt dieser Gleichmut nur, ganz ohne Seelenlast, trotz Tampons, Windeln, Kot-Lasur, nur ruhige Tonnen-Rast? Wie ein Idol stierst Du mich an, höhnisch grient Dein Schlund: "Ich bin Tonne, Du nur Mann, und das nicht ohne Grund: Wer hier zu mir gekommen ist, wird...
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Michael Schmidt: Magie
- Überall sieht man sie heut wieder, diese Zauberer. In der Zeitung lest man sie, im Fernseher tun sie Wunder. Sogar in den Kirchen wird gezaubert, wird gesagt, dass man sich Warzen wegbeten oder doch zurückschrumpeln kann. Dämonen werden ausgetrieben, Pferde kuriert, Kamine gesegnet, aufdass sie nicht abbrennen oder so gefährlich für die Umwelt sein mögen. Ja, beim amerikanischen Präsidenten sitzen die Wunderkönner und segnen und besprechen und schauen die Zukunft. Dabei steht es schon bei den Propheten in der Schrift: 'Und will die Zauberer bei dir ausrotten, dass keine Zeichendeuter bei dir bleiben sollen.' Und trotzdem tun sie's alle....
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Margit Heumann: jahreszeitenmagie
abralenzabra zitronenfalter auf schlittschuhen sausen in spiralen um die letzten eiszapfen. sonne tropft von den dachrinnen. der föhn jagt stadtansichten über den himmel. aus den landschaftsausblicken quillt frische erde. der gärtner vertikutiert das gehirn und macht den blick mehltaufrei. die oma hat neue gartenstühle gestrickt. auf der vogeltränke steht ein alter schlager kopf. socken und sandalen übernehmen das kommando, die strumpfhose geht ins exil. zwei liegen paaren sich auf der terrasse, wohl wissend, dass der vorhanghinter der gardine spechtet. mitten hinein in diese idylle schneien yetis und derwinter feiert fröhliche urständ. ohne ansehen der person frieren die eismänner sämtliche lenzattribute...
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Theobald O.J. Fuchs: Magie
Wir fahren alle Schritt, Kinder winken freundlichen Fahrern zu, freundliche Fahrer lächeln, die Sonne scheint, alle haben Lust auf ein Eis.Zauberhafte Raststättenwelt. Vier Euro für einen Espresso sind nicht zu viel verlangt, in der Kapelle kann man so herrlich zur Ruhe kommen. Gymnastik ist wichtig, keine Minute davon ist vergeudete Zeit.Die schöne Plastikrutsche, voll bunt, toll für die Kinder. Schade dass sie nicht ins Auto passt.Niemand ist zu laut, niemand zu schnell, wir stehen gerne an, hier ist auch kein Bargeld notwendig. Hier macht das Leben eine Pause, legt sogar die Hektik die Füße hoch. Wir alle machen jetzt eine...
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