Eisenbart und Meisendraht ist das Literaturvermittlungsmagazin für geschundene Seelen. Jeden Monat wird ein neues Thema von unserem Schriftsteller*innenpool beackert und hernach in Radiowellen (Z) transformiert, in den Pod geschmissen und hier im Internet kybernetisch in den space gepresst.
Diese Seite ist gut, denn sie bietet eine einwandfreie Möglichkeit, in allen Beiträgen herumzustöbern, die im Rahmen von EB&MD veröffentlicht worden sind.
Aktuelle Themen
Neue Textbeiträge
Zeha Schmidtke: Das Märchen von der Ameise und der Grille und ihrem gemeinsamen Feierabendpilz
Eine Grille hatte den ganzen Sommer über musiziert, während die Ameise für den Winter Getreide sammelte. In Wahrheit nun taten es beide längst schon im Gefühl des zeitlos Immergleichen. Zu jeder Zeit und an allen Orten waren sie verfügbar für Königin und Publikum. Die Ameise durfte ihre Königin sogar duzen und fuhr mit ihr auf teambildende Erlebniswochenenden. Die Grille fiedelte auf den Bällen ihrer vermögenden Fans lustig zum Buffet. Selbst wenn sie insgeheim so manches Mal alledem schrecklich müde waren: Solange sie gebraucht wurden, konnten sie nicht untergehen im Mahlstrom des Weltengewimmels. So war ihr Glaube, und er stand fest....
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Steffen Diebold: Die Nixe vom Neckar
In Ufermorastein Bein vertretenOstwind hustetehinter die Ohren. Der Salix Haarehingen im Fluss lagausgeweidet dieKette der Kähne. Auch den letzten Tagsinnlos verbummelttaumelten wir inihr nachtblaues Kleid.
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Steffen Diebold: Burg Azilun
Über Stock und Steinstolpert Frau Holleflittern Glasnadelnin Dezemberlaub. Längst ruiniert alsKalksteinbruch dämmertauf Grat und Kamm siezwischen Bergspitzen. Reifnebel sinternvon fern funkelt einkalter Stern scharf wiedie Tellermine.
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Steffen Diebold: Grimms Märchen
Kein Dichter hungertmehr in Mansarden hetzt von Lesung zuAbgabetermin friert in der Kälteverrauchter Bahnhofs- hallen hoffend aufpünktlichen Anschluss verspäteten Ruhm.
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Steffen Diebold: Ghadames – Aus tausend und einer …
Dachterrassen überspannenkühle Wandelgänge. Streng reguliertschlägt der Wasserwächter Knoten ins Palmblatt.Tänzer kündendie Karawanen der Kameleglühende Euter.
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Harald Kappel: Siebenmeilenstiefel
die Spracheim Wald aussetzenKieselsteine fallenlassenden Weg mästenschnell schnellin die Zukunft ausschreitenviele Leute sagenihre Stiefel kneifendie Verfolgung der Ogerunmöglich lieber die Nachtmütze schlachteneine Kinderschar zeugendas Siedfleisch heranziehendas Denkenim dunklen Fluß aussetzenBrosamen fallenlassendicke Vögel mästenam Staudammschnell schnellin die Vergangenheit abtauchenviele Leute sagenihre Schwimmflügel schmelzendas Erreichen des Glücksunmöglichlieber das Atmen einstellendie Kinder zurücklassendas Siedfleisch erhitzensich selbst abkochenunddie lästige Gegenwartverdunsten
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Daphne Elfenbein: Das Märchen vom Waldbaden
Es war einmal eine Elfe. Die lebte auf einem Baum. Der Baum stand mitten im Wald der im Sommer herrlich nach Zedernholz roch und im Winter nach dem feinen Moder gefallener Nadeln. Die Vögel begannen im März ihr Konzert und im Herbst zogen sie in lärmenden Schwärmen über die Wälder hinweg. Gerne ließ sich die Elfe an sonnigen Tagen in einer Astgabel zum Mittagsschlaf nieder. Dabei ließen die Schatten der Äste im Wind Sonnenflecken auf ihrem Gesichtchen tanzen. Den Winter durchschlief sie meist in einem hohlen Stamm, der an einem Bach stand. Erst wenn es kalt wurde, verschwand sein liebliches Gluckern und Plätschern unter starrendem Eis....
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Harald Kappel: frische Wichtel
die Kirchegeisselt die Unzuchtdie welken Engelverbreiten das Lasterauf der Flaniermeileist ein Strich gezogendie Wasser fliessen rückwärtsin ihren Quell der Kardinal ein fetter Bläserlebt seinen goldenen Traumunter der Soutanepulsiert das Aspergill harzt der WeihrauchOblaten sind getrüffeltim Kataloghat manden Priesterkalenderim Internatfrische Wichtel bestellt das Bussgeld ist witzigdie Oblaten flambiertder Weihrauch entleertdie Verdauung intaktTestikel werden pochiertdie Engelverbreiten das Lasterder Kardinalauf der Flaniermeilezieht keinen Strich
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Harald Kappel: abgeschenkt
das Neonlichtflackertin der Dunkelheitin meinem Dorfwinden sich die Lendenam Euter der Spucknapfist fettund einsamam Lagerfeuerwird er zur Butterfür Steckrüben am Arsch der Weltzählt nurdas Ritual rote Lippen sind ein Skandalnasszeigen siedie Wirklichkeitungefragt das Neonlicht flackertam Arsch der Weltzählen nurGeschenke
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Margit Heumann: Kunst des Schenkens
Jedes Deutschen Pflicht:sich für liebe Geschenkezu revanchieren. Revanchieren, französisch,von revanche, zu deutsch: Rache.
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Robert Alan: Schenken
Jay-Z: Yo girl, wir schenken uns dieses Jahr nix ok?Beyonce: Ok my boy. An Heiligabend dann... Beyonce: Also ich hab jetzt doch ne Kleinigkeit für dich.Jay-Z: Grönland? Du hast mir Grönland gekauft?Beyonce: Ja, warum? Gefällt es dir nicht?Jay-Z: Doch doch! Ich weiß nur nicht wohin damit.Beyonce: Ach das ist doch egal. Die Hauptsache ist doch, dass man uns liebt.
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Theobald Fuchs: Tapezierer – Gefährder oder gefährdet, so viel ist unklar!
Wie gefährlich sind Tapezierer? Ist das massenhafte Auftreten von Tapezieren wirklich ein Zeichen für eine florierende Ökonische? Oder eher der Vorbote, dass die Menschen die Freundlichkeit verlernt haben? Aus aktuellem Anlass fragen wir: Wie gefährdet sind Tapezierer wirklich? Stimmt es, dass sie nicht mehr wissen wie man lächelt und daher alles »hinter die Tapete kehren« wollen? Fragezeichen...? Aber nein: wie ein Neuseeländisches Experiment gezeigt hat: die unkontrollierte Vermehrung des gemeinen Tapezierers bringt andere Gruppen rasch in Bedrängnis. Zum Beispiel den wandernden Kalkbrenner, die Papierschöpferin oder das nächtliche Mauerkratzerlein. Und was reimt sich schon auf Tapezierer? Richtig: Gegenieber. Das hat das...
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Gordie Lachance: Im Nebel oder Mit 17 hat man noch Träume
Ich bin bei dir und bin glücklich. Das Gedicht über deinem Bett sagt, dass kein Mensch den anderen sieht und jeder allein ist. Ich kenn dieses Gedicht fast auswendig, so oft habe ich es gelesen.Jetzt lese ich es zum ersten Mal, ohne mich dabei einsam und ungesehen zu fühlen. Weil du mich siehst. Meine Mutter ruft an und sagt, dass ich heimkommen soll, weil mein Vater „wieder spinnt“. Ich will bei dir bleiben, verdammt. Aber „spinnen“ kann Mord und Totschlag bedeuten. Glaub ich. Du sollst mich nicht für ein Muttersöhnchen halten. Ich versuche, einen coolen Abgang hinzulegen. Ich gebe dir einen pseudo-ironischen...
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Franz Walser: Maßnahme
Ja guten Tag Sie ham keine Arbeit grade? Na da müssen wir eine Maßnahme durchführen Da wird jetzt mal ordentlich Maß genommen 🙂 Aha ja 1,73, das reicht natürlich nicht, kein Wunder ham Sie keine Arbeit, hier Sie machen jetzt mal ein Training. Schön Rücken durchdrücken, ja, schön, gleich 2 Zentimeter mehr, haben Sie mal über Schuhe mit Absatz nachgedacht? Sehen Sie ja das sind so die Kniffe, sowas will gelernt sein, gell da freuen Sie sich ja direkt, dass Sie zu uns gekommen sind, nicht wahr? Sehen Sie ich wäre ohne eine Maßnahme nie hier gelandet, unter 1,80 geht...
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Lea Schlenker: Das Liebesgedicht einer Frau, die zu Weihnachten keine Geschenke macht
Die Autowaschanlage ist heute geschlossen Ich sehe nur von weitem aus Möwen die sich auf dem Parkplatz versammelt haben Wir sind nicht mehr in Bern Hier kennt uns überhaupt niemand mehr Alle unsere Freunde die morgen wieder arbeiten In einem Kaufhaus oder in einer Kanzlei oder in einem Radiostudio Die werden nächste Woche alle tot sein Mein Dichter, mein Hochstapler, Lieber bin ich dumm als brillant wie du lieber bin ich glücklich als weinend wie du mein dilettantischer Schwerenöter Du sitzt auf deinem Stuhl als verhandelst du mit Kleinkriminellen verteilst Küsse als würdest du auf Holzkohlen gehen. Wenn du mich dann hochhebst und ich versuche zu fliegen den Mond holen will...
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Erasmus zu Rövershagen: Der Büchervogel
Der Büchervogel liest ein BuchUnd stellt es in Regale.Tut ein schöner Vogel seinUnd es viele Male. Büchervogel, singe laut,Sing das Lied der Schreiber!Ein Rohrspatz ist der Vogel nicht,der Dummkopf ist ein Kleiber.
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Erasmus zu Rövershagen: Ein gannz Jahrhundert oder ein Jahrtausend auch: Millennium
(kein Sonett) In die Tonne damit am EndeDamit das Blatt sich dann zum guten wendeUnd all die Scheiße unterm HutDen Menschen werd gerecht und gut. Obzwar ich schon dreiviertelVon dir gar nicht angesehenWar doch das keine ViertelIm Grund ganz gut und schön. Bis dann zu dieser ZeitenwendeAuch das Jahrtausend ging zu EndeUnd trotz der Scheiße blieb ich hierAm Ende lags vielleicht am Bier Wenn ich nur eine Weile bleiben könnteMein ganzes Leben schenkt ich dir.
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Felix Benjamin: Ausländer
In der zweiten Klasse laufe ich neben meinem Freund Tino die Straße entlang. Wir haben uns gerade das Sams im Theater angeschaut. Auf der anderen Straßenseite sehen wir zwei Jungs in unserem Alter, die sich in einer uns fremden Sprache anschreien und anfangen, aufeinander einzuschlagen. „Ich dachte, Ausländer halten immer zusammen,“ sagt Tino. Ich antworte: „Warum? George Bush und Saddam Hussein kämpfen doch auch gegeneinander.“
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Raphael Stratz: Geschichte einer Selbstbefreiung
Eigentlich hatte P. es nicht tun wollen. Viel zu lange hatte er sich gesträubt, sich dem Gedanken widersetzt. Was hatte er nicht alles getan, um ihn aus seinem Kopf zu bekommen? Er hatte sich selbst verboten ihn zu denken, hatte sich seinem unveränderbar scheinenden Schicksal gefügt. Er hatte alles über sich ergehen lassen, all die Demütigungen hingenommen und sich nebenbei selbst verboten, den Gedanken der Befreiung und des echten Lebens in seinen Kopf hineinzulassen. Nächtelang war P. wachgelegen. Nicht im Stande zu schlafen, da ihm seine Träume nicht gehorchen wollten und immer wieder dasselbe nach oben spülten. Wenn er dann...
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Uschi Heidinger: Tinkerbell in New York
Mit ihren 20 Jahren sitzt Tinkerbell angegurtet im Flugzeug, schwebend über New York. Gleich soll nun die Maschine landen. In Gedanken ist sie bereits bei ihrer besten Freundin, mit der sie zusammen eine kleine Wohnung tief unten in dieser Großstadt besitzt. Lyra wollte sie eigentlich abholen. Ob sie daran gedacht hatte? Auf dem Nachhauseflug, von Paris herüber, konnte sich Tinkerbell gut mit ihrem etwa gleichaltrigen Reisenachbarn unterhalten. Er sah nett aus, mit seinem offenen Gesicht und den kurzen lockigen, dunklen Haaren. Sein Blick besitzt etwas Vertrauen Erweckendes, dass sie veranlasste, sich mit ihm zu befassen. Als sie die Landung gut...
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