Eisenbart und Meisendraht ist das Literaturvermittlungsmagazin für geschundene Seelen. Jeden Monat wird ein neues Thema von unserem Schriftsteller*innenpool beackert und hernach in Radiowellen (Z) transformiert, in den Pod geschmissen und hier im Internet kybernetisch in den space gepresst.
Diese Seite ist gut, denn sie bietet eine einwandfreie Möglichkeit, in allen Beiträgen herumzustöbern, die im Rahmen von EB&MD veröffentlicht worden sind.
Aktuelle Themen
Neue Textbeiträge
Stephanie Mehnert: Zwischenzeilen, abgefallene
Es ist so still. Daliegt die Asche auf den Lidernliegt auf den blassen Mündernund dort im Park, wo wir erst gestern waren Wir leben in Legenden weiter, viel besser als wir sindhast du geflüstert, wenn wir beieinander lagenund scharrende Taubenfüße zähltendie gerade Zahl für Zukunftdie ungerade Jetzt nisten Vögel in den schwarzen Fenstermäulerndas Uhrwerk spuckt Sekunden in die Nachtund wir welken wir am Erlebtendie Träume in Trümmernunausgesprochen Es ist so still. Daliegt der Morgen auf den Wangenliegt auf den Dächern, die noch sindund schau doch nur: der Tag beginnt im Osten
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Sabrina Marzell: Der Schmacht
Eine Unterhaltung bei Nacht N Ohne Rede ohne Antwort.A Gäbe keine. Weder das Eine noch das Andere.Was wolltest du?N Was ich immer will.A Aha, was du immer willst.N Ja, was ich immer will.A Verstehe.N Ich dich doch auch. Auf Ruhland war ́s schön.A Ja, gutes Abendprogramm und gute Aussicht.Meistens bin ich gefahren.N Ja, wir wissen ja beide warum, prost!Du gefällst mir so. Deine Haltlosigkeit.A Mir gefällt deine Unbeugsamkeit!N Du warst nicht folgenlos.A Das tut mir leid für dich!N Soll ́s nich ́Zigarette?A Immer gerne.
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Sabrina Marzell: Das Ich über sich
Ein Selbstgespräch 1 Kennst du mich?2 Ja, inzwischen kenne ich dich.Ich habe es geschafft und dichzu meiner Seelenverwandten gemacht!1 Und mag ich dich?2 Inzwischen magst du mich.1 Du hast immer gedachtich mag dich nicht. Doch es hat sich herausgestellt:Ich liebe dich und du liebst mich!2 Du bist eine wahre Existentialistin.1 Deine Wahrheit ist: Du bist eine wahre Narzisstin und gießtin deinem Garten Gertrude Steins Rosen.2 Streite dich! Doch ohne mich würdest du nicht sein.
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Matt S. Fußbein Bakausky: Angst und Schrecken in Nürnberg
Scheiß langhaarige Hippies, sagte der Glatzkopf zu den Menschen mit kurz geschnittenen Haaren. Ich hatte mal ein Harem. Dieser brachte mich weiter, doch irgendwann habe ich ihn verloren, als der eigene Geburtstag anstand. Dann wollte jede Person im Harem mit mir Feiern und leider war das nicht möglich. Und der Harem löste sich auf. Das war sehr schade. Eine schlimme Zeit für mein Ego. Aber hier geht es nicht um den Harem. Hier geht es wie immer um mich. Der größenwahnsinnige Lügner und Hochstapler: Peter Fußbein. Ich bin Peter Fußbein. Und ich lüge dir die Welt, widde, widde, wie sie...
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blumenleere: are we our destinies?
ob aurora borealis oder borreliose, eine frage des lichteinfalls, dessen schimmer sich auf deiner haut niedersetze, das konzept ihrer membran benetze & bald hindurch dringe, bis zum verarbeitungszentrum hirn, wo alle daten kopulieren & wundersame kinderchen hervorbringen. & damit sollst du dann zu leben haben, irgendwie, im ominoesen spielraum zwischen hypochonder, anhaenger:in sogenannter alternativer heilungsmethoden oder der inzwischen selbst in konventionellen kreisen durchaus hinterfragten bis verpoenten, kaum mittelalten – indes, die wurzeln, die wurzeln … ! – schulmedizin. beziehungsweise spielen wir lieber das psychsosomatische spiel? jedes symptom, mit dem du dich auseinandersetzt, weil es dir nicht gefaellt, sei resultat eines...
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David Telgin: Tabletten
Unter Tablettenam MorgenWie hintereiner Glasscheibe Ruhig gestellt,stark gedämmt,runter gefahren,irgendwie anders als sonst Er bereitsim wachen SchlafSeine müdenmüden Augen Unter Tablettenbricht selbst der TagIm Dämmerzustandsucht er nach seinem Schatten.
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Angelina Roth: Watching a Crime
Ich sinke in Gedanken. Die Treppen zur U-Bahn hinunter. Sehe Menschen. Höre Schreie. Weine leise. Ich fliege in Gedanken. Durch die Straßen von Kiew. Sehe Soldaten und erkenne nicht, zu welchem Heer sie gehören. Unter mir mein Schatten. Oder bin das ich? Am Fenster steht ein Kind. Oder ist es schon erwachsen? Der Himmel dröhnt. Was war, ist auf einmal wieder, was sein wird. Nichts kann meinen Flug durch die Stadt stoppen. Ich sauge den Schmerz auf, gerate in Taumel, und mein Körper stirbt im Bombenhagel der Vergangenheit. Ich stehe auf und laufe zu Fuß weiter. Es ist Krieg. Heute...
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Welt ohne Gesicht
Spätnachmittag, ein spärlich besuchtes Cafè. Ein Gast kommt von der Toilette zurück, setzt sich auf seinen Platz und bedankt sich mit einem freundlichen Nicken bei dem Menschen am Nebentisch. gast So. Danke. Bin wieder da. Er greift zu seiner Tasche. Der Mensch am Nebentisch schlägt ihm geschwinde auf die Finger. aufpasser Finger weg von der Tasche! gast Wie bitte? aufpasser Der Besitzer hat mich gebeten, auf die Tasche aufzupassen, bis er wieder da ist. Er hat wohl mit solchen Langfingern wie Ihnen gerechnet! gast Ich war das! Ich habe Sie gebeten. aufpasser Ihr Gesicht ist mir unbekannt. gast Mein Gott!...
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Lea Schlenker: Ich kann nicht über den Krieg schreiben
Ich kann nicht über den Krieg schreiben Mein Blut ist Ignazio Cassis Und ein bisschen Emmanuel Macron Auf dem Weg zur Arbeit im Labor Fallen mir die Earpods aus den Ohren Nach dem Aufstehen mache ich mir einen Tee Aus Schweizer Alpenkräutern (seit zehn Jahren denselben) Ich kenne Ich will Stabilität Ich kann nicht über den Krieg schreiben! Wenn ich die Nachrichten lese halte ich mir Die Hand vor den Mund Und greife dann zur Fonduegabel Ich lese von Demonstrationen Bin aber schon ein bisschen müde Ich döse ein wenig in einem Kinosessel Mitten in meiner Stadt Meinem Monbijou Während...
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Clara Fieger: Wenn man jetzt Freund_innen treffen möchte
Letztes Jahr ging ich in den Steinbrüchen bei Eichstätt spazieren. Es war um Ostern herum. Ich besuchte meine Eltern, um das Fest mit ihnen gemeinsam zu feiern, doch musste ich mal raus – frische Luft schnappen, mich bewegen, den Osterschinken verdauen. Ich spazierte also den Berg nach oben zu den Jura-Steinbrüchen. Erst ging ich nur um verschiedene Steinhügel herum und zwischen ihnen hindurch, später stieg ich auch auf einen hinauf, was vom Geräusch der hinunterpurzelnden Steine und der zerbrechenden Jura-Plättchen unter meinen Füßen begleitet wurde. Die Sonne schien. Es war ein schöner Frühlingstag. Ich konnte oben den weiten Ausblick genießen,...
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Michael Schmidt: Prof. Wüirzer und das Kochen
Aus der Chronik "Gesta Professorum Wuiser". Anatol Xerophil Wüirzer *1656 in Haderfleck, + 1723 in Canterbury, England. Frühe Beschäftigung mit den Schwarzen Kochkünsten. Lehre zum Rübenschäler und Fledermausrupfer in der Garküche des berüchtigten Topfpressers Alphonso Calceusbeckus. Anschließend unstetes Leben als Feldkoch im Gefolge von Eugen Franz Prinz von Savoyen-Carignan im Rang eines Untergulaschkanoniers. Von Wüirzers Wirken zu dieser Zeit zeugt das Volkslied "Prinz Eugen, der arme Ritter". Nach einer offenen Feldküchenschlacht mit sieben Verwundeten und fünfzehn Toten Degradierung und unehrenhafte Entlassung. 1699: Flucht nach England. Dort erwarb sich Wüirzer innerhalb kürzester Zeit den Ruf eines raffinierten Gaumenkünstlers, was ihm ein...
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Theobald Fuchs: Es ist nicht immer vorteilhaft, gut zu schmecken
… es war genauso, wie ich es auf YouTube recherchiert hatte: erst nach zwei Tagen ununterbrochenen Kochens fiel das Fleisch von den Knochen. Oder besser gesagt: die Knochen ploppten aus dem Geschmorten, als wäre es ihm ein Bedürfnis, sie loszuwerden. Mir war dabei völlig klar, dass ich bei einem Hype mitmachte. Seitdem dieses Nahrungsmittel selbst von Veganern akzeptiert, ja sogar in höchsten Tönen gelobt wird, wollen es alle selbst probieren. Kaum zu glauben, aber es war seit Jahren oder Jahrzehnten unentdeckt geblieben, bis ein Isländer, glaube ich – oder doch jemand in Kanada? – darauf gekommen war, sie zu essen....
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Matt S. Bakausky: Kann nicht kochen
Ich koche gerne Nudeln mit Pulver, sagte mein fünfzehnjähriges Ich. Dann kochte ich einmal Spaghetti mit Thunfisch-Tomatensoße. Und dann eine ganze Zeit lang nichts mehr. Heute grille ich höchstens oder wärme Essen auf. Nudeln mit Pulver waren gekochte Nudeln mit Bolognesepulver von Knurr. Ich weiß nicht mehr, wo ich dieses Rezept herhatte. Normalerweise würde man das Pulver mit Wasser verdünnen, aber ich streute es über die Nudeln als wäre es Parmesan. Kochen war nie so meins. Ich war höchstens eine Küchenhilfe. Karotten schneiden für den Braten, den Braten mit Gewürzen einreiben, alles nach Anleitung. Anfänger können nur nach Rezept leben,...
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Zeha Schmidtke: 1.10. Gärtnervater
Der Gemüsehändler fegt den Boden. Die Türglocke klingelt. HändlerOh, die Türglocke. KundeGuten Tag. Folgendes: Ich will heute Abend richtig lecker kochen. Wir sind zu fünft. Da hätte ich gerne frischen Rosenkohl, möglichst kleine Köpfchen, und für die Vorspeise sechs mittelgroße Artischocken. HändlerEs tut mir leid. KundeKeine Artischocken? HändlerEs tut mir leid: So ein Laden, wie Sie ihn suchen, ist das hier nicht. KundeWieso? Draußen steht doch „Gemüsehandlung“. Und ich will Gemüse. HändlerNein. Sie wollen arrogantes Modegrünzeug. Und das gibt es hier nicht. KundeDas ist ein Scherz. HändlerEin Scherz ist es, wie sich Ihre Artischocke benimmt, seitdem sie zur Arzneipflanze des...
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Margit Heumann: Mahlzeit!
Der Wirt der Stadtschenke am Tiergärtner Tor stellt den Kupferkessel mit der fränkischen Bierbowle zwischen die bauchigen Glastassen auf der Theke. „So! Alles fertig für die Firmenfeier des Frankenfernsehens.“ Noch ein kritischer Blick über die gedeckte Tafel, die Reihe hochglanzpolierter Speisenwärmer mit dem warmen Buffet und den Desserttisch am Ende. „Fehlt nur noch das Personal“, murmelt er und verlässt den Saal, um seine Angestellten auf Trab zu bringen. Ein abgrundtiefer Seufzer durchbricht die Stille. „In was für Zeiten leben wir eigentlich?“, jammert der Kloß und rotiert empört um seine eigene Achse. „Ich bekomme eine Gänsehaut, wenn ich nur daran denke,...
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Hanne Mausfeld: Essenz
Köchel, reduziere,püriere, passiere,köchel,lass ruhen und dannnimm das restlicheWässerchenobenauffiltriere, kläre die pureEssenzund sprühe den Juice aufdie Zungender GästeAhhhh!Tomatepur
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Stefan Veiths Restaurant Gargantua: Neujahrsmenu für 2022
Gargantua serviert heute Josefa Tabernagels Future Dish aus dem Jahre 1880, welches sie damals bereits aus dem outer space hinterm Mond einigen dort lebenden Dinosauriern zu Neujahr servierte Windradgeschnetzeltes oder Cyberfilet vom Ahornfischim selben Sud 3 Tage lang gebadet (Ahorndrosselschleim, oder Narzissenschnaps, Weinerliche Pferdetränen), von einem Öko-Narzisten angerührt und in unglücklicher Tönnieskuhbutter gesäuert.Gersten/Emmausnudeln mit Semmelbrösel, dazu einen Dahammerden-Salat Zum Nachtisch reichen wir einen zwetschgenverschnapsten Adamsapfel plus geeister Veganersahne (egal ob Hafer oder Koko-Lores) Dazu trinken wir einen kalten Kaffee aus Grönland. Wohl bekomms!
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Benjamin Weissinger: Parlamentsmoët
Statt 1 Parlamentspoetbrauchts hier 1 ParlamentsmoëtGenommen von den Reichen,eingeschenkt den Armen- als Zeichen.Dann Wohnung für alle,Grundeinkommen.Grenzen auf und Bleiberecht.Dazu Kaviar vom Hecht Stör.
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Lutz Senneberg: Die Orgel
Ich bin der Nebel, Du bist der Giebel, Ich Spiele am Hebel, Du liest in der Fibel. Ich zupf an der LeierDu drehst an der Orgel, Machst Suppe aus Eier, Ich dünste nen Geier. Du machst täglich Sport, Ich bewege mich kaum, wechselst ständig den Ort, ich bleibe im Raum. Auf Orgel gibt es keinen Reim, Das les ich jetzt als Zeichen:Denn unsere Liebe soll nicht sein, Muss deiner Orgel weichen.
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Hanne Mausfeld: mit weitblick
wegbeamen unnötigin wärme lüfteln undin wilden wolkenweltenvoller kumulus wann immer wellen schlagenliebend auf schaumkronen tanzenauf himmelspferden gallopierenim eigenen Kämmerchenwohlwollend auch zum selbst das geistige lotterbett nicht besudeln odermaßstabsein lassen für blaue Stundenwer weiß wo
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