Eisenbart und Meisendraht ist das Literaturvermittlungsmagazin für geschundene Seelen. Jeden Monat wird ein neues Thema von unserem Schriftsteller*innenpool beackert und hernach in Radiowellen (Z) transformiert, in den Pod geschmissen und hier im Internet kybernetisch in den space gepresst.
Diese Seite ist gut, denn sie bietet eine einwandfreie Möglichkeit, in allen Beiträgen herumzustöbern, die im Rahmen von EB&MD veröffentlicht worden sind.
Aktuelle Themen
Neue Textbeiträge
Christian Knieps: Sommerfrische
Disclaimer: Achtung! Dieser Artikel kann Hinweise auf Produkte erhalten, die zur empirischen Fallstudie notwendig waren. Da dies kein Warentest im herkömmlichen Sinne darstellt, wird sich an dieser Stelle in aller Form entschuldigt!Wer kennt das nicht? Es ist heiß im Staate Dänemark, aber auch in der eigenen Großstadt, die in einem Kessel liegend die Grillstufe des Backofens angeschaltet hat, Hitze von oben und unten, und selbst im fast nacktem Zustand kann man erfühlen, wie sich ein Brathähnchen in der Röhre fühlen mag. Die Luft ist stickig, diesig, eine Glocke mit wabernder oder stehender Luft heizt das Ganze weiter an, die Schweißporen...
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Simon Borowiak: Hochsommer
Garten platzt aus allen Nähten.Hummeln strecken ihre rundenHummelhintern aus den Kelchen. Wespen wild auf Sommertorte.Kinder, Kreide, Gehwegplatten.Kaffee für Erwachsene. Kohle raucht und Steak und Bratwurst.Sonne will nicht untergehen;lungert noch an Gartenpforte. Alle Blätter stehen still.Alle Blumen machen dicht.Widerwillig sinkt die Sonne. Müde Vögel schläfrig schnarren.Sehr geschäftig trippeln Igel.Garten atmet aus und duftet.Sonne scheint jetzt anderswo.
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Simon Borowiak: Wahre Romantik
Verkommener Bahndamman vergessner IndustrieVerfärbt ins UnbeschreiblicheLichtbrei gemischtNichts schwarz Nichts gelbDie Sonne steil Darunteralles am DunkelnStaub am GlimmenDreck am FunkelnDie Weltverhauen und verstoßenGestockt und eben und getrübtZwei Sonnen steil Darunter grauer Gilb an SchotterBlauer Efeu ChromgestängeDer Teer gebrochen und Ginster Drei Sonnen steildarunter AblebenUnd wirmit sandigen AugenVier Sonnen steilDarunter Rost
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Harald Kappel: FluorChlorBromJod
die Dissektion der Schlagaderunterbricht den Saftstromdes Träumendenin monochromer Tinkturertrinkt das Mitgefühlfür den kahlen Schädelstereotomischwerden Wünsche ausgeschältheimlichdie Meinung geglättetdie Kritik entlaubtjajaim Schatten droht die Apnoedann macht dochwas ihr wolltdie Oberfläche bleibt stummschamlos vermehrt sichim Schädeltransplantatdie alte Vaccineder Saftstromdes Träumendenertrinktin monochromer Tinktur
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Harald Kappel: Beanstandung der Szene
in meiner Nähelagernim Bahnhofslichtin der warmen Kühlboxungelieferte Tortenin meiner Näheschimmernunter Neonröhrenin Zeitungspapier eingeschlagengoldgelbe Makrelenin der gekippten Stimmungdünsten deine Nylonstrümpfewie geronnene Milchich beanstandedie kleine Szeneunbemerktbedaure aufrichtigmit halblauter Rührungdeine Tränensäckedannschiebe ich den Fischendeine Traurigkeit hinter die Kiemenesse die warmen Tortenfühle mich obenaufreibe dein Nylonzum vagen Funkenschlagunbemerktbeanstande ichmich selbstund wartewartewarwv,.
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Bastian Kienitz: HELL YEAH, endlich gibt es Kriegsroboter
Blankosonett HELL YEAH, der Bildschirm flackert, leises Rauschenumgibt den Abend still im Kerzenscheinhast du den Song WE FUCKING DIE gehörtjetzt schlagen Funken lauthals in den Raum zwei Kanal Ton mit der Tendenz zum TötenSHOT COUNTER SHOT komm, lass es richtig knallenbis dieses Wirkungsfeld beginnt zu bluten:wir sind jetzt mitten in der Szenerie es gibt ein Wort Maschinenparadigmadass selbst dein Hirn wie ein Computer ticktwenn wir die Taste Rot am Joystick drücken dann läuft im Video der ROBOTS DAYaus Regeln programmierter Schaukulisse:wenn du kein Herz hast, kannst du Töten gehen…
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Simon Borowiak: Flughafen Nizza
Flughafen Nizza.Sitze ich und wartein meinen Anziehsachen. Daneben sitzt und wartetmünchener Familiein ihren Anziehsachen. Der Situierten Sohn stakt auf und ab.Mustert mich, als wär ich Dreck.Bei jedem auf und abmustert er mich Dreck. Da hat er recht:Von seinem Büffel-Seiden-Kaschmirmantelkönnte ich zwei Jahre leben. Dann Aufruf.Einstieg.Mein Onkel hat es gut mit mir gemeint:Erste Klasse, erste Reihe, erster Platz. Danach steigt einder Rest der Welt. Der Seidenraupenbüffelsohnmuss weitergehen, zweite Klasse.Und das auch noch an mir vorbei. Gesichtszug wie ein grad mit Wuchtentgleister ICE. Kurz gleiche Höhe,Tuchfühlung,fast aneinander schabend:Der Kaschmir unddie Jeans von kik. Er: Fassungslos und voll von Wut.Ich: Voll das Herz,voll...
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David Telgin: Kritik
Lobund Tadel Redeund Gegenrede Chanceund Entwicklung Kritikdie aufbaut Kritikdie niederschmettert Mach weiter Gehdeinen Weg.
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Bastian Kienitz: Bücherwürmer
MAN SAGT, Bücherwürmer seien eine aussterbende Speziesda es in naher Zukunft keine Bücher mehr gäbe & sich dieseGattung also ihrem natürlichen Habitat entzogen in kürzesterZeit laut evolutionärem Grundgedanken nicht neu orientierenkönnte & der Klimawechsel somit schwer beschädigt oder zumindest mit einer starken Aversion gegenüber unnatürlichenAusweichreservaten z.B. technologischen Gütern & somitGehalt also dem eigentlichen Inhalt nicht mehr folgen können,Punkt.
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Christian Knieps: Überwindung der Kritik
Letztens las ich einen Artikel über Post-Kritik, in dem es augenscheinlich nicht um eine substanzielle Kritik an der Post geht, auch nicht ums gute Prosten, denn dafür fehlt nicht absichtlich ein Buchstabe, wohl auch nicht ums kritische Posten von Müll im Netz, sondern um einen neuen Zugang zu einem Text – für Menschen gemacht, die glauben, dass man über multiple Metaebenen zu einer anderen Erkenntnis gelangen kann, wenn man sich dem Text nur anders, in einer Realität, die leicht um einen µ verschoben ist, nähert. Wie weit sind wir bei einem solchen Postulat in einem Spielfeld, das einige der versiertesten...
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Bastian Kienitz: NORMAL
Blankosonett ist es normal, wenn du an Kanten stößtdie sich an Kanten stoßen, hinter denendie Gleichung allenfalls Wert Null beträgtum jede Abweichung von vornherein den einen Längengrad fernab zu schiebenbestimmst du zunächst eine feste Zahlund zollst dem Raum die Winkelperspektivedie dich viel weiter, tiefer fallen lässt komm! hüpf mit mir in den Kaninchenbauund folge A) the white light, rabbitin seinen Unterschlupf, dem Spiegelsaal wo wir uns in der Anderwelt befindenda ist dein Stigma allenfalls normalum bei der Norm des Gleichgewichts zu bleiben…
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Carsten Stephan: Unterwegs mit Eichendorff
„Hörst du nicht die Quellen gehenZwischen Stein und Blumen weit? Hörst du nicht die Bäume rauschenDraußen durch die stille Rund’? Hörst du nun den Frühling laden,Waldhorn gehn im grünen Wald? Hörst du tief die feuchten HügelSchlagen an die Felsenwand?“ „All das kann ich gar nicht hören.Also: halt doch mal die Klappe!“
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blumenleere: prost blitz (auf dass er dich erschlagen moege!)
aeuszere & veraeuszere dich, in altvertrauter waehrung, dem eigentlich schon laengst vor deiner geburt abgelaufenen & ergo, dementsprechend, zu keinem sinnvollen verzehr mehr empfohlenen, widerlichen senf deiner profilneurotischen meinungen, welche allzu gerne saemtliche der sich dir & dabei auch nur irgendwie den mindesten widerstand bildend, also deine illustre – welch ein trauriger hohn! – aufmerksamkeit ausreichend auf sich ziehend entgegenstemmenden reibungspunkte deiner begegnungen mit moeglichen & unmoeglichen entitaeten schmierig hinabtriefen muss, damit du wochen spaeter noch, skrupellos darauf aufbauend, laut schwadronierend schier denselben erbaermlichen wust an dumpf muffelndem nonsens jedweder persona, die es selbstverstaendlich nie wirklich interessieren kann – es...
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Simon Borowiak: Lieblos
Ich sehꞌ etwas,was Du nicht siehst. Ich fühlꞌ etwas,was Du nicht fühlst. Ich hörꞌ etwas,was Du nicht hörst. Wann merkst Du endlich,dass Du störst? Du schaust mich anwie hundert Kühe. Ich stehe vor Dirwie ein Schwein. Du gibst Dir redlicher als redlichMühe, und ich will doch nurbei der Andren sein.
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Ella:r Gülden: Größer
Sie haben mir eine kleine sichere Zone übrig gelassen, in der ich mich frei bewegen kann. Für mich selbst ist es ein recht großes Gelände, doch ich kenne es in- und auswendig. An Grenzen stoße ich dabei nicht, zu groß ist auch meine Angst. Und die eigentliche Welt ist für mich ohnehin nicht mehr bereisbar, in ihrer Gänze unzugänglich. Ihre Größe ist für mich nicht zu bewältigen, ich lebe im Kleinen. Immer noch und nöcher. Nein, kleiner wird's hier wahrscheinlich nicht mehr. Es gibt ein paar von ihnen, die auf mich achten, auch wenn sie mich kaum mehr sehen können....
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Carsten Stephan: Narren
Runde Köpfe, spitze Zungen,Stiller Weltschmerz, lautes Lachen.Ab und zu kommt eine NachrichtUnd es zeigt sich wer beleidigt. Dünner Bizeps, dicke Lippe,Werk mit Absicht, ohne Wirkung.Ab und zu kommt eine KlageUnd es plündert wer das Konto. Sanfte Augen, scharfe Blicke,Narrenfreiheit, Idealismus.Ab und zu kommt eine KugelUnd es greinen falsche Freunde.
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Sabrina Marzell: Klassenfrage
Sara und Caro schauen einen Film, eine Aufstiegsgeschichte. Die Geschichte löst inSara negative Gefühle aus! Sara fängt an Caro Vorwürfe zu machen. In derAuseinandersetzung driften die beiden auseinander. Ich hielt den Kopf aufgestützt auf meinem Ellbogen, der sich immer tiefer in die Sofalehnebohrte. Neben mir auf dem Sofa saß Caro und suchte die Fernbedienung. Ich richtetemich auf und legte die Decke, die ich mir um meine Beine gewickelt hatte beiseite. Danntastete ich mich vorsichtig durchs dunkle Zimmer zum Lichtschalter vor und knipste dasLicht an. Das kleine, unaufgräumte Zimmer wurde von einem kalten weiß durchflutet undder Schatten, der gerade noch über...
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Elias Hirschl: Über das Motiv der SAMSUNG MS 23 K 800 Watt Mikrowelle im Werk von Karsten Dorsch
Heute möchte ich einen Blick auf einen stark unterschätzten Autor werfen, ja vielleicht den unterschätztesten aller Zeiten. Karsten Dorschs Romane zeichnen sich durch ihre sprachliche Raffinesse aus, durch ihren Einfallsreichtum, ein diffiziles Einfühlungsvermögen zu seinen Figuren und eine enorme Detailkenntnis historischer Werke, zu denen er in seinen Büchern durchwegs stark Bezug nimmt. Ja seine Bücher sind gespickt mit Querverweisen, Zitaten und Anspielungen auf andere Werke und es würde Jahre dauern sie alle aufzulisten. Es gibt mehrere Theorien darüber, warum Dorschs Romane nie wirklich in den Literatur-Mainstream vordringen konnten. Manche halten sie für zu trist, andere für zu komödiantisch und wieder...
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David Telgin: Kritik (be-) lebt
Die Kritiklebt Belebtdas Geschäft Schauwas die Verkaufszahlen zeigen Sie steigensteigen.
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Harald Kappel: Vom Abstellen des Mangels
morgensist das Bedürfnis am Größtender Vortagist mit feuchten Erinnerungen gefülltder erste Schlucknicht vor neunist der Schwerstedie selbstauferlegte Beschränkungein täglicher Erfolgundein körperliches Mußdie Erleichterungsetzt augenblicklich eindie Freude niemalsder Tagwirdvom Abstellen des Mangelserfüllt
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