Eisenbart und Meisendraht ist das Literaturvermittlungsmagazin für geschundene Seelen. Jeden Monat wird ein neues Thema von unserem Schriftsteller*innenpool beackert und hernach in Radiowellen (Z) transformiert, in den Pod geschmissen und hier im Internet kybernetisch in den space gepresst.
Diese Seite ist gut, denn sie bietet eine einwandfreie Möglichkeit, in allen Beiträgen herumzustöbern, die im Rahmen von EB&MD veröffentlicht worden sind.
Aktuelle Themen
Neue Textbeiträge
Carsten Stephan: Karneval
Ein Knabe kriecht in die Konfettidüne.Ein plumpes Blasorchester bläst zum Spaß.Ganz grüne Röcke fliegen auf der Bühne,Und große Zähne beißen in ein Glas. Katarrhe schielen nach der nackten Wade.Ein draller Dackel liebt ein Narrenbein.Es hagelt große Tafeln Schokolade,Ein Balg bricht nieder und ein Sturm herein. Ein Wagen kippt. Bemützte Männer purzeln.Ein Altersfleck ist von Kamellen blau.Trompeten dellen. Rote Trommeln wurzeln.Ein Traktor stolpert über ein Helau.
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Christian Knieps: Guerilla Sale
In einem Geschäft für Schlafzimmermöbel. An einem Schreibtisch sitzt ein gelangweilter Verkäufer und schlürft an seinem Kaffee. Beide Füße, an denen weiße Golfschuhe prangen, liegen auf dem Tisch. Es ist nichts los im Laden. Plötzlich ertönt die Eingangstüre, und ein potentieller Kunde kommt in den Laden. Dieser geht schnurstracks zu dem Verkäufer und setzt sich an den Tisch auf einen bereitstehenden Stuhl. Beide mustern sich eine Weile. Verkäufer ohne sich zu regen: Kann es sein, dass Sie gar nichts kaufen wollen? Sondern nur hier sind, um Stunk zu machen und meine Zeit zu fressen? Wenn Sie eine Beratung wollen, gehen...
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blumenleere: Durchgerasselt
der erbaermlichen inszenierung schmaehlings auf den leim gegangen, die dir aufoktroyierten kritierien blindlings angenommen, bist du, mit pauken & trompeten – ganz, ganz groszes kino, also …? – durchgefallen. die pruefungskommision feixt, die konkurrenz tut dergleichen – & du, du duemmliches kleines opferlamm, heulst, kreischst & versinkst im boden, vor lauter scham: dank deiner tatkraeftigen unterstuetzung festigst du zudem wieder mal die macht eines voellig idiotischen systemes, in dem der dem menschen zugewiesene wert davon abgeleitet wird, wie er kuenstlich konstruierte herausforderungen bewaeltigt. lebensnaehe? jein. nein, da die sogenannte natur – auch blosz eine unsrer fixen ideen …? – eigentlich...
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Bastian Kienitz: Unter Spannung
sagen wir Spannungvs. Aktionspotenzialist gleich
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Bastian Kienitz: Töten im Namen von
wir haben alles zugelassendie Schatten neben unswandern von Norden südwärts Zeile für Zeileüber den Rand unserer Worte die trocknen kaum undbilden feuchtfarbene Schlierenvon denen man sagt die wären echt
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Bastian kienitz: Rheingold
rein Gold raus /eine Blaskappelledie dir dasSpiel von derDunkelheitspielt im schwarzenGlanz der aufgehenden Sonne
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Bastian Kienitz: Moderne Liebe
Im Gleichgewicht formst du aus Masse einen Fixpunkt bistabil zur nächsten Bar. EIN KORN EIN BIER und einer Menge T R E SEN LATEIN: dass der erste Schuss PUNKTGENAU ins Ziel getroffen hätte, hätten wir nicht…
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Bastian Kienitz: Das jüngste Gericht/Komposition V
(Blankosonett) der Tag schlägt Augenblicke aus dem Rahmendie in das Meer der schwarzen Farbe fallengedankenleer wie eine leichte Briseund manchmal mehr als wir zu wissen glauben vergänglich weicht das Abendlicht der Erdeund löst sich auf in einem steten Wandelaus Worten, die in Wiederworten endenund einem Anfang gleich das Ende gönnen im Mittelpunkt steht diese Weite - Lebendas aus dem Boden bricht, um zu erblühenund sich im Inneren zu optimieren du hast es angeregt mit dir zu sterbenjetzt wirkt das Chaos, liegt in deinen Händenwas übrig bleibt, darf sich für Tod erklären…
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Angelina Roth: Szenen einer Sucht
Ich gehe zum Bahnhofund kaufe eine Zeitung am Kiosk,als wäre nie etwas gewesen.Ich fühle mich wie ein Junkie,der jetzt clean istund an der Heroin-Abgabe vorbeifährtschön frisiert, mit neuem Leben,der Tochter über den Kopf streicht. Durchsagen dröhnen durch den Lautsprecherund vermitteln dieses unbeschreibliche Gefühl:Einfach einsteigen und wegfahren.Hinter dem Abteil liegt der Flughafenund dahinter das Meer.Check-in, check-out,so schlug mein Puls,Berlin, New York, Kapstadt.Bis ich eines Tages aufwachte,und nur noch schrie.Ich wollte bleiben,stornierte meine Reisen,legte mich auf den Boden,und wartete bis der Teufel meinen Körper verlassen hatte. Seitdem ist der Bahnhof für mich kein Tor zum Glück mehr.Er ist ein Gebäude wie jedes...
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Ella:r Gülden: Vom Urlauben
Die Holländer:innen auf Campingplätzen überall in Italien oder in Westfrankreich, in der Lüneburger Heide und an der kroatischen Adria, und die Engländer:innen in ihren Ferienhäusern auf der anderen Seite des Ärmelkanals, wo sie bruchstückhaft "Frrançais" sprechen und "Crroissant" und "Pain" au chocolat reinfressen. Oder an der Nordostsee Fischbrötchen mit Bismarckhering, ja der mit den fünf Bällen spielt..Naja und selbst die deutschen Urlaubsfreund:innen wollen häufig dorthin, wo das Essen interessant schmeckt, das Gras anders grün ist und die Badegewässer etwas klarer sind, oder wärmer, oder kälter Oder die Berge höher…-als in und umSonneberg (i. Thüringen) …Sonniger ist es aber in Offenburg,...
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Katrin Rauch: Die Haxn bitte vor dem Duschen rasieren.
Der Sommer war schon immer meine am wenigsten liebste Jahreszeit: 4. Platz von 4 Teilnehmenden.Kein Foto für den Sommer.Keine tens tens tens across the board.Beim Poetry Slam 10 Punkte. Insgesamt. Kein Extrapunkt.Ein Typ für Fiderallala und ich eben auch so überhaupt absolut kein Typ für Fiderallala.Schlecht!Der Sommer ist SCHLECHT!Fürchterlich, ganz schlimm, weih, grausig, pfui! Der Sommer war schon immer meine am wenigsten liebste Jahreszeit, denn es ist halt einfach viel zu heiß!Da schwitzt man. Im Sommer schwitzt man. Alleine vom Sitzen schwitzt man sitzt in der Sonne und schwitzt beim Sitzen schwitzt man in der Sonne, obwohl man sich keinen...
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Juli Kling: Sommerfrische
Mein Freund Tobi verbringt die Sommerfrische am liebsten in Südengland. Er packt seine Reisetasche, bucht sich ein Zugticket nach London und fährt von dort aus weiter Richtung Cornwall. Am häufigsten zieht es Tobi auf die Halbinsel Lizard, wo man kilometerlang an den Steilküsten entlanglaufen kann und wo die rauen Felswände schimmern wie die Schuppen einer Eidechse. Schon Virginia Woolf hat gerne Urlaub in Cornwall gemacht und wenn sie keine überzeugende Referenz ist, dann ist es Tobi. Man kann Tobi als einen Mann in den besten Jahren bezeichnen. Er schätzt rohköstliche Ofengerichte, trägt vorzugsweise Bootcut-Jeans und seine größte Schwäche sind Hunde....
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Bastian Kienitz: UNTITLED I
blechern klingt der Sommer hinter dem Schuppen Flecken und Stroh die Flimmern verstaubt und trockene Insektenhüllen welche sich in Spinnweben verfangen gleichen einem Traumfänger der lichtschwer in der Mittagshitze ruht und nach einem Luftbild Ausschau hält als könnten Nägel in der Mittagshitze das kühle Regenwasser rufen so schrill klingen die Eisenteile wenn diese raschelnd aneinanderschlagen und in dem ausgedörrten See die toten Fische tanzen sehen
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Bastian Kienitz: 3 DEKADES OF DISSIDENT
(Blankosonett) THE SUN scheint heute wieder schwarzlackiertauf beiger Fläche Standardsatz Druck querzu deinen Lippen, die laut Lackrot schreienals hielten wir den Atem an, inzwischen vielleicht auch den der Erde, ihrer Kinderzu denen wir letztendlich auch gehörenim Stoffgemisch aus Zeit- und Raumgefügeund Mineral aus Wortstaub in den Sätzen laut ausgesprochen könnte man glatt denkendass dieser Mundraub, der vor deiner Haustürstattfindet, gar nicht da ist: SCHLIESS DIE AUGEN! und höre auch nicht mehr die lauten VögelSteckbrief: effects of global warmingwenn dir der Puls am Reiz dazwischenfunkt…
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David Telgin: Auszeit (Sommerfrische)
Am Morgennoch frisch Unverbraucht Keingleißendes Licht Keinegroße Hitze Am Morgenein leichter Wind Hauch Von Rosenund Lavendel. Lasst dieBlumen sprechen.
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David Telgin: Sommerregen
Landdas aufatmet Wenn derRegen fällt Und der Durstgelöscht wird Und endlich Regen fällt Nach viel zuheißen Sommertagen.
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Jörg Hilse: ABBAstan
Anfangs fühlte sich Jonas Neum etwas unwohl, wenn er daran dachte den Urlaub in einer Stadt zu verbringen, in der es nicht üblich war mit Bargeld zu bezahlen.Aber als in der Küche immer öfter ABBA statt wie sonst meistens Helene Fischer zu hören war, wenn seine Frau abwusch, sagte er „Na gut, fahren wir“ und Sie buchte im Internet eine Woche Stockholm. Jonas Neum war beruhigt die Sache seiner Frau überlassen zu können und nur seinen Teil der Kosten zu übernehmen. Er fand das Ganze zu kompliziert weil man seinem Gefühl nach, hunderte von Passwörtern dafür zu brauchen schien. So...
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Matt S. Bakausky: Sommerfrische
Ich war ein Suchender, überall habe ich gesucht, wusste nicht was. In Frauen, Männern. In Beziehungen, in Sex, in Vorbildern, in Beispielen. Gesucht in Lehrern, Büchern, Geschichten. In Religionen: Christentum, Islam, Buddhismus oder Hinduismus. Ich habe gesucht und gesucht: In Sekten und Okkultismus. Im Theater und in Filmen. Überall gesucht ohne zu Wissen wonach ich suche. Wissen oder Erfahrungen? Frag mich nicht. In der Arbeit und im autodidaktischen lernen habe ich gesucht. In der Angst, der Traurigkeit, der Wut. Gesucht in der Sucht und im Rausch. Gesucht in medizinischen Lösungen. Überall habe ich gesucht ohne zu wissen wonach. Ohne zu...
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Carsten Striepe: Flaschenpost
Gesellschaftskritik ist ein Lifestyleprodukt. Nicht mehr als ein schickes Accessoire von Akademiker:innen jeglicher Coleur, das sie vor sich hertragen und begeistert davon erzählen welche tollen Erkenntnisse und Erfahrungen sie im Austausch miteinander gewinnen durften. Stolz präsentieren sie das Unsagbare der Woche ohne die Tragweite überhaupt begreifen zu wollen. Gleich einer Holiday-Experience und einer Afterwork-Session mit den ach so geliebten Kolleg:innen. Ein Glaubensbekenntnis, dass wir dies und jenes erkannt und in uns vernichtet haben, während die ganze Scheiße einfach weitergeht. Und manchmal reicht die Demut gerade noch für ein Bier getränktes Bekenntnis, die immer noch anwesenden inneren Widersprüche anzuerkennen. Aber bald...
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Christian Knieps: Tagebuch eines Vollzeitgenervten
Als meine Eltern in den Urlaub fahren wollten und sie das Wort Sommerfrische fallen ließen, dachte ich an Strand und einer frischen Brise und entschied, mit ihnen zu fahren, obwohl ich auch die Chance hatte, zu Hause zu bleiben. Es ist meinem Alter von 16 Jahren geschuldet, dass ich versuche, mich so wenig wie möglich mit meinen Eltern abzustimmen, da mir die lieb gewonnenen Freiheiten sehr wichtig sind. Daraus ergab sich, dass ich Sommerfrische falsch interpretierte und davon ausging, dass wir an einen Strand fahren würden, doch als wir uns auf dem Weg befanden und ich realisierte, dass das Navigationsgerät...
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