Er ging
nicht mit
der Mode
Er trug
was ihm gefiel
Aber irgendwann
ging die Mode
nach ihm.
Das Magazin für Eigenart
Er ging
nicht mit
der Mode
Er trug
was ihm gefiel
Aber irgendwann
ging die Mode
nach ihm.
selam Dinçer, selam
komm und setze dich zu mir auf den Diwan
erzähl, du wolltest den Applaus, du hast den Applaus
in deinem rechten Auge ein kicherndes Pony
im linken eine verbrannte Brache
deine ergrauten Schläfen kreuzen sich nun
wie karge Pfade in deiner müden Sprache
die das Gedicht mit dem Milchmund eines Säuglings
aus der entzündeten Brustwarze saugt
schau, der lange Weg, den du wie einen Gürtel
dieser zahnenden Welt geschnallt hast
bleibt dem Traum immer zu eng. schau, was dir
Ewigkeit verspricht, ist nur so lang wie das Korn
und der Thron unter deinen Pfauenfedern
mit denen du das Maschinenfett
auf deiner Arbeitshose maskiert hat
wackelt bei jedem Blick in den Spiegel
wie der Reißzahn eines alten Wolfs
das Gedicht war dein Schleifstein, doch jedes Messer
stumpft im Ehrgeiz des Wortes ab
und jede Zeile kehrt nach der Jagd wund in seine Höhle zurück
Dinçer, schau, ein kleines Kind sitzt auf deinem Schoß
es springt hinunter, es will zum Nordstern
Kind, schreist du ihm hinterher
es läuft auf die Bühne, die dich
mit ihrem Licht vertröstet hat
es pflückt Mut aus deinen Blicken
die ihre Scherben verschweigen
du weißt, das Gedicht und der Spiegel wissen es auch
seine Reise wird die Fortsetzung deiner Geschichte sein
Allzeit chic statt à la mode
Mit Hohenheim & Richards
Es ist eine Unnatur, eine bestimmte
„Modefarbe“ aufzustellen, und es ist
noch unnatürlicher, daß diese Farbe
pflichtschuldigst getragen wird,
ob sie kleidet, oder ob sie die Trägerin
zur Vogelscheuche macht.
Die Farben und ihre Kombination sind
so außerordentlich zahlreich, lassen sich
doch allein die sieben Farben des
Regenbogens mehr als fünftausendmal
umstellen! Wir müssen uns daher
auf das Wichtigste beschränken:
Rot und Grün.
Rot und Blau.
Rot und Blaugrün.
Rot und Ultramarin mit Gold aufgeputzt.
Rot und Gold mit Schwarz.
Rot und Gold mit Weiß.
Rot (dem Karmesin genähert) und Goldgelb mit Weiß.
Zinnober und Grasgrün mit Weiß.
Zinnober und Blaugrün.
Zinnober und Berliner Blau.
Zinnober und Gold mit Weiß oder Schwarz.
Zinnober und Gelb mit Weiß und Schwarz.
Ziegelrot und Berliner Blau.
Ziegelrot und Indigoblau.
Ziegelrot und Blaugrün.
Ziegelrot und helles Gelbgrün.
Ziegelrot und Orange.
Karmesinrot und Gold
Karmesinrot und Kanariengelb.
Karmesinrot und Gelbgrün mit Weiß.
Karmesinrot und Grün.
Karmesinrot und Meergrün.
Karmesinrot und Grün mit Weiß.
Karmesinrot und Gold (goldgelbe Seide).
Karmesinrot und Berliner Blau mit Weiß.
Purpur und Karmesin, wenn Purpur eine
Schattierung von Karmesin ist.
Purpur und Goldgelb.
Purpur und Gold.
Purpur und Gelbgrün mit Weiß.
Purpur und Grün.
Purpur und Grün mit Weiß.
Purpur und Grün mit Weiß und Schwarz.
Purpur und Meergrün.Purpur und Berliner Blau mit Weiß.
Purpur und Kanariengelb (sehr lebhaft).
Purpur und Spangrün (lebhaft, aber hart).
Kanariengelb und Karmesin, sehr lebhaft.
Kanariengelb und Gelbgrün, „ „
Kanariengelb und Grüngelb, „ „
Kanariengelb und Violett.
Kanariengelb und Lila mit wenig Schwarz, letzteres
darf aber nur mit Lila in Berührung treten.
Orange und Ultramarin. }
Orange und Berliner Blau. } Sehr lebhaft,
Orange und Ultramarin mit Weiß. } glänzend.
Orange und Grün.
Orange und Violett.
Orange und Violett auf Grün oder Grüngelb.
Orange und Lila (Fliederblau) auf Weiß.
Gold und Ultramarin.
Gold und reines Rot.
Gold und Karmesin.
Goldgelb und Ultramarin.
Goldgelb und Purpur.
Goldgelb und Violett.
Goldbraun (Dunkelgoldgelb) und Grün.
Grasgrün und Violett (auch mit Weiß, oder Weiß
und Schwarz).
Grasgrün und Purpur (auch mit Weiß, oder Weiß
und Schwarz).
Grasgrün und Karmesin (auch mit Weiß, oder
Gold, oder goldgelber Seide).
Spangrün und Braun.
Spangrün und Rot, getrennt durch viel Weiß.
Spangrün und Orange „ „ „ „
Spangrün und Violett „ „ „ „
Spangrün und Blau „ „ „ „
Spangrün und Gelb „ „ „ „
Spangrün und Purpur, hart, schreiend.
Spangrün und Rot, „ „
Spangrün und Orange „ „
Meergrün und Ziegelrot.
Meergrün und Zinnober.
Meergrün und Gelb.
Meergrün und Karmesin.
Meergrün und Violett, in bunten Mustern.
Meergrün und Purpur „ „ „
Meergrün und Blau „ „ „
Gelbgrün und Cochenillekarmin, sehr lebhaft.
Gelbgrün und Ziegelrot, „ „
Gelbgrün und Zinnober „ „
Gelbgrün und Violett (auch mit Weiß).
Gelbgrün und Purpur mit Weiß.
Gelbgrün und Karmesin mit Weiß.
Dunkelgrüngelb und Blau.
Braungrün und Blau.
Berliner Blau und Rot.
Berliner Blau und Ziegelrot.
Berliner Blau und Zinnoberrot.
Berliner Blau und Ultramarin.
Berliner Blau und Orange mit Weiß.
Berliner Blau und Gold mit Weiß.
Berliner Blau und Purpur mit Weiß.
Berliner Blau und Lila (Fliederblau).
Berliner Blau und Karmesin mit Weiß.
Ultramarin und Rot, besonders mit Gold aufgeputzt.
Ultramarin und Goldgelb.
Ultramarin und Orange.
Ultramarin und Orange mit Weiß.
Ultramarin und Braun.
Ultramarin und Berliner Blau.
Violett und Gold.
Violett und Goldgelb.
Violett und Chromgelb.
Violett und Orange, als Muster auf grünem oder
gelbgrünem Grunde, auch auf weißem
Grunde, wenn das Violett einer hellen
Nuance (Lila) angehört.
Violett und Lichtgrün.
Violett und Grasgrün (auch mit Weiß, oder
Schwarz auf Weiß).
Violett und Meergrün in bunten Mustern.
Violett und Spangrün, durch viel Weiß getrennt.
Violett und Berliner Blau.
Violett und Hellchromgelb mit Schwarz, wenn
Schwarz nur mit Hellviolett in Berührung
tritt.
Lila, Gelb, Blau und Rot.
Lila, Grün, Rot und Blau.
Violett, Gelb, Blau und Rot.
Violett, Grün, Rot und Blau.
Purpurrot, Grün, Berliner Blau und Gelb.
Purpurrot, Weiß, Berliner Blau, Weiß u. Gelb.
Purpurrot, Hellgrau, Berliner Blau, Hellgrau und
Gelb.
Berliner Blau, Grün, Purpurrot und Gelb.
Orange, Grün und Violett.
Orange, Grün, Violett und Gelb.
Orange, Blaugrün, Gelbgrün und Violett.
Orange, Spangrün und Violett.
Orange, Grün und Violett auf Weiß.
Dunkelorange (Braun), Grün und Violett.
Hellviolett (Lila), Hellblaugrün und Gold.
Rot (einfaches), Grün und Gold.
Karmesinrot, Grün und Gold
Karmesinrot, Grün, Gelb mit Orange.
Gelb mit einer Schattierung von Rot und einer
solchen von Grün.
Berliner Blau, Rot, Grün und Gelb.
Berliner Blau, Karmesin, Grün und Gelb.
Violett, Grün, Rot und Gelb.
Die Gesellschaft um mich herum hat sich in einen wahnsinnigen
Geschwindigkeitsrausch versetzen lassen, der alleine dazu dient, die
Gegenwart durch immerwährenden Wandel nicht zu langweilig werden zu
lassen. Die Moden wechseln derart schnell, dass man eine verpasste Mode
nicht mal bemerken muss, und ganz bestimmt muss man sich keine Gedanken
darüber machen, denn die nächste ist schon da! Solange man nicht zu viele
Moden verpasst und als outdated oder immergestrig gilt, ist alles reparabel, da
das Gedächtnis mit diesen Moden ebenso leidet wie oft der Geschmack.
Ich wage jetzt etwas Verwegenes! Ich durchbreche diesen wahnsinnigen
Geschwindigkeitsrausch und bremse mit ordentlicher Spur ab, halte kurz ein,
betrachte die Moden, die an mir unberührt vorbeiziehen, und stelle mit
leichter Freude fest, dass absolut nichts Neues dabei ist – allenfalls eine neue
Abmischung verschiedener Moden der Vergangenheit. Die Beschleunigung der
Kurzfristigkeit der Moden führt zu dem absurden Phänomen, dass
Normalaltwerdende eine Mode mehrere Male erleben können, was den
unschlagbaren Vorteil mit sich bringt, Kleidungsstücke nicht mehr entsorgen
zu müssen, da diese in wenigen Jahren wieder en vogue sein werden – wobei
jedoch der Nachteil des zu kleinen Kleiderschranks ebenso mehr als evident
wird.
Während die Moden so an mir vorbeizischen, überkommt mich das Gefühl
einer latenten Nervosität, dass ich am Ende durch meine Pause doch mehr
verpassen würde, als ich es noch vor wenigen Momenten stock und steif
behauptet hätte. Ich muss meine gesamten Übungen zu Atemtechniken
auffahren, dass ich nicht in einen Zustand der Hyperunsicherheit gerate –
denn, wenn man einmal in einem solchen Zustand ist, ist man dem Wahnsinn
ausgeliefert, ohne Macht und Widerstand, ohne Willen und Resilienz. Dann
können Populismus und Metamoden viel einfacher in das eigene Gehirn
einziehen und sich dort breitmachen, als Folge eines Abgehängtseingefühls,
das man nie wieder verspüren möchte.
Ich für meinen Teil bekomme gerade noch mal die Kurve, das Vehikel, in dem
ich mich befinde, versetzt nur kurz, bricht aber nicht aus, sodass ich dagegen
ankämpfe, gegen einen Teil meines Selbst kämpfe – und traurigerweise die
tiefere Erkenntnis habe, dass ich auch verliere, wenn ich gewinne! Was ich
aber auf jeden Fall gewinne, sind die vielen abschätzigen Blicke meiner
Mitmenschen, die bisher dachten, dass ich aktuell und hip wäre, doch jetzt
erkennen sie den wahren Kern von mir: den gestrigen, noch nicht den
Ewiggestrigen. Vielleicht ist auch bei diesem turning point die Antwort 42,
denn seit Überschreiten dieser Grenze habe ich das Gefühl, dass sich das
Hetzen nach vorne nicht mehr so lohnt, denn statistisch ist es die zweite Hälfte
des Lebens – und anders als im Fußball gibt es keine dritte Halbzeit, in der
gefeiert wird.
Ich stehe also hier und sehe die nächsten Moden an mir vorbeiziehen, trage
meine alten Klamotten auf, verhalte mich, als wäre ich in der Entwicklung
irgendwann stehengeblieben, höre mir von meinen Kindern an, dass ich super-
mega-cringe bin, weil ich die neuesten Moden im social network mit vollem
Herzen missachte, und fühle mich gut damit.
Das Lustige an diesem Morgen ist, dass sich die Moden so sehr einmal um sich
selbst gedreht haben, dass ich mit meinem Stil und meiner Art wieder ein
angesagter Sportsfreund bin, was ich inzwischen etwas peinlich finde – doch
ich ahne, dass diese Mode spätestens beim nächsten Kaffee schon wieder
cringe bin. So soll es auch sein! Metamoden, was für ein Käse!
Musik, Musik, jubelt es in mir. Was kommt da an mein Ohr heran? Es schlecht sich ein leises Cello dicht herbei, quietschend, summend, ein warmer Klang, klug und vorsichtig tastend, fühlend.. nebenher galoppiert die EGitarre, es schrammt und dampft rhythmisch vor sich hin, wobei im nächsten Augenblick ein klarer Riff den Raum durchsaust wie ein Blitz. Von links holpert und stolpert ein Saxophon herbei, etwas clownesk und auf schöne Weise unbeholfen mault und jault es den gemeinschaftlichen Klängen zu, wird aufgefangen durch ein freundliches Stuhl-Xylophon, welches sich rhythmisch ins musikalische Gedränge tanzt und das Gejubel und Gejaule mal unter- mal übermalt. Während die hölzernen Rhythmen sich selbstbewusst und ungestüm in die vielen Klänge verweben, kommt plötzlich eine Riesenmuschel zutage und durchbricht dröhnend blasend den Moment. Dieser sehr überraschende Auftritt bringt mich zum Lächeln und Jubeln. Ein wenig später entscheidet auch die Riesenmuschel sich für trancierendes Rhythmisieren, mal rennend, mal laufend, mal summend, mal schnaufend. Prustend. Überall singt es, summt es, klingt es, brummt es, dröhnt es, stöhnt es, schwingt es, singt es, tanzende Pflänzlein und Tierlein wiegen sich dazu und dieser Dschungel der Töne und Farben füllt den ganzen Raum aus.
Dankbar sitze ich dabei und höre zu, in mir breitet sich eine Ruhe und Freude aus wie schon lange nicht mehr und das Gefühl, alles sei doch ganz in Ordnung so wie es ist.
Liebe Grüße von Sophie
Frau Magenbitter hauts vom Stuhl.
Herr Dornkaat liegt daneben.
Eifrig bemüht sich Pommery,
versucht sie aufzuheben.
Dem jungen Korn ist nichts mehr klar.
Frau Gin sieht eine Maus.
Herr Pils beugt sich zu weit nach vorn
und fällt zur Flasche raus.
Alles verdunstet, schwappt und ölt,
entkorkt sich auf den Tischen.
Auch Fräulein Selters geht es schlecht:
Sie muss hier morgen wischen.
auf unserem Gartenteich
sind Landungsboote
die neue Wirklichkeit
gerade haben sie Kampftaucher
zu den Posthornschnecken geschickt
weil zu oft gelacht wurde
meine baumelnden Füße
stören die Spezialoperation
ohne Betäubung
werden sie am Gelenkspalt sehr sauber amputiert
meine Schreie werden im Wasser
zum musikalischen Opfer
der Froschlaich wartet auf die Oberstimmen
eine akustische Orientierungslosigkeit breitet sich aus
einige Torpedos verlieren sich im Schalllabyrinth
Materialfehler und Ermüdungsbrüche
eine Metamorphose von Eingriff zu Abort
als ich den Stöpsel ziehe
verschwindet
die neue Wirklichkeit
im Abfluss
der Gaul wurde gefedert
dein Slip geteert
dein Kopf eine Bruchbude
die Kirche ein Rätsel
die Natur kauert auf dem Klo
mein Schweiss nimmt keine Rücksicht
im Pelz juckt der Arsch
der Gin ist ein Spinner
keiner redet von Geld
ich schlafe an der Wand
die Nutten warten im Mais
ich lerne Zigarren zu rollen
deine Beine sind tierisch
der Teufel ist Unfug
die Engel nerven
am Ende frage ich mich
welche Rücksicht
gerade ich
auf deine Sprache nehmen sollte
beim Abschied
trägt dein müder Duft Federn in den Regen
sie füllen meine Tränensäcke
randvoll mit Sehnsucht
und
als das Schiff Fahrt aufnimmt
kantilliere ich leise
aus meinem Notizbuch
Psalmen und Suren
buchstabiere die Mißverständnisse
bis meine Augen heulen
verschütte unsichtbaren Nebel zwischen uns
suche in der Funkbude
ein randvolles Gefäß
voller Signale
und
während in der Kombüse
der Einheitsbrei zusammengerührt wird
morse ich kreischend laut vom Eselshaupt
labyrinthäre Verse
die keiner versteht
und
als meine Zungen
durch das Schalltrauma kollabieren
führt mich ein hübscher Lotse
zu den stummen Fischen
ihr Schweigen
trägt dein Einverständnis
beim Abschied
Aus 12 ½ Versen Johannes R. Bechers
Die Zimbeln rasen durch die Dämmerungen.
Von Abgrund-Orgeln, donnernden, umstimmt.
Es kollern Flöten wimmernd im Gerölle.
Ein Holzklavier im Automate singt.
Ha! Jedes Haut-Quadrat betupfen Trommeln.
Der Liebesharfe weicher Ton längst barst.
Aus Tubaschößen wirr Gesänge prallen.
Es rasseln Geigen, Geigen tödlich-schrill.
Posaunen! – Echo aus Versteck und Ecken.
Ein Cello dunkler unter Brücken wühlt.
Wir wallen, von Trompetenbraus umbrandet.
Ein finsteres Vieh, die fette Pauke, grunzt.