Unser blauer Planet ist ins Trudeln geraten und gondelt richtungslos durch das All wie ein besoffenes Segelschiff bei Windstärke 12. Eine Welle jagt die nächste noch höhere und droht die Erde in den Abgrund zu reißen. Die ganze Welt sitzt im selben Boot, das Gefahrenpotential steigt mit dem Wasser im lecken Schiff. Doch der Mensch wäre nicht Mensch, ergäbe er sich ideen- und kampflos. Schon greifen die ersten nach Eimern und beginnen zu schöpfen. Ob Eimer die Rettung sind, ist ungewiss, aber alles ist besser als mit Nichtstun mit hundertprozentiger Gewissheit abzusaufen. Eine Welle der Solidarität erfasst die Menschheit, Allianzen werden geschmiedet, Pakte geschlossen und Teams gebildet, Alt und Jung, Groß und Klein, Reich und Arm helfen zusammen, mit Gefäßen aller Art, vom Kanister bis zum Fingerhut, schöpfen alle Mann/Frau, was das Zeug hält.
Alle Mann/Frau?
Nicht alle!
Einige stehen mit verschränkten Armen da und tun nichts. Sie halten Schöpfen für überflüssig, das Wasser ist von allein hereingeschwappt, es wird auch von allein wieder abfließen. Sie weigern sich, einen Eimer auch nur in die Hand zu nehmen, damit ja kein Härchen ihrer gestylten Frisur gekrümmt wird oder einer der vom Naildesigner dekorierten Fingernägel abbricht. Dabei belächeln sie die schwer Schuftenden und bezeichnen sie als manipulierte Schafe, zum Tragen von Maulkörben verdammt und sogar zum Blöken zu dumm.
Solchen Verweigerern ist der Gemeinsinn (oder nenne es Mitverantwortung oder Nächstenliebe oder Solidarität) abhanden gekommen und ihr Mangel an Loyalität behindert und verschleppt den kollektiven Rettungserfolg – aber davon profitieren, das wollen sie schon, am liebsten erste Reihe fußfrei!
Da geht selbst den Tolerantesten, die da im Schweiße ihres Angesichtes schöpfen und schöpfen, das Messer in der Hosentasche auf und sie finden es nur recht und billig, wenn diese Verräter ein Formular unterschreiben müssen, dass sie im Falle von akuter Ertrinkungsgefahr freiwillig auf jede Art von Rettungsversuch verzichten.