eine muse: eine muse scheint irgendwas –beziehungsweise ein konkreter mensch – & zwar irgendwo zwischen katalysator – beschleunigung kreativer prozesse – & transistor – verstaerken inspirierender impulse – zu sein, ferner jedoch mitunter gar selbst das der so dringend kultur schaffen wollenden persona akut fehlende gegenstueck darzustellen, welches letztere unbedingt & quasi zwingend benoetigt, um pittoresk ueber sich hinauszuwachsen & in einem mehr oder minder euphorischen flieszen sie berauschende werke hervorzubringen, die sie fuer gut genug haelt, sich vor sich & anderen mit ihnen zu schmuecken – & das vielleicht blosz deswegen, weil ihre unsicherheit solch enorme ausmasze annimmt, dass sie, sofern niemand auszer ihr verantworlich waere, fuer ihr schaffen, sie sich, von erbarmungslosen zweifeln zerfressen, nicht aus ihrem schneckenhaus wagen wuerde? eine gefaehrliche allianz, ganz unabhaengig dessen, denn es manifestiert sich in ihr ein streben gen totale abhaengigkeit & sobald das ueberhoehte wesen sich rar macht, ungnaedig agiert oder verschwindet, was dann? ich fuer mich & meinen teil favorisiere dahingegen & daher nach wie vor eher den kompromisslosen, koerper, geist & psyche laeuternden waldgang – & verabscheue opportunismus, hinternkuessen, infantile schulterschluesse –: die sublime einsamkeit – eins mit allem, im oestlichen sinne …? – des anarchen – maennlich, weiblich, divers et cetera … – in memoriam ernst juenger & max stirner: voila!
Schlagwort: sprecher katrin rauch
Carsten Stephan: Matze Maier
Matze Maier schrieb am Abend
Launig, mit geschnorrtem Stifte,
Ein paar Zeilen auf den Deckel
Seines Bieres.
Und am nächsten Morgen schellten
Vierzig feiste Großverleger,
Bis er endlich irgendeinem
Gähnend nachgab,
Der sein Werk in einer Woche
Dann millionenfach verkaufte
Und die Wälder niederwalzte
Fürs Papier.
Matze Maier zuckte zaghaft
Seine schönen, schmalen Schultern
Und zog zügig in ein Schlösschen
Fern in Frankreich,
Wo bald große Kipper knatternd
Geld aus Hollywood abluden
Und die Groupies grinsend aus den
Laken lugten.
Und kaum einen Monat später
Schrieb er wundersamerweise:
Werde nie im Leben Dichter!
Und zerbarst.
Simon Borowiak: Parforce
Es scheuchte der Wind
mit Fauchen und Pfeifen
die Wolken geschwind
übern Mond
und all das Gefiederte
schwärmte aus
und all das Gefiederte
stob auseinander
und Himmel und Pfützen
und Luft und Gehölz
und fauchende Wasser
und pfeifende Äste
ganz dicht beieinander
die zehn Firmamente
und Hagel und Flocken
rußschwarz und mondgelb
mein Herz wurde müde
und ich stieg vom Pferd.
blumenleere: Durchgerasselt
der erbaermlichen inszenierung schmaehlings auf den leim gegangen, die dir aufoktroyierten kritierien blindlings angenommen, bist du, mit pauken & trompeten – ganz, ganz groszes kino, also …? – durchgefallen. die pruefungskommision feixt, die konkurrenz tut dergleichen – & du, du duemmliches kleines opferlamm, heulst, kreischst & versinkst im boden, vor lauter scham: dank deiner tatkraeftigen unterstuetzung festigst du zudem wieder mal die macht eines voellig idiotischen systemes, in dem der dem menschen zugewiesene wert davon abgeleitet wird, wie er kuenstlich konstruierte herausforderungen bewaeltigt. lebensnaehe? jein. nein, da die sogenannte natur – auch blosz eine unsrer fixen ideen …? – eigentlich gewisse arten & weisen, hindernisse zu nivellieren nicht unbedingt belohnt. ja, da sich unsere existenzen gerade aufgrund absurder dominanter vorstellungen weniger im rahmen eines leistungsgesellschaftsscheiszdrecks mit solcherlei nonsens als realitaet zunehmend auseinanderzusetzen zu haben – berge von unnuetzen papieren, formularen, neunundneunzig prozent der ausguebten berufe fiktiv & praktisch krankheiten, die von einem prozent der bevoelkerung ernaehrt & versorgt werden et cetera et cetera, bis wir dann endlich dermaszen weit vom gesunden dasein entfernt, nicht weiter ueberleben koennen & uns gegenseitig endgueltig ausmerzen.
Bastian Kienitz: Töten im Namen von
wir haben alles zugelassen
die Schatten neben uns
wandern von Norden
südwärts
Zeile für Zeile
über den Rand unserer Worte
die trocknen kaum und
bilden feuchtfarbene Schlieren
von denen man sagt die wären echt
Angelina Roth: Szenen einer Sucht
Ich gehe zum Bahnhof
und kaufe eine Zeitung am Kiosk,
als wäre nie etwas gewesen.
Ich fühle mich wie ein Junkie,
der jetzt clean ist
und an der Heroin-Abgabe vorbeifährt
schön frisiert, mit neuem Leben,
der Tochter über den Kopf streicht.
Durchsagen dröhnen durch den Lautsprecher
und vermitteln dieses unbeschreibliche Gefühl:
Einfach einsteigen und wegfahren.
Hinter dem Abteil liegt der Flughafen
und dahinter das Meer.
Check-in, check-out,
so schlug mein Puls,
Berlin, New York, Kapstadt.
Bis ich eines Tages aufwachte,
und nur noch schrie.
Ich wollte bleiben,
stornierte meine Reisen,
legte mich auf den Boden,
und wartete bis der Teufel meinen Körper verlassen hatte.
Seitdem ist der Bahnhof für mich kein Tor zum Glück mehr.
Er ist ein Gebäude wie jedes andere auch.
Ich hole mir ein Stück Kuchen
und schwelge in dem guten Gefühl, frei zu sein.
Ich brauche dich nicht mehr,
schreie ich leise gegen das Gemäuer,
spaziere zwischen den Shops hindurch
Hand in Hand mit meiner Sehnsucht
Heute sind wir Freunde – vorbei die Zeiten,
in denen wir uns zerstörerisch geliebt haben.
Unsere Finger ineinander verhakt,
gehen wir Richtung Gleise.
“Schau”, sage ich, “hier musste ich früher hin,
um mich lebendig zu fühlen.”
Heute sehe ich den anderen zu,
wie sie zu den Zügen hasten
und lächle über ihren Zwang.
Die Sehnsucht bleibt stehen
und schaut mir tief in die Augen
Sie zieht mich näher an sich heran.
“Du weißt doch, dass wir das lassen wollten”,
sage ich gestresst.
Sie hebt ihre Finger an meine Wange
und streicht sanft darüber.
“Aufhören”, fauche ich und versuche, sie wegzustoßen.
Sie kommt noch näher und ihre Lippen
berühren fast mein Gesicht.
Ich spüre ihren Atem und erinnere mich
an unsere verhängnisvollen Nächte.
Eine Sekunde und ihre Lippen berühren meine,
weich, fordernd, erobern sie sie mühelos.
Ich werfe alles über Bord und drücke mich gegen sie.
Die Sehnsucht umarmt mich noch heftiger
und flüstert mir atemlos ins Ohr:
“Lass uns abhauen von hier,
ein Wochenende, nur du und ich”,
und zieht mich zu den Gleisen.
Bastian Kienitz: HELL YEAH, endlich gibt es Kriegsroboter
Blankosonett
HELL YEAH, der Bildschirm flackert, leises Rauschen
umgibt den Abend still im Kerzenschein
hast du den Song WE FUCKING DIE gehört
jetzt schlagen Funken lauthals in den Raum
zwei Kanal Ton mit der Tendenz zum Töten
SHOT COUNTER SHOT komm, lass es richtig knallen
bis dieses Wirkungsfeld beginnt zu bluten:
wir sind jetzt mitten in der Szenerie
es gibt ein Wort Maschinenparadigma
dass selbst dein Hirn wie ein Computer tickt
wenn wir die Taste Rot am Joystick drücken
dann läuft im Video der ROBOTS DAY
aus Regeln programmierter Schaukulisse:
wenn du kein Herz hast, kannst du Töten gehen…
blumenleere: prost blitz (auf dass er dich erschlagen moege!)
aeuszere & veraeuszere dich, in altvertrauter waehrung, dem eigentlich schon laengst vor deiner geburt abgelaufenen & ergo, dementsprechend, zu keinem sinnvollen verzehr mehr empfohlenen, widerlichen senf deiner profilneurotischen meinungen, welche allzu gerne saemtliche der sich dir & dabei auch nur irgendwie den mindesten widerstand bildend, also deine illustre – welch ein trauriger hohn! – aufmerksamkeit ausreichend auf sich ziehend entgegenstemmenden reibungspunkte deiner begegnungen mit moeglichen & unmoeglichen entitaeten schmierig hinabtriefen muss, damit du wochen spaeter noch, skrupellos darauf aufbauend, laut schwadronierend schier denselben erbaermlichen wust an dumpf muffelndem nonsens jedweder persona, die es selbstverstaendlich nie wirklich interessieren kann – es sei denn, sie waere total verbloedet oder in dich verliebt & dadurch sowieso beides – wiederum via ihre ohren gen ihre allein deshalb bemitleidenswerten hirnwindungen krakeelen darfst – & zugleich kaempfst du rigoros hasserfuellt gegen deinesgleichen, willst du ja auf gar keinen fall deinen hoechstens aufs groeszenwahnsinnigste herbeihalluzinierten monopolstatus hinsichtlich dessen, berechtigte kritik (sic!) ausueben zu duerfen gefaehrden … & gemeinsam, ihr vertrottelten narren des geiferschaeumend tollwuetig hinaus ueber sich galoppierenden egozentrismus, bildet ihr das armselige fundament unserer uns zu traenen des abscheus ruehrenden aktuellen, nur scheinbar diversitaet – tatsaechlich phantasielos oede, viel zu enge graubraune uniformen – zurschaustellenden kulturlandschaft …
Simon Borowiak: Lieblos
Ich sehꞌ etwas,
was Du nicht siehst.
Ich fühlꞌ etwas,
was Du nicht fühlst.
Ich hörꞌ etwas,
was Du nicht hörst.
Wann merkst Du endlich,
dass Du störst?
Du schaust mich an
wie hundert Kühe.
Ich stehe vor Dir
wie ein Schwein.
Du gibst Dir redlicher als redlich
Mühe,
und ich will doch nur
bei der Andren sein.
David Telgin: Megacities
Megacities
und Megasmog
Megacities
und Mega-Lärm
Megacities
und Megaprobleme
Zu groß
Zu laut
Zu stickig
Und viel
zu nervend.