Katrin Rauch: 42 verse zur lage der g-fläche

luft dunkler nebelsache
begreifen was da ist
liegt streicht schwebt
sich räkelt um die taille
nasses knistern verteilt
mit küssen geflissentlich beträufelt
das auge blitzt begehren umher
der blick flickt zusammen
was aus nähe nur vereinzelt
schichtet wangen in handflächen
und finger in den nacken
ins haar gleiten fassen
schwimmen strähnen
le lobe de l’oreille comme l’aube
le soleil a la veille de s’lever
chère chair de poule
moulée sur ton souffle
zungenspitzen in taillentälern
über schlüsselbeine ziehen
die hüfte erhebt sich
süße hügel zu bewandern
sanfter wellengang

wen interessiert schon das rohe
das pimmelgelutsche das unempfindliche
wenn ich dein aufbäumen gegen
brachiale mythen haben kann
wie das jungernhäutchen
das es auch noch zu verletzen gelte
wer sich diesen schmarrn schon wieder ausgedacht hat
kann kein glücklicher mensch sein
wer sich das mit dem stecker in der steckdose
mit dem bleistift im spitzer
mit dem braten in der röhre
mit dem würschtel im apple pie
hat noch nie ein gefühl
und noch seltener eine fähige hand gehabt

luft dunkler nebelsache
zerfließe in strömen bitte
tauche meine handrücken
fest neben meinen ohren
in das weiche heiße rauschen
die wogen zu plätten.

Michael Schmidt: Professor Wuiser und der Sex

„Haben S‘ das schon gehört? Also, bei dieser Kultursendung am Radio da reiten sie ja wirklich alles durch. Da bringen sie diesmal sogar was zum… zum Sex. Ja, zum Sex. Tatsächlich!
Der Sex ist ja fest in unserer Kultur verankert. Und dass der Sex und die Kultur fest zusammengehören, das sieht man eben daran, dass die Kultursendungen sich intensiv mit dem Sex auseinandersex… äh auseinandersetzen.
Und da braucht man auch nicht gleich rot werden deswegen! Der Sex ist halt mal eine biologische Angelegenheit. Ja, der ist bio! Der ist Fakt! Der Sex! Fakt!

So wie das Schnaufen auch.
Sie müssen sich vorhalten: Ohne den Sex gäb’s keine Leut!
Und ohne Leut keine Kultur! Oder mögen Sie sich eine Kultur ohne Leut vorstellen?! Na, eben! Sehen Sie! Ich auch nicht!
Ohne den Sex tät die Kultur am Ende noch aussterben!

Und weil das mit dem Sex so derartig kulturbegründet ist, haben Sie auf den Tisch gehauen und gesagt: ‚So, jetzt machen wir auch mal was zum Sex! Wir machen’s einfach! Wir nehmen den Sex zu uns ins Programm! Weil alle reden über den Sex, bloß wir nicht! Und darum machen wir jetzt den Sex! Knallhart! Und reden einmal offen und ehrlich darüber!
Aber‘ , haben Sie dann gesagt, ‚aber wir müssen vorher noch einen Experten fragen. Einen Fachmann!‘ Und dann sind sie aufgestanden und sind zum Telefon gegangen und haben den Professor Wuiser angerufen und gleich gefragt, was er vom Sex hält. Und da war der Professor Wuiser gleich ganz euphorisch.
Hat er gesagt, dass er sich auf das Thema ganz besonders freuen tät. Weil einen Sex hat sogar er selber noch nie gehabt.
Nein, wirklich nicht!

Der Herr Wuiser sagt das sogar ganz offen. In seiner Rente hätt er auch gar keine Zeit mehr dafür, hat er noch dazugesagt.
Und tät außerdem ja auch gar keine Notwendigkeit verspüren dazu.
Weil die Wuisers, hat er erklärt, pflegen nämlich immer noch die traditionelle Fortpflanzungsmethode der holistischen Zellhaufenteilung.“

Andreas Lugauer: Blue Velvet

Wer von den Hörer*innen hat schon mal den Film »Blue Velvet – Verbotene Blicke« von David Lynch gesehen?
Der Verfasser dieser Zeilen jedenfalls hat ihn nicht gesehen – aber er hat einmal nur anhand des Filmtitels eine Inhaltsbeschreibung verfasst:

In »Blue Velvet – Verbotene Blicke« geht es um einen Privatdetektiv (daher der Untertitel »Verbotene Blicke«), der sich in eine Frau verguckt, die er beobachten soll. Denn – was er da zu beobachten hat, gefällt ihm schon ziemlich gut, muss er sagen. Er macht sich also an sie ran – natürlich erfolgreich, denn er sieht aus wie ein Filmstar mit schneidiger brünetter Kurzhaarfrisur (so voll ange80ert) und Brusthaar, und zwar von genau der richtigen Üppigkeit. Außerdem ist er sehr eloquent und charmant und hat blaue Augen, in deren weichen, doch klar konturierten Blicken er Leute samten betten kann (daher der Obertitel »Blue Velvet«). Logisch, dass die beiden erstmal ordentlich Sex haben – aber noch mehr so tastend und suchend und nicht gleich aus dem Vollen schöpfend, denn sie kennen sich ja noch nicht so gut und außerdem gebietet dies die Sexfilmdramaturgie.

Freilich findet sie, die Ausgespähte, heraus, dass er als Detektiv auf sie angesetzt ist. Es wird ihr von einem Bekannten erzählt, in einem Café, und sie hätte niemals damit gerechnet. Der Bekannte sagt nicht, woher er das weiß, alles ist sehr geheimnisumwölkt. Beim nächsten Treffen der ProtagonistInnen – er, der Detektiv, hat Blumen dabei – gibt es Streit, sie ist sehr sauer auf ihn, es fallen böse Worte von ihr und besänftigende von ihm, die aber – zurecht – bei ihr alle ins Leere laufen. Sie wirft ihm den Blumenstrauß an die Birne, wobei der Topf daran kaputt geht, von dem kaum jemand weiß, wo der jetzt eigentlich herkommt, denn Blumen kauft man ja in so Papier eingewickelt – und zu Dates bringt man nicht schon Töpfe mit.

Spätabends, wieder alleine, vertraut sie ihrem Tagebuch an – man hört sie aus dem Off sprechen –, dass sie es eigentlich ganz anregend und aufreizend findet, von ihm beobachtet worden zu sein, und sie hofft, er habe ihr auch beim Umkleiden zugeschaut. Sie erinnert sich an ihr letztes, wie immer erotisches Umziehen – man sieht die Erinnerung, abgesetzt durch starken Weichzeichner – und den Zuschauer*innen wird klar, warum es für den Detektiv auch rentabel gewesen wäre.

In dieser Nacht schläft unser Detektiv mit seiner Auftraggeberin, mehr einfach so und es wird auch gar nicht klar, warum (es… gibt aber gute Bilder her). Wahrscheinlich hat er ihr Auftragsergebnisse vorgeflunkert, ohne zu erwähnen, dass er aufgeflogen war. Logisch, dass die beiden davon heiß aufeinander werden, also ist es doch nicht so unklar, warum sie es im letzlich Straßenlichtschein tun.

Am nächsten Tag oder vielmehr eine Woche drauf dann die große Versöhnung unserer beiden ProtagonistInnen, es gibt bald auch Sex, logo. Dann lernt die Ausgespähte irgendwie die Auftraggeberin des Detektivs kennen und auch sie schlafen miteinander.

Zufällig stößt danach, die beiden liegen noch sich bezärtelnd beieinander, der Detektiv dazu, er kommt gerade vom Sport. Und dann haben alle aber noch genug Energie und veranstalten eine menage à trois, wo sämtliche Sexregister gezogen werden und wirklich alle auf ihre Kosten kommen. Leider werden irgendwann die Credits eingeblendet und am Ende fadet das Bild der ekstatisch wogenden Drei einfach aus. Kabel-1-Werbung wird eingeblendet und dann Werbung normal

Theobald O.J. Fuchs: SEX (eine wahre Begebenheit)

Kalte Hände auf heißen Armen, Frösteln im Schatten, die Augen zusammen gekniffen.
Lichtreflexe über dem Wasser, nackte Beine, glatte Haut. So sieht das Setting aus.
Außerdem: Sich durch Badeanzugsstoffnässe drückende Brustwarzenhofkonturen.

Die Zeit steht, das Frösteln, die Helle.
Die Zeit steht, steht seit einer Weile,
Vielleicht Tage oder Wochen oder Monate,
Steht ununterbrochen.
Aber es muss ja weiter gehen.

Mit Sex. Mit Sex.

Mit Sex, nasser Haut, kühlen Füßen.
Sex wälzt Gras platt, Gras stachelt Sex an.
Gewicht hat Sex mit unseren Körpern.
Wir sind Körper, wir sind kein Gewicht.
Sex, der ganze Kopf voller Sex.

Ein Frösteln, ein warmer Luftwind,
die festgefahrene, stehende Zeit.
Still. Fest. Still. Stand.
Total geil, für immer geil.

Endstufennähe, näher geht nicht, noch näher hieße schmieden, wäre verschmolzen. Noch näher hieße, nicht mehr zu trennen, wie zwei Farben, vermischt bis zum letzten Ende.
Weißbunt. Atomblitz. Sternschlag.

Oder so: Ein Kuchenteig, den echt keiner mehr zerlegen wird in Butter und Zucker.

Es dauert noch, hält noch kurz.

Dann.

Vorbei.

KARO: Come here

Come here, you destroyer
you black hole
you sad eyes
you dangerous fool
you desperate saint of desire

Come here, you breaker
you fleeting moment
you tempest
you lost boy
you wonderful child of defeat

Come here, you unchecked queen
you lonely planet
you (spinning out of control)
you (empty space)
you missing peace of mind

Come here, you
for
I see you
for
who you are
is no more
or less
than
anyone else

but you.

KARO: Mary

If you were the moon, I’d know why you circle around me.
If you were immaculate, I’d know why you can’t come close.
If your father was the lamb, I’d know why you go crazy at night.
If I grabbed you as hard as I wanted, you’d know you were right.
If you said one holy word, I’d hear you.
If you came to me, you’d come.
Hard.

Matt S. Bakausky: Filmspiele

Ein Film. Kennst du ihn schon? Oder nur den Trailer?
Es dämmert dir. Es ist einer von diesen Filmen. Einer von vor jener Zeit. Die Ereignisse von dieser Zeit oder davor trugen dazu bei, dass Verbindungen in deinem Hirn aufgebaut worden sind. Oder wie dieser scheiß Apparat auch funktioniert. Einer dieser Filme, den du höchstens bis zur Mitte gesehen hast.
Cineastische Bildungslücken.

Der Film lief auf einem Computer im Stream. Eure vier Augen davor. Bis eure vier Hände woanders hinschauten.
Der Film wird zur Tapete für die dünnen Wände.
Eine Ummantelung für das Schamgefühl.
Es kommt zur Einführung, zum Wendepunkt zum Höhepunkt und dann zum Abspann. Kurzes Kuscheln bis sie zu reden anfängt. Post-koitale Tristesse.

Irgendwann war es vorbei.
Keine halben Sachen mehr bei den bewegten Bildern, keine dualistischen erotischen Erlebnisse von da an.

Und jetzt schaust du den Film zu Ende an.
Zum ersten Mal, denn du hast ja sonst nix zu tun.
Schließt die cineastische Bildungslücke.
Kannst dich danach in den Schlaf weinen oder betrinken.

Martin Knepper: Im Delta

»Die lutschen Schuppen einzeln ausficken will ich dir, du Geilforelle« brunft der ältliche Quapp und zieht sich schwerfällig den Sack über die Eichel.

»Ja, du Glibber–Nille, Fischpenis, brunftliche Quappe! Gib mir deinen Sex!« röhrt die Hommingberger-Gepardenforelle häutig mit einem Blubber voll Poppysmata zurück, in denen tighte Drallen wippen.

Fisch–Titten, meersteif kloppige Samentaschen, die joch über alge Otzen laichen, seifig verbohrte Schwimm–Labien in einer Eier–Jauche voll salzem Geil–Odel.
Während tropfe Präputiums–Ringe sich blasicht in warme Schlick–Löcher atzen, gründelt das spermatriefende Blasmaul wollüstig in seine Backen–Schlappen.

»Ribisel mich spritz in meine milchhungrige Nache, du schanker Rogen–Papst« murmelt sie verkitzlert.

drip-drop-drip-drop-drop-drop-drop,
drip-drop-drip-drop-drop-drop-drop,
drip-drop-drip-drop-drop-drop-drop…

Opake Perlen scheißen wundermild aus der Cervix–Ritze ab, in der schon umgezählt halb–lunge Riemen–Schlacken sintern. Abgespritzte Bartfäden rüsseln bohrig über einen pintdicken Obernippel, auf zwischenriffen Keuchpolstern und in Kavernen voller fischem Geilschmand.
Die krustenvermuschelte Tidenfut bibberig gegen den samen Fischpenis gekeilt, schubert die Hommingberger-Gepardenforelle nach dem Abendspritz, doch der blasentange See–Hengst kann da nur buffen:

»Meine marine Suppe soll ich dir in den Eiersack löffeln, du zweitmeistangeklickte Korallen–Hure? Dich durchnagelte Krill–Schlampe limnisch in deinen tropfnassen Wixberg dengeln? Ich will dich vor mir schwänzeltanzen sehen, schnorchel mich aus, du linkfisches Sielmännchen… «

Keiler und keiler simst die kaltblütige Klimaxfrequenz, ihre Fotz–Flossen stacheln schon, der Quapp riemt und riemt, eine vorlaufe Fischbrühe des onanierenden Pupfischs von der dritten Strömung untermischt die Labe, die Hommingberger-Gepardenforelle und der Quapp tauchen ab in bohrem Kreisch, immer ratzinger verpilzt sich ihr gemeinsames Kloaken, «Wella! Wella!“, sprudelt sie ohne jeden Zander.

Und immer froscher nimmt er sie, verpasst den strullen Barten einen Zilpzalp, setzt da einen untermeerischen Schleimgriff, dort einen Prong voll Tuff, ganze Laken buttet er über sie, eine Tsunami flutet ihre Schwimmblase, unablässig pumpt er eiweißen Zagel–Schleim in die tauchtiefe Plankton–Spalte, der im Schnief die Kiemen keiteln.

Es ist vorbei.

Die beiden Geilfische entmannen sich ungeschlacht, grützen ihre Rochen auf und orgeln verblasen in den Cunnus.