Lutz Vössing: Die Trompete

Eine zum Trichter umgebaute Trommel.
Klavier für Einarmige.
Coltrane: das Saxophon!
Trompetenschlot hat Holzverbot
Achtung Solo!:
Das sind drei Tasten großes Tennis.
Trompetenarm. Kometenbahn.
Kupfer und Zink,
Dass macht Sinnk..
Du Zeppelin aus Messing.
Flieg mich zum Mond.
Sing mir ein Lied aus deiner Einbuchtung.
MELUSINE. Ich achte nur dich.
Damit du’s weißt ich hör nur dich.
Sekunde, Triole, und nochmal von vorn.
Goldener Hebel
Tönender Säbel
Wer spielt auf dir Noten
Vibriert den Wind
Es ist der Trompeter
Auf einem Rind.
Friedlich ziehst du durch den Äther
Zum Nachtisch gibst Wirsing später.
Halbieren Sie den Wirsing,
entfernen Sie den Strunk und
schneiden Sie ihn in feine Streifen.
Waschen und abtropfen lassen.
Schneiden Sie eine Zwiebel in feine Würfel und
dünsten Sie sie in Butter glasig an.
Wirsing dazugeben, umrühren und
zusammenfallen lassen. Brühe und Sahne hinzufügen,
bei geschlossenem Deckel 10 Minuten köcheln lassen.
Mit Chilisalz, Pfeffer und gemahlenem Kümmel würzen.
Dazu passen gut Salzkartoffeln.

Jonah Lubin: Di trube/די טרובע

די טרובע

,ניט אױף די פֿעלדער פֿון טראַסימענע
,נײ, אַװדאי ניט
נאָר אין דער ערד
אױפֿן טאָג פֿון תּחיית־המתים
האָב איך דערהערט
אַ טרובע
טעמפּ און מאָדנע
.קױם, מיט צרות

.דאָס ביסט דו געװען
איך קען דײַן קול
.און װידערקול

.איך װיל ניט גראָבן

Transkription:

Di trube

Nit oyf di felder fun Trasimene,
ney, avade nit,
nor in der erd
oyfn tog fun tkhies-hameysim,
hob ikh derhert
a trube
temp un modne
koym, mit tsores.

Dos bist du geven.
Ikh ken dayn kol
un viderkol.

Ikh vil nit grobn.

Angelina Roth: Szenen einer Sucht

Ich gehe zum Bahnhof
und kaufe eine Zeitung am Kiosk,
als wäre nie etwas gewesen.
Ich fühle mich wie ein Junkie,
der jetzt clean ist
und an der Heroin-Abgabe vorbeifährt
schön frisiert, mit neuem Leben,
der Tochter über den Kopf streicht.

Durchsagen dröhnen durch den Lautsprecher
und vermitteln dieses unbeschreibliche Gefühl:
Einfach einsteigen und wegfahren.
Hinter dem Abteil liegt der Flughafen
und dahinter das Meer.
Check-in, check-out,
so schlug mein Puls,
Berlin, New York, Kapstadt.
Bis ich eines Tages aufwachte,
und nur noch schrie.
Ich wollte bleiben,
stornierte meine Reisen,
legte mich auf den Boden,
und wartete bis der Teufel meinen Körper verlassen hatte.

Seitdem ist der Bahnhof für mich kein Tor zum Glück mehr.
Er ist ein Gebäude wie jedes andere auch.
Ich hole mir ein Stück Kuchen
und schwelge in dem guten Gefühl, frei zu sein.

Ich brauche dich nicht mehr,
schreie ich leise gegen das Gemäuer,
spaziere zwischen den Shops hindurch
Hand in Hand mit meiner Sehnsucht
Heute sind wir Freunde – vorbei die Zeiten,
in denen wir uns zerstörerisch geliebt haben.
Unsere Finger ineinander verhakt,
gehen wir Richtung Gleise.

“Schau”, sage ich, “hier musste ich früher hin,
um mich lebendig zu fühlen.”
Heute sehe ich den anderen zu,
wie sie zu den Zügen hasten
und lächle über ihren Zwang.

Die Sehnsucht bleibt stehen
und schaut mir tief in die Augen
Sie zieht mich näher an sich heran.
“Du weißt doch, dass wir das lassen wollten”,
sage ich gestresst.

Sie hebt ihre Finger an meine Wange
und streicht sanft darüber.
“Aufhören”, fauche ich und versuche, sie wegzustoßen.
Sie kommt noch näher und ihre Lippen
berühren fast mein Gesicht.
Ich spüre ihren Atem und erinnere mich
an unsere verhängnisvollen Nächte.

Eine Sekunde und ihre Lippen berühren meine,
weich, fordernd, erobern sie sie mühelos.
Ich werfe alles über Bord und drücke mich gegen sie.
Die Sehnsucht umarmt mich noch heftiger
und flüstert mir atemlos ins Ohr:
“Lass uns abhauen von hier,
ein Wochenende, nur du und ich”,
und zieht mich zu den Gleisen.