Moses Wolff: Amok

Zetti: Mir langts jetza! Hab echt koan Bock mehr!
Spurti: Was hast denn?
Zetti: Woasst hey, mei Chef ist a Drecksau, mei Frau geht mer ziemlich sicher fremd, andere Weiber schaung mi mim Osch ned o, Freind hab i ausser dir koan oanzign, d Gläubiger renna ma d Bude ei, meine Kinder finden mich lächerlich – und jetzt hat mer aa no mei Haftpflichtversicherung kündigt!
Spurti: Und was machst jetza?
Zetti: Mein Plan steht fest: i lauf Amok.
Spurti: Is auf jeden Fall al Alternative. Und wia hättst der des denkt, wia wuistas ostein?
Zetti: Ja, oiso, da hab i mer scho was überlegt. Kannst du zufällig a Pumpgun auftreim?
Spurti: Puh, na wissad i im Moment ned, wo…
Zetti: Zur Not duads a Küchenmesser aa.
Spurti: Im Zweifelsfall, ja, Küchenmesser, des kannt geh. Und wia wuist na ofanga?
Zetti: Du, i hab ma denkt, i hock mi erst amoi in a so a Café, wo oiwei d Studenten higenga, wei des san ja meine ganz besonderen Freind. Und na verwickelt is in a Gespräch, was woass i, Fuassboi oder Vorlesungsverzeichnis oder irgendan andern Kas. Na hör i mir den Schmarrn o und werd hundertprozent in kürzester Zeit wahnsinnig aggressiv. Und dann, wenn i komplett auf hundertachtzge bin, na geht’s los. Bam bam bam bam, sovui mitnehma wias gähd.
Spurti: Mhm. Interessant. Aber, was mi no interessieren dad: is dir des dann wichtig, dass das tatsächlich umbringst oder dads der scho glanga wannstas schwer verletzt?
Zetti: Du, i glaub, in dem Moment kriagst so an Adrenalinrausch, dass des wurscht is.
Spurti: Glabi aa. I glaub, da zählt dann mehr die Quantität als die Qualität.
Zetti: Genau. Wichtig is aa a guads Timing, weil i schätz moi, dass nach zehn Minuten d Bullerei auftaucht und den Schmarrn gib i mir gwieß ned. Da muass i dann im richtigen Moment die Reißleine ziehn.
Spurti: Reißleine? Wia moanst des?
Zetti: Harakiri. Zack! Weg. Auf WIEDERSCHAUN. Arrividerci. Habe die Ehre. Ciao. Auf Wiedersehn, good bye.
Spurti: Ja, des is a vernünftige Konsequenz.
Zetti: Des is da Höhepunkt von am ordentlichen Amoklauf. Ohne des kannt is glei bleim lassn.
Spurti: Und wann wuist des macha?
Zetti: No ned so boid. Vielleicht in zehn, fuchzehn Jahr.
Spurti: Asooo. Und i hab scho denkt, jetz boid, moing oder so.
Zetti: Spinnst du? Naa, die nächste EM gib i mir auf alle Fälle. Und WM aa. Und vielleicht nimmt mi ja in da Zwischenzeit a andere Haftpflichtversicherung, dann spar i mer die ganze Gschicht komplett.
Spurti: Ageh. Wer braucht denn heitzdag scho a Haftpflicht?
Zetti: Spinnst du? A Haftpflicht is sauwichtig. A du bist lustig.

Moses Wolff

Moses Wolff schreibt

Moses Wolff ist gebürtiger Münchner und nach eigenen Angaben weitgehend kinderlos. Er schrieb in den späten Siebzigern anzügliche Kolumnen für Peter Mosleitners interessantes Magazin, die aber leider nie gedruckt wurden. Seitdem lebt er zurückgezogen in der Münchner Innenstadt.

Moses Wolff Liest

Lese-Livespektakel mit selbstgeschriebenen Anekdoten und Dialogen von Moses Wolff unter Einsatz diverser Stimmlagen und fehlerfrei gesprochener Dialekte. Der rasante Wechsel von sonderbaren Scherzen, valentinesken Texten und zahlreichen Überraschungen verspricht einen höchst kurzweiligen Abend, die entweder als Solo-Lesungen oder mit literarischen, bzw. Musikalischen Lieblingskollegen wie Christoph Theussl, Christin Henkel, Oliver Pötzsch, Andreas Heineke, Volker Keidel, Jaromir Konecny, Stefanie Gregg und vielen anderen stattfinden.


Moses Wolf bei EBMD:

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