Ich bin bei dir und bin glücklich.
Das Gedicht über deinem Bett sagt, dass kein Mensch den anderen sieht und jeder allein ist. Ich kenn dieses Gedicht fast auswendig, so oft habe ich es gelesen.
Jetzt lese ich es zum ersten Mal, ohne mich dabei einsam und ungesehen zu fühlen.
Weil du mich siehst.
Meine Mutter ruft an und sagt, dass ich heimkommen soll, weil mein Vater „wieder spinnt“.
Ich will bei dir bleiben, verdammt. Aber „spinnen“ kann Mord und Totschlag bedeuten. Glaub ich.
Du sollst mich nicht für ein Muttersöhnchen halten. Ich versuche, einen coolen Abgang hinzulegen. Ich gebe dir einen pseudo-ironischen Handkuss. Bescheuert. Dann renn ich nach Hause, im Glauben, meine Mutter retten zu müssen.
Als ich heimkomme, ist gar nix los. Meine Eltern gehen sich nur aus dem Weg, sonst nix. Arschlöcher.
Ich telefoniere mit dir und irgendwie ist es komisch. Du sagst, dass du mich wieder anrufst und legst auf.
Du rufst nicht an und ich ruf dich nicht an, weil du gesagt hast, dass du mich anrufst und ich mich nicht aufdrängen will.
Ich möchte irgendwas für dich sein.
An einem Sonntagabend sitz ich mit meiner Mutter vorm Fernseher. Es war den ganzen Tag friedlich, weil mein Vater Notarztdienst hatte und deshalb kaum zu Hause war. Jetzt kommt er heim.
Er sagt, dass man deine Leiche gefunden hat. Dass du dich in den Tod gestürzt hast.
Sowas kommt vom Kiffen, sagt mein Vater.
Sowas kommt von Menschen wie dir, schrei ich ihn an.
Am Ende bin ich nur sich selbst.