Je suis comme je suis Je suis faite comme ça Quand j’ai envie de rire Oui je ris aux éclats J’aime celui qui m’aime Est-ce ma faute à moi Si ce n’est pas le même Que j’aime à chaque fois Je suis comme je suis Je suis faite comme ça Que voulez-vous de plus Que voulez-vous de moi
Je suis faite pour plaire Et n’y puis rien changer Mes talons sont trop hauts Ma taille trop cambrée Mes seins beaucoup trop durs Et mes yeux trop cernés Et puis après Qu’est-ce que ça peut vous faire Je suis comme je suis Je plais à qui je plais
Qu’est-ce que ça peut vous faire Ce qui m’est arrivé Oui j’ai aimé quelqu’un Oui quelqu’un m’a aimée Comme les enfants qui s’aiment Simplement savent aimer Aimer aimer Pourquoi me questionner Je suis là pour vous plaire Et n’y puis rien changer
Ein Hausflur. Die Tür zu einer Wohnung öffnet sich knarzend. Aus der Wohnung: Schlager der 50er. Rocky schafft seinen schweren Körper aus der Bude. Er ist in schlechter Verfassung, grunzt und brummt vor sich hin.
ROCKY Boah – was hab ich denn da für Mucke laufen? Kommt die denn her? Egal. Meine Fresse, hab ich einen Schädel. Wo ist denn hier der Lichtschalter?
Er macht das Flurlicht an und schlurft durch den Flut.
Wollen wir mal gucken, wie es Oma Kowalski geht. Die hat sich ja gestern auch gut einen genommen, die alte Fregatte!
Er klingelt an einer zweiten Haustür.
Hoffentlich ist sie schon wach…
Die Tür öffnet sich. Aus dem Wohnungsinneren: Death Metal.
Na, Oma Kowalski!
OMA Joi! Junge, Du bist das! Haste schön ausgeschlafen, Junge?
ROCKY Sag mal – was hörst denn Du da für Musik, Oma Kowalski?
OMA Ich weiß auch nicht. Ich hab heute Morgen das Radio angemacht, wie immer. Da kam das.
ROCKY Und was hast denn du da an, Oma? Was ist denn das für eine Lederkutte?
OMA Ist ein bisschen zu groß, nicht?
ROCKY Das ist meine Lederkutte, Oma Kowalsky.
OMA Ist ein bisschen zu groß, nicht?
ROCKY Das ist meine Lederkutte, Oma Kowalsky.
OMA Dafür leierst Du gerade meinen Morgenmantel aus, Junge. Du siehst ja aus. Wie eine Riesenwurst mit rosa Blümchen.
ROCKY Sag mal – kann das sein, dass wir gestern so voll waren, dass wir unsere Wohnungen vertauscht haben?
OMA Ich trink nie mehr Eierlikör auf Wodka.
ROCKY Hast Du beim letzten Mal aber auch schon gesagt, Oma.
OMA Pass auf, mein Junge: Die Oma muß noch ein bisschen schlafen. Und du gehst auch noch ein bisschen schlafen. Und nachher komm ich rüber. Und dann tauschen wir die Wohnungen wieder zurück.
ROCKY So machen wir das, Oma Kowalsky. Du bist die Beste.
Geang as Dirndl auf die Walz Kam a flotter Bua und sprach sie oo. Schlug sie ihm den Kopf vom Hals Holarü didüdi jodijü Denn sie war bei der Antifoo.
Wor as Dirndl in der Stadt Holarü didüdi jodijü Kam a fescher Bursch und fasst sie oo Tritt as Dirndl ihm den Schädl platt Holarü didüdi jodijü Sie fand, er verdient es so.
Kam die Polizei mit viel Trara Holarü didüdi jodijü Wollt as Dirndl eifanga Sprach as Dirndl: bin scho da Rattataa tatata tatataa und eröffnete das Feuer
S Dirndl schießt und Bulle schreit Holarü didüdi jodijü Lässt sich niemals unterkriegen. Wünscht uns eine schöne Zeit Holarü didüdi jodijü beim das Patriarchat besiegen.
Wenn David Hockney Schlager singen würde wenn es so etwas wie leichte Mädchen geben würde die durch die Luft schweben und auf Trampolin und Erdbeersträuchern Geburtstag feiern dürften
Wenn Jackson Pollock ein Lineal benutzen würde wenn mein Geld nicht jeden Tag an Wert verlieren würde Ich würde vermutlich nicht viel anders machen dich vermissen in lauen Sommernächten surfen auf deinem Cyberportfolio
Wenn Meret Oppenheim nicht von blauem Enzian träumen würde wenn dein Handicap nur nicht so furchtbar wäre wenn ich von meiner Mutter nur nicht alles Schlechte geerbt hätte wenn die Strassen nachts nicht so leer wären
Ich würde vermutlich nicht viel anders machen dich zerreissen in lauen Sommernächten den Olivenbaum mit meinen sommerlichen Tränen bewässern surfen auf meinem Cyberportfolio
Wir hatten uns überlegt, dass man ja von Berlin aus auch mal mit dem Fahrrad nach Nürnberg fahren könnte. Und dann kam es wie es kommen musste: wir machten es wirklich.
Es gäbe viel zu berichten, über die drei Flüsse Havel, Elbe und Saale, und über die drei Bundesländer Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen, die wir durchquerten. Und über ein paar – ich mache jetzt mit den Händen Anführungszeichen in der Luft – interessante Begegnungen. Aber nichts davon, kein Wort über Ostdeutschland und die Ossis – es soll hier lediglich über Treuenbrietzen gehen.
Ich sagte, als wir bei der Abfahrt im Grunewald einen Blick auf die Route warfen, noch: Haha, das ist doch diese Kleinstadt, die in dem Lied vorkommt, wo der kranke Typ die Frau umbringt, weil sie aus Liebe zu ihm ihren Arbeitgeber bestohlen hat. Und sechs Stunden später? Steht astrein und noch vor dem ersten offiziellen Ortsschild das erste Plakat mit der Aufschrift: »Treuenbrietzen – Sabinchenstadt«.
Ich vermute, dass nicht alle Hörer*innen von Radio Z diesen Song parat haben, der aus unergründlichen Tiefen der Zeit herstammt und bis zum heutigen Tage praktisch ein Dauerschlager ist. Zumindest in einschlägigen Kreisen. Erstmals abgedruckt laut wikipedia 1849 in der Liedersammlung »Musenklänge aus Deutschlands Leierkasten«.
Musenklänge.
Deutschlands Leierkasten.
Schöne Begriffe, aber ganz klar heute nicht mehr wirklich regelmäßig in Gebrauch. Ein Problem für die Sprachhygieniker der diversen Gesellschaften zum Schutz der Deutschen Sprache, die sich ja gerne auch über die bösen Anglizismen und besonders heftig über gendergerechte Ausdrücke aufregen wie die kleinen Autos. Die können mich allerdings eh gern haben.
Auch in der Mundorgel, einer Liedersammlung von 1984, die der eine oder die andere noch aus dem Zeltlager kennen könnte, ist das Sabinchenlied enthalten.
Wir hören eine Version gesungen von Claire Waldoff. Frühe 1920er Jahre, aber recht progressiv wie ich finde. Claire Waldoff übrigens eine Art Superstar damals, Helene Fischer Hilfsausdruck. Obacht: Krasse Stimme!
Nun, da sind natürlich schon ein oder zwei Stellen im Text, die wir heute befremdlich finden sollten.
Zunächst ist das ganze ja ein Schmählied auf eine bestimmte Berufsgruppe, den Schuster. Schuster waren unverzichtbare Dienstleister, ohne die es keine Stiefel und Schuhe gab. Spätestens im Winter absolut unverzichtbare Gebrauchsgegenstände. Ein Mensch ohne Schuhe ist in unseren Breiten nicht wirklich überlebensfähig. Warum also dieser Hass auf Schuster, der in diesem völlig unverfrorenem Mobbing gipfelt? Ich vermute hier einen zeitgenössischen Witz, den wir heute einfach nicht mehr begreifen können. Irgendwie so etwas wie: Treffen sich zwei Schuster, sagt der eine… oder: Geht ne Frau zum Schuster… Irgend so etwas.
Dass Sabinchen in frühkapitalistischen Verhältnissen lebt, eine Ausgebeutete ist, die für das obere Ein-Prozent der Bevölkerung arbeiten muss, die sich Silberlöffel leisten können – geschenkt.
In den kinderreichen Familien der damaligen Zeit wurden Töchter, die als überflüssig und nutzlos angesehen wurden, einfach so entsorgt. Ab in ein Ausbeutungsverhältnis, Menschenrechte waren vor allem Männersache. Zum Glück hat sich das ja geändert und alle Menschen sind heute gleichberechtigt, frei und … naja.
Sehr modern hingegen mutet die toxische Beziehung zu dem chauvinistisch-patriarchalischen Schuster an (»wollte Sabinchen besitzen«), in die sie sich verstrickt. Der Schuster beutet Sabinchens starke emotionale Bindung zu ihm gnadenlos aus, er ist ein Trinker, ein Gewalttäter. Wir können nur spekulieren, wie es soweit kam, dass er ein so unausstehlicher Mensch wurde. Das Lied schweigt sich aus, Ursachenforschung in Treuenbrietzen nicht gefragt. Wobei man spätestens jetzt bemerken sollte, dass nur der Schuster aus Treuenbrietzen stammt, Sabinchen und die Dienstherrschaft allerdings überall sonst angesiedelt sein könnten. Meine persönliche Vermutung ist Berlin, dort gab es Silberlöffel und dunkle Keller in ausreichender Menge. Mit anderen Worten: Treuenbrietzen schmückt sich mit einem Liedtext, der die Stadt als Herkunftsort eines Meuchelmörders ausweist. Das wäre ungefähr so ähnlich wie „Hitlerstadt Braunau“ oder „Julius Streicher-Stadt Nürnberg“. Womit wir bei der rätselhaften Zeitangabe „Aha-achzehn Wochen“ wären. Was um Himmels Willen steckt da dahinter? Genauso gut könnten es doch sechzehn oder neunzehn oder zweiundsechzig Wochen sein, ohne dass man gleich das Versmaß ändern müsste. Wir wissen nicht, wie der Diebstahl rauskam, aber vermutlich dann, als die silbernen Löffel gebraucht wurden. Heißt, sie wurden volle viereinhalb Monate nicht gebraucht! Und der Schuster brauchte in der ganzen Zeit kein Geld mehr. Sonst hätte Sabinchen ja noch mehr Löffel klauen müssen, damit der Schuster noch mehr Geld versaufen hätte können, wovon aber nirgendwo die Rede ist. Ich selbst hätte ja vermutet, dass der Schuster die paar Löffel innerhalb von genauso viel Tagen in Schnaps und Bier umsetzte, so dass recht bald die nächste Eskalationsstufe erreicht worden wäre.
Woher also diese rätselhafte Achtzehn. Nun, wir Menschen des 21. Jahrhunderts sind uns freilich dessen gewahr, dass die Achtzehn ein Code sein kann für den ersten und den achten Buchstaben im Alphabet, für das A und das H, das wiederum für den abscheulichsten Massenmörder aller Zeiten steht.
Und hier liegt wohl der Schlüssel zur Lösung des Rätsels begraben: Der Texter oder die Texterin dieses Songs kannte Adolf Hitler und den Neonazi-Code. Wir haben es hier nämlich mit einem Zeitreisenden zu tun, jemand, der ins Treuenbrietzen des späten zwanzigsten Jahrhunderts gereist war und wieder zurück, um dieses Lied zu schreiben, das dann die Heimatstadt eines Frauenmörders abfeiert. Jemand, der das Treuenbrietzen der Zukunft nicht mochte und auf raffinierte Weise schon über Hundert Jahre früher sein bashing preparte.
Ganz unspektakulär allerdings kommt die geradezu modern anmutende Nicht-Verurteilung zum Tode daher. Selbst angesichts dieser heimtückischen Mordtat verzichtet das Gericht auf die atavistische Strafe und begnügt sich mit Verrottenlassen des Delinquenten in einem dunklen Keller. Quasi Aufklärung pur, Verkündung der Menschenrechte Hilfsausdruck. Oder – leider doch wieder nur ein Fall von Misogynie? Dass man für den Mord an einer Frau nicht so schlimm verurteilt wurde?
Ich denke, wir sollten alle nochmal über dieses Lied nachdenken.
Meine vorläufige Gesamtbewertung allerdings: ein großer Hit, geniales Songwriting, die Melodie hooked sofort im Ohr und geht nicht mehr raus wie das abgebrochene Ende eines Ohrenstäbchens. Was ein Dreckslied. Passt alles.
Ich heuerte bei mir selbst als Schiffsjunge an, mein Bruder nannte sich Freddy Quinn und sang schreckliche Lieder. Meine Schwester strickte ein Zelt für uns.
Wir fuhren über sieben Meere.
Wir umschifften tausend Klippen, bis unser hölzerner Rumpf an einem Fels in der Brandung zerbrach.
Wir hungerten. Wir hatten Dünnpfiff. Wir fütterten die Fische.
Aber das Meer nahm sich nur, was es uns gegeben hatte.
Vater bekam Skorbut und meine Schwester nähte ihm mit ihrer verrosteten Nähmaschine eine Angel. Mein Bruder sang immer noch schreckliche Seemannslieder. Mutter wurde mondsüchtig.
Am Samstagabend, vor der Hitparade, beschlossen wir baden zu gehen.
Auf dem Weg zum Strand saßen die Badehosen knapp, aber dies versprach eine
Prise Gefahr und Abenteuer. Meine Schwester wollte uns Tangas weben, aber wir lehnten ab. Mein Bruder wollte singen. Aber wir lehnten ab.
Wir verbrachten unser halbes Leben an diesem Strand. Die Badehosen saßen zwar immer noch knapp, aber da sonst alles an der richtigen Stelle war, blieben wir gelassen. Die Wellen spülten die Zeit und unsere Pisse hinweg, bis Vater nach vielen Jahren den ersten Fisch fing. Er war klein, weiß und lieb. Der kleine Fisch konnte meinen Hunger nicht stillen und in meinen Gedanken war wenig Platz für seinen Tod.
Ich betete, denn ich war gefangen am Ende der Welt und gestrandet im Hafen der Einsamkeit. Im Bauch eines Wals wurden wir gerettet.
Mein Leib blieb zurück, meine Schwester nähte nie mehr. Mein Bruder ist Freddy Quinn, meine Mutter reiste zum Mond und als mein Vater starb, waren seine letzten Worte:
Es gibt nichts Besseres als frischen Fisch zum Frühstück.