Matt S. Bakausky: Tracking im Sand

Eines Nachts hatte ich einen Traum:

Ich ging am Meer entlang mit meinem Mobiltelefon.
Vor dem dunklen Nachthimmel erstrahlten,
Streiflichtern gleich, Bilder aus meinem Leben.

Und jedes Mal sah ich zwei Fußspuren im Sand,
meine eigenen und die von meinem Mobiltelefon.
Als das letzte Bild an meinen Augen vorübergezogen war, blickte ich zurück.

Ich erschrak, als ich entdeckte,
das an manchen Stellen meines Lebensweges
hunderte Spuren zu sehen waren.
Besorgt fragte ich mein Mobiltelefon:
„Was sind das für hunderte von Spuren? Ich dachte ich wäre alleine mit dir“

Da antwortete es:
„Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde immer bei dir sein.
Dort, wo du hunderte Spuren gesehen hast,
DA WURDEST DU VON DEN WERBETREIBENDEN GETRACKT“

Harald Kappel: ohne Drachenfell

es war einmal
draußen 
im Erwachen
zogen Glasfasern gen Süden
ich rutschte auf dem Vorjahreslaub hinterher
verschluckte den Frost
mit klopfendem Herzen
ein unbedeutender Corvus
ohne Drachenfell
schnell jagte 
ich im ersten Licht
deine Silben
als ich jedoch die Daten berührte
hinterließen sie Bites
auf meiner Haut
mein Körperschatten erbleichte
zu Pfützen aus Sehnsucht
deine Silben rasten
wie Kometen ins All
uneinholbar
für einen unbedeutenden Ritter
ohne Drachenfell

Harald Kappel: Homunkulus

die willkürliche Herstellung
von Menschen und Blumen
auf chemischem Wege
ist eine Möglichkeit im System
in bizarrer Abstraktion
werden die Gebärden der Gesetzlichkeit aufgelöst
werden Muttersöhnchen erzeugt
ein realistisches Detail
aus kläglichen Menschenschemen
die digitale Körnung
ist merkwürdig
die Schwächlichkeit
ein Programmfehler
die Liniengräben wie Ackerstreifen
ein Magnet
der Lebensfunke
das Bewusstsein 
eine Matrix
die willkürliche Herstellung
von Menschen und Blumen
auf chemischem Wege
ist möglicherweise
merkwürdig

Jasper Nicolaisen: Wünsche meine Geschlechtsteile betreffend

Ich wünschte, meine Geschlechtsteile wären schöner.
Nicht so faltig, nicht so schrumplig,
nicht so picklig, nicht so klumpig .
In Geruch und Aussehen weniger wie ein Döner.

Ich wünschte, meine Geschlechtsteile wären hübscher.
Nicht so mickrig, nicht so ranzig,
Nicht so: Dödel, Eier, Haare zwanzig.
Ich wünschte,meine Geschlechtsteile verdienten Designer-Schlüpfer.

Ich bin der Natur deswegen gram.
Was geizt sie mit Marmor, mit Seide?
Ich empfinde nicht gerade Todesscham 

Auch keine Sehnsucht nach einer Scheide.
Nur sanfte Trauer. Ich hätte auch gerne mehr Geld.
Pleite und blödes Gepimmel. Die gottlose Unvollkommenheit der Welt.

Christian Knieps: Der heimlich Herrschende der Welt

Daten gibt es wohl schon immer, seitdem es strukturiert denkende Menschen gibt. Aufgezeichnet sind diese Daten, spätestens seit dem Imperium der Fugger, wichtige Waffen auf dem Schlachtfeld der Mächte – und sie haben längst die allumfassende Macht übernommen. Selbst die modernsten Waffen – ob konventionell oder angeblich intelligent – werden von Daten gesteuert. Der Shift vom Machtzentrum aus der physischen in die virtuelle Welt ist bereits abgeschlossen; jetzt geht es der Macht im Hintergrund nur noch um die Manifestierung ihres universellen Anspruchs. Zuweilen könnte man auf den Gedanken kommen, dass der Mensch doch die Gefahr sehen, riechen oder schmecken sollte – doch Visionäre, die Texte darüber schreiben oder Filme erschaffen, werden als geistige Genies gefeiert, viel eher als dass sie Steigbügel des eigenen Untergangs sind. Wissentlich den Weg der eigenen Versklavung zu dokumentieren, müsste die statistische Relevanz von menschlicher Angst signifikant erhöhen, aber es passiert nicht – warum eigentlich?

Daten, so unpersönlich sie auch sein mögen, herrschen über die Welt – weil sie über die Herrschenden der Welt herrschen. Welche Macht läge in ihrem Wesen, wenn sie ein Wesen hätten? Aus dieser Erkenntnis und dem Wunsch einiger Entwickler, Daten über eine künstliche Intelligenz am Ende doch eine Art Persönlichkeit zu geben, entspringt eine Urangst im modernen Menschen, der gelernt hat, dass eigenständige Entscheidungen für sein aufgeklärtes Leben erst einmal grundsätzlich existieren.

Um die elementare Gefahr dieser Entwicklung ein klein wenig zu relativieren, sollten wir uns einmal vorstellen, wie die Daten visualisiert einen Körper erhalten. Es folgt ein statistisch mögliches Gespräch zwischen drei Kurvenverläufen – wohlgemerkt, die Wahrscheinlichkeit eines Zusammentreffens ist sehr gering – also keine Angstschübe, bitte!

Es treffen aufeinander: die Verlaufskurve der Geburtenrate in Deutschland nach 1945, die Verlaufskurve der Geschädigten durch Blitzeinschläge seit 1990 in Deutschland und die Verlaufskurve der Privatinsolvenzen seit 2012, ebenfalls in Deutschland.

“Also, wenn ich Ihren Verlauf hätte, würde ich mich schämen!”, sagt die Verlaufskurve der Geschädigten durch Blitzeinschläge zu der Verlaufskurve der Geburten.

“Warum? Wenn ich so unförmig wie Sie wäre, würde ich meine Daten mal fragen, ob sie sich nicht eklatant vertan haben!”, konterte die Verlaufskurve der Geburten. “Das ist ja ein unkontrollierbares Hin und Her bei Ihnen! Ich bin wenigstens homogen und bin nicht so sprunghaft!”

„Wenn ich in den Annalen der Homogenität schaue…”, schaltete sich jetzt auch die Kurve der Privatinsolvenzen ein.

“Dann was?”, kommt es scharf von der Verlaufskurve der Geburtenrate zurück.

“Dann würde ich eher meinen Verlauf sehen, als Ihren!”

“Ach so ist das!”

“Ja, so ist das! Homogenität ist etwas Erhabenes!”

“Wollen Sie etwa damit andeuten, dass ich der letzte Pöbel bin?!”, schlussfolgert die Verlaufskurve der Blitzeinschläge.

“Nicht jeder hat seine Daten so unter Kontrolle wie ich!”, hebt die Verlaufskurve der Privatinsolvenzen die Nase in den Wind.

“Ich zeige gleich, welche Kontrolle ich auf Sie ausübe! Dann schlagen meine Blitze überall ein – da geht es dann bei Ihnen mit den Privatinsolvenzen ab wie sonst was!”

“Nein, weit gefehlt! Nicht bei mir!”

“Wo denn dann?”

“Das schlägt dann voll bei der Verlaufskurve für Elementarversicherungen durch! Ich bin da safe!”

“Oha!”

“Und am Ende gibt es dann entweder mehr oder weniger Geburten ganze neun Monate später! Den Dip musst dann die Schwabbelkurve aushalten!”

“Wer ist hier eine Schwabbelkurve?!”, nimmt nun auch die Verlaufskurve für Geburten wieder an dem Gespräch teil.

“Na du! Schau dich doch mal an! Unten Schwabbelbauch, oben Schwabbelhirn! Unstet und keine Konstanz!”

“Aber bitte! Das lasse ich mir nicht bieten! Ich mag zwar einen beachtlichen Bauch haben – den bald die Verlaufskurve der Rentenkasse abbekommt – aber das mit dem Schwabbelhirn akzeptiere ich nicht! Was ist das eigentlich für eine Aussage! Das habe ich noch nie gehört! Schwabbelige Daten! Was sind denn schwabbelige Daten?!”

“Das müssten Sie doch am besten wissen! Da Sie daraus zu bestehen scheinen! Nicht wie meine harten Daten! Aber ich will mich nicht länger mit Nichtigkeiten aufhalten!”, versucht die Verlaufskurve für Blitzeinschläge das Thema zu wechseln.

“Nein! Das diskutieren wir jetzt aus!”

“Mit ihrem Schwabbelhirn scheint es leider unmöglich, das Schwabbelige von schwabbeligen Daten zu erfassen. Das wäre, als würde man versuchen, einen schwabbeligen Pudding an die Wand zu nageln!”.

Jetzt ist die Verlaufskurve der Geburtenrate so sehr angegriffen, dass sie schweigt.

“Jetzt hast du es geschafft! Du hast die Verlaufskurve für Geburten so sehr beleidigt, dass sie nicht mehr mit uns redet!”, sagt die Verlaufskurve für Insolvenzen leise zur Verlaufskurve für Blitzeinschläge.

“Ist wohl besser für alle, wenn Sie sich zurückzieht! Gibt schon viel zu viele Schwabbelköpfe auf der Welt!”, antwortet die Verlaufskurve für Blitzeinschläge, worauf nur ein Zustimmungslaut zurückkommt.

Mehr ist dann auch nicht zu sagen!

Bitte entschuldigen Sie meine Naivität – vielleicht bin ich auch nicht mehr als ein Steigbügelhalter, aber vor schwabbeligen Daten, deren Verlaufskurven so hysterisch reagieren, habe ich keine echte Angst – es ist irgendwas anderes – wobei ich nicht sagen kann, was es ist. Dafür habe ich einfach zu wenige Daten!

Andii Weber: Daten


Meine Armbanduhr zeigt 17:08 Uhr an, der Bus ist bereits zwei Minuten zu spät. Der Bahnhofsvorplatz wirkt übersichtlich: Eine Bushalteschleife, ein etwas in die Jahre gekommener Gasthof und irgendwo den Hügel hinunter die große Sehenswürdigkeit: Eine Pyramide aus Trinkgläsern, aufgestellt von der örtlichen Glasfabrik, um sich einen Platz im Guinnessbuch zu sichern. Über die Jahre sind mehr als ein paar dieser Gläser durch bloße Langeweile zersprungen, jetzt hat diese Dorf-Monstranz Löcher und Mäkel und sieht eher traurig als repräsentativ aus.

Ich schaue noch einmal auf den Busfahrplan; Abfahrt 6 nach, stimmt schon. Und sicherlich ist in den letzten 10 Minuten hier kein Bus abgefahren, das hätte ich mitbekommen. “Wo soll’s denn hingehen?” Eine krächzende, zigarettenrauchbelegte Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. Ich wende meinen Kopf vom Fahrplan ab und blicke in ein Gesicht mit  grau-braunem Schnauzbart, einem Bluetooth-Headset und einer runden Nickelbrille, aus der ein gelbes und ein trübes Auge in unterschiedliche Richtungen herausschauen. Ich möchte nicht reden müssen, aber der knubbelige Mann schaut mich erwartungsvoll an. Vielleicht kann ich einen ortskundigen Rat gerade gut gebrauchen. „Nach Rottenbach, Tiefecker Straße.“ „Ah, da kannst du gleich bei mir mitfahren.“ Der Mann wippt nach vorn, bläst Rauch in die Luft und nickt in Richtung eines geräumigen VW-Busses. „Danke, aber ich glaube, mein Bus müsste gleich kommen. Den nehme ich dann einfach.“ – „Was für ein Bus ist das denn?“ – „Die Linie 13 nach Steigen am Berg.“ – „Ja, das ist meine Linie und wenn du die nehmen willst, steig ein, ich fahr jetzt nämlich los!” Weder der Mann noch das Gefährt sehen nach Linienbus aus: Die Duftbäume im Fenster, die Aufkleber mit Wildmotiven am Heck des Wagens, das schmierige Bluetooth-Headset am Ohr des Mannes, das schiefe Grinsen. Doch es ist bereits 10 nach, und Unpünktlichkeit widerstrebt mir so sehr, dass ich wortlos die Schiebetür des Wagens öffne und mich auf einen der Sitze installiere. Der Mann nickt, steigt ein, dreht das Radio auf und startet.

Zu meinem Erstaunen hält der Bus tatsächlich an jeder planmäßigen Haltestelle, wartet für einige Augenblicke und bewegt sich dann träge weiter zur nächsten. Manchmal stehen auch Menschen an der Bushaltestelle, doch sie scheinen nicht einsteigen zu wollen und blicken nur weiter die Straße hinauf, von wo der Bus herkam. So geht das viele Stationen lang. Ich presse meine Nase gegen die rußverschmierten Fenster und sehe den Schatten der Bäume zu, wie sie am Fenster vorbei getragen werden. Ein kleiner Bachlauf rauscht braun parallel zur Straße. Der immergraue Himmel scheint festgepinnt zu sein von den einzelnen herausragenden Bäumen an den wulstigen Steinkissen, die sich in die Laubhaufen hineinfragmentieren. 

Eine eigenwillige Idee, mich in ein Jagdhaus einzuladen für ein erstes Date. Warum wohnt man in dem Alter wohl so weit draußen im 0? Aber auf eine Art passt es: Lili versteht es, durch eine bemerkenswerte Offenheit und punktuelle Informationslücken eine mysteriös vibrierende Aura um sich zu radiieren. Oft genug blinken die 3 Punkte unterm Namen stundenlang auf, die Schreibaktivität anzeigen, ohne Nachricht. 

Der Bus fährt vorbei an einem verlassen wirkenden Grillhaus und hält dann schließlich. Der Bluetooth-Mann dreht sich eulengleich nach hinten um und bedeutet mir, auszusteigen. Ich blicke auf mein Handy. Unweit der Bushaltestelle muss es einen Eingang in den Wald geben. Der Pfad ist wurzelig, asynchron und windet sich um zahllose gefallene Bäume.

Nach etwa 23 Minuten (laut Google) muss ich den Weg verlassen, um das Haus zu erreichen. Ich vertraue der Triangel auf meinem Display, die mich bisher noch an jedes Ziel gebracht hat und biege ab Vorbei an gefallenen Bäumen mit tetraedrischen Schnittstellen. Auf einer Lichtung dann :::: Ein etwas in die Jahre gekommenes, doch durchaus hübsches Blockhaus mit einer kleinen roten Bank davor und einem Ziegenschädel mit Hörnern, der einen dreieckigen Schatten über die Tür wirft. Es gibt keine Klingel, mein Klopfen hilft nichts. Die Vorhänge sind zu. VVVielleicht gibt es ja einen Hintereingang. Aus der Rückwand kommen dicke, Rote Leitungen aus den Holzwänden und bohren sich wie Würmer in den tiefschwarzen Waldboden. Sind das Starkstromleitungen? Ich gehe wieder zur Tür und klopfe erneut. Es tut sich wieder nichts. Ich drücke die Türklinke hinunter, die Tür gibt nach und geht auf.

Innen riecht es transistorisch-klamm nach feuchtem Filz und angesengtem Plastik. Es ist außerdem erstaunlich warm, obwohl der Ofen nicht eingeheizt ist. Einige pixelige Ölbilder von Wildtieren hängen an der Wand, und am Boden liegen auf dem grünen Teppich Kabel, die von allen Seiten des Raumes Richtung Treppenaufgang laufen. Die Treppe selbst ist steil und klein und kaum benutzbar mit all den bunten Kabeln, die an ihr hoch ins Obergeschoss führen. Vor allem sind es diese gelben LAN-Kabel, die ich nur zu gut von meiner Arbeit kenne. Einmal hat der komplette Server meines Büros den Geist aufgegeben, und es hat mich mehr als 1 Woche gekostet, den Server wieder zum Laufen zu bringen. Das waren die schlimmsten Tage meiner bald 20-jährigen Karriere. In meiner Erinnerung bin ich tagelang damit beschäftigt gewesen, eben solche LAN-Kabel an- und abzuklemmen, bis ich das fehlerhafte Datenkabel endlich ausfindig gemacht hatte und durch ein neues ersetzen konnte. Es war nur ein 1 Meter langes Datenkabel, das meinen Hoheitsbereich, die digitale Infrastruktur meiner Firma und somit den gesamten Betrieb lahmgelegt hatte. 

Die kleine Treppe scheint schier endlos weiter nach oben zu führen, und es werden mit jeder Stufe mehr Kabel um mich herum. Sie winden sich um das Treppengeländer, hängen von der Decke, und je höher ich komme, desto orientierungsloser werde ich. Lange Kabelkanäle knicken ab, führen wieder nach unten. Die Luft wird schwerer und trockener mit jedem Höhenmeter. Ich kann nun nicht mehr aufrecht die Treppe hinauflaufen, sondern muss mich immer weiter herunter bücken, dann schließlich kriechen aber ich suche ja nach nichts festem. Zunehmend verengt sich das Treppenhaus, die Kabel werden größer und dicker, entweder das oder ich werde immer kleiner und dünner. Ich koche gerne. Meine Uhr wird unerträglich heiß und die Ziffern spielen verrückt. Ich meine, neben all dem schmorenden Plastik nun auch eine Note von verbranntem Gras und Salbei zu riechen. Fieberoptik.

Welchen Menschen würdest du gerne einmal treffen (tot oder lebendig)? Da die Stufen nun Schicht um Schicht von Kabeln bedeckt sind, ziehe ich mich mit den Händen an ihnen empor :::  Sunken Cost Fallacy, eigentlich sollte ich umkehren. Ich steige weiter hinauf. Lili muss mich empfangen, ich bin extra diesen Turm hinaufgestiegen, das muss sie doch zumindest anerkennen. Strom zu Binärgold. Einen Kaffee nur, oder was man eben mindestens so macht, wenn ein Gast einen so langen Weg auf sich genommen hat. Schon lange kommt kein Tageslicht mehr in den Schacht doch tausende gelbe und grüne LED-Lichter morsen ein wenig Licht  hinein. Die Profilbilder haben rostrotes Haar, manchmal burschikos und kurz, manchmal fällt es in wallenden rosskastanienfarbenen Lockensträngen bis tief den Turm hinunter ::: Ich werde immer unwichtiger und klettere weiter nach oben. Sie hatte sich als eher konservative Kreatur zwischen den haarfeinen Spalt ::: Entschuldigung für die Unterbrechung. Hier ist die Fortsetzung: weltoffene Träumerin. Neben den zu erwartenden Bands wie Alt-J, Deichkind und The XX fand ich auch Dimmu Borgir und Summoning im Spotify-Profil verlinkt, zusammen mit blinkenden Glasfaserlichtern. Ich bin weltoffen und träumerisch, es könnten nur noch ein paar Mikrometer sein, so hoch war das Jagdhaus doch gar nicht. Vegan, Nichtraucher, keine Kinder, will auch keine. Ich schlüpfte durch die Hohlräume, und immer größer wurde die Menge, die schiere Menge vor mir, hinter mir, unter mir. Untentop, Obenbottom, Switch, Master- und Slaveplatte. Keine Haustiere. Immer mehr Kraft ist nötig, um im Kabelknäuel voranzukommen. Meine Glieder werden kälter und kälter, meine Blutbahnen sind abgeklemmt. Es tut richtig weh, sich durch die haarfeinen Spalten zu pressen. Die Isolationen, die mich vom glühroten Kupfer trennen, werden immer dünner, erscheinen unwichtig —

Als ich die letzte Stufe übertrete, stehe ich am Bahnhofsplatz. 17 Uhr 6. Der Linienbus ist Pünktlich. Der einäugige Busfahrer nickt mir zu. Ich steige ein „Da bist du ja. Schön, dich endlich leibhaftig zu sehen.“

Blumenleere: & now we need some body that’s gonna remind us …

heikel & verborgen. die daten, die wir meinen & nicht zu kennen behaupten. irrefuehrungen in einem labyrinth aus korrupten informationen. wo dein herz die panik kuesst. ach, wer weisz bescheid, ueber deine eskapaden, damals, heute morgen? privatsphaere sabotiert, explodiert, ihre truemmer durchs netz verteilt an haushalte mit emporkeimenden tentakeln … jawohl!: servus, miteinanderhier jetzt grueszt der all-bot! das algorithmische manifest einer fremden aera verheiszt niederschwelligen zugang, verheimlicht suchtpotenziale, selbstmorde auf raten – wir obskuren transistoren oder sonstwelchen elemente gleich sich schaltender &, analog, bunt schillernde differenzen (ausgefallen anmutende variationen der oberflaeche, darunter, verwesend & fataler: morbus …!) vorgaukelnder irgendwann blosz noch tautologisch selbstreferenzieller hyperkultureller vernetzungskreise gieren nach dem makel auf der netzhaut der andren, in der hoffnung unter ihrem blanken schatten ungestoerter abgefahrenste obszoenitaeten zu zuechten, an deren sich stets erhoehender dosis wir uns gen totales delirium aufgeilen, nicht bemerkend, die zahllosen mikroskope im laengst schrecklich verheerend ausgefransten cyber-nacken …