Andreas M. Lugauer: Wahrsagekarten

Auf die Webseite einer Kartenlegerin bin ich geraten. Wie, das vermag ich nicht zu sagen: ob mich Engel dorthin geführt haben oder mein Krafttier oder eine Wasserader, gleichviel. Freilich aber lese ich mir den Internetauftritt durch. Er enthält nichts, was mich als Gaudibesucher der Messe »Spiritualität und Heilen 2019« befremden könnte. Dort war u. a. ein »Feinstoffchirurg« zu Werke, der live eine Frau von ihrem ewigwährenden Kopfschmerz »heilte« – ausschließlich mit feinstofflichen Mitteln, was bedeutet, dass er bedeutungsschwanger vor ihrem Gesicht herumgefächelt und so an ihren Feinstoffen operiert hat. Natürlich hielt auch ein Typ mit »schützenden« Pappschachteln gegen allerhand schädliche Strahlung wie 5G einen Vortrag. Doch will ich da jetzt gar nicht nachtaroten, Quatsch: nachtarocken, gleichwohl da auch gefährlicher Unsinn verbreitet wird.

Über ein Detail der Kartenlegerinnen-Webseite muss ich schmunzeln: Die Liste über die Esoterikkartensammlung der Wahrsagerin. Denn sie enthält neben allerhand einschlägigen Decks auch zwei, die eins dort nicht erwarten würde. Doch zunächst die überraschungsarmen:

  • Mystisches Lenormand von Angelina Schulze
  • Mystisches Lenormand von Regula Elizabeth Fiechter
  • Lenormand „Blaue Eule“ vom Königsfurt Urania Verlag
  • Das Lenormand Orakel von Irtis
  • Das Enchanted Lenormand Oracle von Caitlin Matthews, Virginia Lee
  • Seelenbotschaften von Inge Schulz
  • Die Zeitkarten von Wulfing von Rohr, Marlena Lewandowska
  • Schutzengel von Barbara Heider-Rauter

Das erste überraschende Deck ist »Skat Wahrsagekarten von Inge Schulz«. Es ist gleich in zweifacher Hinsicht lustig. Einerseits kennen und lieben wir alle Skat als Wirtshauskartenspiel zum Saufen. Und die Wahrsagerin sagt damit die Zukunft voraus. Wahrscheinlich, wie viele Halbe und Sechsämtertropfen heute Abend getrunken werden, hahaha. Und wie viele Ehefrauen nach der Heimkunft ihrer Bierdimpfln geschlagen werden, naja. Andererseits ist die Skatologie sowohl ›die wissenschaftliche Untersuchung von Kot‹ als auch die ›Vorliebe für das Benutzen von Ausdrücken aus dem Analbereich‹. Die Zukunft wird wohl beschissen, hahaha.

Das andere lustige Wahrsagedeck ist »Tarock bayerische Schafkopf-Karten von F.X.«, und damit das allerstinknormalste Kartenset, mit dem in bayerischen Wirtshäusern schafgekopft, gewattet und Neunerln gespielt wird – und natürlich auch Skat.

Doch nicht so vorschnell: Wie es so oft ist, sind die unerwarteten Wahrsagekarten-Sets nicht ganz so abwegig und albern, wie’s auf den ersten Blick scheint. Denn, ich zitiere die Wikipedia: »Die Tarotkarten gehören zur Familie der Tarock-Spielkarten. Bis Ende des 18. Jahrhunderts ist ihre Entwicklung identisch. Danach erhielten Tarot-Kartensätze zunehmend symbolische Inhalte, da sie seitdem explizit als Deutungswerkzeuge verwendet werden. In mehreren Sprachen (u. a. Französisch, Englisch, Spanisch) wird das Wort Tarot sowohl für die Wahrsage- wie auch für die Tarockspielkarten benutzt.« (Zitatende)

Wo aber nach wie vor die normalen Wirtshaus-Spielutensilien zum Wahrsagen benutzt werden: Warum nicht auch gleich UNO, Skip-Bo, Phase 10, das Glücksrad von Spiel des Lebens und der Flugzeugrotator von Looping Louie?

Andreas Lugauer: Gschichtn ausm Nachbarlokal

Dieser Text erschien zuerst im tollen Textblog von Andreas Lugauer: „Salon du Fromage“

Das war’s, er hat genug, er erteilt ihnen Hausverbot, er betreibt schließlich kein Bierzelt. Er weiß nur noch nicht, wann und wie er es ihnen mitteilen soll. Am besten, wenn sie das nächste Mal anrufen, um zu reservieren. Freilich, gute Kunden hat er an ihnen gehabt, das kann er nicht leugnen. Sie langten stets ordentlich hin und waren beim Trinkgeld nie knauserig (und kein einziges Mal beglichen sie die Rechnung gemeinsam, immer zahlte jeder der Sechs für sich selbst, was fast das Doppelte an Trinkgeld bedeutete). Mit ihrem ausgeprägten Frohsinnsnaturell rheinischer Art und überdies mit ihrer merklichen Alkoholisierung nach den Bandproben fremdelte er, dessen Eltern aus China nach Deutschland immigriert waren, zwar allweil etwas, aber ihm ist bewußt, daß er sich darüber nun nicht zu beschweren braucht, wenn er ein Restaurant in Köln eröffnet.

Sollte das Hausverbot publik werden, weil es sich ja um Prominente handelt, und er deswegen schlechte Presse erhalten, so will er dies hinnehmen. Sollte er daraufhin den Zorn von Autochthonen auf sich ziehen, die ihn dann mit anonymen, schlecht leserlichen Briefen in seltsamer Privatorthographie auffordern würden, er, das »Scheißschlitzauge«, solle doch »wieder heimgehen« zu seinen »reisfressenden Brüdern und Schwestern«, von wo er hergekommen sei, so will er auch das ertragen – es wäre schließlich nicht das erste Mal. An einen von diesen Leuten erinnert er sich besonders gut: Denn dieser hatte sich nicht entblödet, ein Kuvert zu verwenden, auf dessen Rückseite die Absenderadresse aufgestempelt war. Dieser Drohbrief belustigte ihn damals mehr, denn daß er ihn als bedrohlich empfunden hätte, und so machte er sich einen Spaß, übersetzte ihn vollständig ins Mandarin, stempelte auf die Rück- und Vorderseite des Kuverts seine Adresse und warf den Brief beim Absender des Drohbriefs in den Briefkasten. Als er einen Tag später in seinem Briefkasten eine große Menge Kots undefinierbarer Abkunft fand, zeigte er den Haßbriefschreiber an. Was ihm denn einfiele, einfach bei wildfremden Menschen Briefe einzuschmeißen, die kein Mensch verstehen könne und womöglich Beleidigungen oder Drohungen enthielten, blafften ihn die Kommissarin und der Kommissar einander ins Wort fallend an – er brauche sich nicht zu wundern, wenn er selbst angezeigt werde, drückte sie ihre Zigarette im Aschenbecher aus, um sich dann die tigrig gescheckten Haare, deren brauner Ansatz mal wieder übertüncht gehörte, erneut streng zum Zopf zu flechten. Und daß der Drohbrief, den er angeblich selbst erhalten habe, wirklich von dem Beschuldigten stamme, sei ja wohl keineswegs gewiß – wer stempele schon auf das Kuvert eines Drohbriefs seine Adresse drauf? Und was den Kot anbelange, da müsse nicht zwangsläufig ein Zusammenhang herbeikonstruiert werden, das sei in Deutschland eben ein beliebter Kinderscherz. Selbstverständlich wolle ihm niemand unterstellen, er habe den Drohbrief, den er anzeigen wolle und der verdächtigerweise in Maschinenschrift verfaßt sei, selbst erstellt und bei sich eingeworfen, um den Beschuldigten zu verleumden, aber es könne sich durchaus auch um eine Fälschung von jemand anderem handeln. Der Beschuldigte sei schließlich Reporter beim Stadtanzeiger, worauf die zahlreichen Rechtschreibfehler des Drohbriefs ja wohl nicht schließen ließen. Es sei wohl für alle das Einfachste und Beste, wenn er die Sache auf sich bewenden ließe. »Lassen, lassen, lassen – was man sich nicht noch alles bieten lassen muß! Das ist arso die deutsche Porizei, mein Fleund und Herfel!«, schnauzte er die beiden an und verließ die Wache. Das ›l‹ und das ›r‹ vertauschte er im letzten Satz absichtlich.

All solche Dinge, die auf das Hausverbot folgen könnten, erachtet er jedoch als geringere Übel im Vergleich zu den Unannehmlichkeiten, die sie ihm jedes Mal bereiten. Eine mögliche Aufregung wird sich schon wieder legen. Daß keine Gäste mehr kommen, fürchtet er nicht; er weiß um die Stammgäste, die nicht kommen, wenn sie wissen, daß sie kommen. Und er hat sich nun mal zum Hausverbot entschlossen, denn was zuviel ist, ist zuviel: Jedes Mal, wenn er sie, wie er dies bei jeder Bestellung zu tun pflegt, fragte, ob er ihnen als Vorspeise die Suppe mit den Teigtaschen servieren dürfe, stiegen sie auf ihre Stühle, begannen zu johlen und im 2/4-Takt zu klatschen und gröhlten wie aus einem Munde: »WENN NICHT JETZT, WAN TAN? WENN NICHT HIER, SAG MIR WO UND WANN!«

Andreas Lugauer: Stüssy

In meiner Jugend wollte ich Teil der Skatekultur sein. Skateboard fahren konnte ich nicht. Riefe Eric »Do a Kickflip!« Koston mir zu: »Do an Ollie!«, ich könnte heute noch nur verschämt weglachen. Aber Stunt Skates, auch genannt Aggressive Skates, also solche zum Grinden, hatte ich und ›stand‹ in der Alte-Leute-Dorfsiedlung auf von Vater zusammengedengelten Rails und Curbs auch den einen oder anderen Trick. Die etwa drei Jahre, die ich das machte, gingen gänzlich ohne Verletzung rum, obwohl ich die Skates derart läppisch locker schnürte, dass es »schnürte« heißen müsste und ich ohne Senkelöffnen raus- und reinsteigen konnte; weil ich wollte mich so gut es ging reinlegen können aufm Rail.

Im Straubinger Skateshop »77 Sunset Strip«, genannt Seventyseven, bewunderte ich in den Auslagen all die coolen Skateboard- und Klamottenmarken. Carhartt und Vans und Adio und wie sie nicht alle hießen. Und Stüssy.

Jetzt, 20 Jahre später, schauen Freundin und ich gerade Season 3 der Serie Fargo, worin einige wichtige Figuren den Nachnamen Stussy tragen. Ausgesprochen: [stassi]. Und es dämmert mir: Lag ich all die Jahre falsch mit der zumindest mental so getätigten Skateboardmarken-Aussprache [stüssi]? Ja. Indes die englische Wikipedia und das restliche Internet entgegen der Fargo-Aussprache sagen, es werde [stuːsi], also in etwa STOO-see ausgesprochen. Jedenfalls nicht [stüssi].

Mit 11, 12, 13, 14 Jahren aber wusste ich noch nicht um die im Englischen phonetisch bedeutungslosen Röck Döts wie in Motörhead, Mötley Crüe oder Queensrÿche. Und sagte eben, wie alle Normalen: [moutörhäd], [mötlai crü] und Queensrÿche kannte ich noch gar nicht. Woher auch.

»Die Bravo gabs bei uns am Dorf nicht«, antwortete der stellv. bayerische Ministerpräsident und ebenfalls in Niederbayern aufgewachsene Hubert Aiwanger kürzlich dem stalinistisch-genozidalen Sozenbengel Kevin Kühnert auf Twitter. »Wir waren sozusagen bewahrt von all dem, was Sie in Ihrer Jugend in Berlin aushalten mussten.« Woraufhin Kühnert, der ein bewunderns- wie beneidenswertes Twittergame fährt, das bekannte Söderfoto vorm FJS-Jugendzimmerposter postete mit dem Kommentar: »Bitter! Sie hatten also nie einen Bravo-Starschnitt an der Wand… « Was den gesunden Volkskörper Aiwanger veranlasste zur Antwort: »Nein. Keine beklebten oder beschmierten Wände. Geweißelt.« Weil’s beim Hubert schon innen im Kinderzimmer aussehen und zugehen musste wie später im repressiv durchkonformierten Dorferscheinungsbild.

(Offenlegung: Die Bravo gab’s bei »uns« »am Dorf« schon, und zwar beim Loibl-Bäcker an der Hauptstraße sehrschräg gegenüber der Pfarrkirche, aber da standen solche interessant-aufklärerischen Dinge halt auch nicht drin.)

Andreas Lugauer: Blue Velvet

Wer von den Hörer*innen hat schon mal den Film »Blue Velvet – Verbotene Blicke« von David Lynch gesehen?
Der Verfasser dieser Zeilen jedenfalls hat ihn nicht gesehen – aber er hat einmal nur anhand des Filmtitels eine Inhaltsbeschreibung verfasst:

In »Blue Velvet – Verbotene Blicke« geht es um einen Privatdetektiv (daher der Untertitel »Verbotene Blicke«), der sich in eine Frau verguckt, die er beobachten soll. Denn – was er da zu beobachten hat, gefällt ihm schon ziemlich gut, muss er sagen. Er macht sich also an sie ran – natürlich erfolgreich, denn er sieht aus wie ein Filmstar mit schneidiger brünetter Kurzhaarfrisur (so voll ange80ert) und Brusthaar, und zwar von genau der richtigen Üppigkeit. Außerdem ist er sehr eloquent und charmant und hat blaue Augen, in deren weichen, doch klar konturierten Blicken er Leute samten betten kann (daher der Obertitel »Blue Velvet«). Logisch, dass die beiden erstmal ordentlich Sex haben – aber noch mehr so tastend und suchend und nicht gleich aus dem Vollen schöpfend, denn sie kennen sich ja noch nicht so gut und außerdem gebietet dies die Sexfilmdramaturgie.

Freilich findet sie, die Ausgespähte, heraus, dass er als Detektiv auf sie angesetzt ist. Es wird ihr von einem Bekannten erzählt, in einem Café, und sie hätte niemals damit gerechnet. Der Bekannte sagt nicht, woher er das weiß, alles ist sehr geheimnisumwölkt. Beim nächsten Treffen der ProtagonistInnen – er, der Detektiv, hat Blumen dabei – gibt es Streit, sie ist sehr sauer auf ihn, es fallen böse Worte von ihr und besänftigende von ihm, die aber – zurecht – bei ihr alle ins Leere laufen. Sie wirft ihm den Blumenstrauß an die Birne, wobei der Topf daran kaputt geht, von dem kaum jemand weiß, wo der jetzt eigentlich herkommt, denn Blumen kauft man ja in so Papier eingewickelt – und zu Dates bringt man nicht schon Töpfe mit.

Spätabends, wieder alleine, vertraut sie ihrem Tagebuch an – man hört sie aus dem Off sprechen –, dass sie es eigentlich ganz anregend und aufreizend findet, von ihm beobachtet worden zu sein, und sie hofft, er habe ihr auch beim Umkleiden zugeschaut. Sie erinnert sich an ihr letztes, wie immer erotisches Umziehen – man sieht die Erinnerung, abgesetzt durch starken Weichzeichner – und den Zuschauer*innen wird klar, warum es für den Detektiv auch rentabel gewesen wäre.

In dieser Nacht schläft unser Detektiv mit seiner Auftraggeberin, mehr einfach so und es wird auch gar nicht klar, warum (es… gibt aber gute Bilder her). Wahrscheinlich hat er ihr Auftragsergebnisse vorgeflunkert, ohne zu erwähnen, dass er aufgeflogen war. Logisch, dass die beiden davon heiß aufeinander werden, also ist es doch nicht so unklar, warum sie es im letzlich Straßenlichtschein tun.

Am nächsten Tag oder vielmehr eine Woche drauf dann die große Versöhnung unserer beiden ProtagonistInnen, es gibt bald auch Sex, logo. Dann lernt die Ausgespähte irgendwie die Auftraggeberin des Detektivs kennen und auch sie schlafen miteinander.

Zufällig stößt danach, die beiden liegen noch sich bezärtelnd beieinander, der Detektiv dazu, er kommt gerade vom Sport. Und dann haben alle aber noch genug Energie und veranstalten eine menage à trois, wo sämtliche Sexregister gezogen werden und wirklich alle auf ihre Kosten kommen. Leider werden irgendwann die Credits eingeblendet und am Ende fadet das Bild der ekstatisch wogenden Drei einfach aus. Kabel-1-Werbung wird eingeblendet und dann Werbung normal

Andreas Lugauer: Dreifuß-Joe der Vierhänder

Wenn ich nachts nicht einschlafen kann, stelle ich mir vor, ich sei ein Schlagzeuger und säße an einem mordsgroßen Drum-Kit mit einem Haufen Tom-Toms, Stücker 30 Becken schillerndster Bauformen und freilich zwei Bassdrums für Doublebass (denn eine Doppelfußmaschine an nur einer Bassdrum klingt selbst im Halbschlaftraum saftlos). Dann spiele ich die verrücktesten und vertraktesten Takte und Fills und Loops, sauschnell und jazzprofessormäßig, so dass kein Mensch weiß, wo hinten und vorne ist. Zwischendurch prügle ich unvermittelt heftige Brutalo-Blastbeats ein, dass es den BPM-Zähler überschlägt (natürlich ein analoger, wegen der trveness), während die Temperatur spontan in nordpolare Eisgefilde absinkt und die Leute denken: »So schnell kann das doch keiner, das ist doch alles Beschiss und Computer!« Ist es aber nicht!, sondern ehrliches Hand- und Fußwerk. Ebenso unvermittelt wechsle ich dann in den 70s-Prog-Rock-Modus und öffne mit psychedelischer Polyrhythmik ein Dimensionstor bzw. eins in sonst nur erdrogbare Bewusstseinsebenen.

In der halbschlafweltlichen Fachwelt nennt man mich dann Dreifuß-Joe der Vierhänder.

Andreas Lugauer: Intercity-Expreß

Der folgende Witz fiel mir (kein Witz) heute Nacht im Traum ein:

Die Nürnberger U-Bahnlinie U1 verbindet die Städte Nürnberg und Fürth miteinander. Fachleute bezeichnen sie auch als Intercity-Express.

In einem Folgetraum, ich weiß nicht, ob ich zwischendurch wach war, gab ich sogar damit an, was mir im Traum (!) für ein guter Witz eingefallen sei, was von irgendwelchen Traumgestalten ausgiebig beschulterklopft wurde.

Jetzt hingegen, nach der ganzen Träumerei, schäme ich mich für diesen »Witz« eher, als dass ich Grund zum Angeben sähe. Denn dieser »Witz« könnte ebensogut von einem fränkischen Bierdimpfl stammen, einem Greuther-Fürth-Fan etwa, der zu seinen Grattlerfreunden nach abgeleistetem Fußballderbybesuch beim sogenannten »Dreggs-Glubb« in der «Maggs-Morlogg-Arena» (zu dt.: «Club» in der Max-Morlock-Arena) sagt: »Etzadla gemma, na fah ma mim Inderciddy-Exbress widda hamm nach Född, wal in dem Dreggs-Nämberch halddsdas ja net länger aus wie nöödich!« Woraufhin die Gruppe einen einzelnen »Glubb«-Ultra mit »Anti Fü«-Mütze auf dem Kopf erblickt (dem notabene erbärmlichsten Kleidungsstück, dass es in der hiesigen Metropolregion Nürnberg gibt) –, was in beiderseits ausgeschlagenen Zähnen und Hämatomen über Hämatomen resultiert.

Denn der »Glubb«-Fan »hadde fraalich an Deleskoobbschlachstogg in da Hosndaschn«, wie er anderntags im »Glubb«-Ultraheim prahlt, was mit Kommentaren beschulterklopft wird wie »Und daham hasd da na aach glei fümf Weiwa af aamal baggd, oder, du Bersägga du, hehe 😀 😀 😀 Saggramendd, !fümf! Fädda af aamal, du! Fast wei ’s dabbfere glanne Schneiderla, du! – Haddmuud, bringsd ma no a Seidla!«

Die Fürther freilich reden sich mit etwas raus, was sie als »Sagger Bannsch« bezeichnen (dt., bzw.: engl. sucker punch), einem unfairen Schlag des Gegners, der für Momente kampfunfähig macht, »awwer du kennsdd ja de Nämbercha – ohne Unfairidääddn kenna’s dey ja net, de Dreggsaaschlecha, de! – Haddmuud, bringsd ma no a Seidla!«

Jetzadla bin ich doch eddwas endddäuschd von meim Unbewussddseinsschdand, Pardon: Jetzt bin ich, angesichts der hier skizzierten Implikationen, doch etwas enttäuscht von meinem Unbewusstseinsstand, den dieser geträumte »Witz« anzeigt.

Andreas Lugauer: Abstellen, anlassen, schnurrt wieder

Wir sollten angesichts des schon vor langer Zeit wieder abgeebbten Diesel-Abgasskandals den Ingenieur*innen der Heiligen Automobilindustrie Deutscher Nation auch einfach mal Danke sagen für die Entwicklung der Start-Stop-Technologie von Pkw-Motoren!

Schließlich hat diese klandestine Umweltrettungseinrichtung an Ampeln und sonstigen Fahrspaß-Behinderungseinrichtungen bereits viele Sekunden für stillstehende Motoren von grotesken, virilen und – trotz Leichtbauweise – 2,5 Tonnen schweren 600-PS-Großstadtpanzern, die wie demilitarisierte Batmobile aussehen, gesorgt und den Fahrer*innen viel Nerven gespart, »weil da brauchst bloß leicht hintreten dann geht er gleich wieder an wenn grün is‘! Des merkst du fast gar nicht wie er ihn wieder anlässt! Oder du trittst gleich voll durch zum kickdown dann fährt er nicht bloß im 2. sondern im 1. gang an! Da drückt’s dich dann schon ein wenig rein in den sitz, mein lieber! Außer vor dir steht natürlich ein polo oder so eine von diesen plastikernen gehhilfen: denen sitzt du ja gleich im armaturenbrett wenn du gescheit losfährst weil die nicht vom Fleck kommen, nichtwahr…«

Andreas Lugauer: Krust und Schübel

Wir sehen einen Transporter mit einem Firmenlogo, auf dem steht: »Krust und Schübel | Putz + Stuck«. Wie es wohl zu dieser schönen Kombination aus Putz- und Stuckateurs-Firma einerseits und den so sehr dazu passenden, ja sprechenden Namen Krust und Schübel andererseits kam?

Es kam so:

»Ja, schön’n guten Tach hier aufm Gewerbeamt. Das ist Herr Schübel, ich bin Herr Krust und wir wollten gerne ein Gewerbe anmelden.«

»Was denn für eins?«

»Eine Buchhandlung wollen wir aufmachen nämlich.«

»Ja, na gut. Wie soll die denn heißen?«

»So wie wir: Krust und Schübel

»Buchhandlung Krust und Schübel, wie klingt das denn? Was glauben Sie, wer sich da drin ein Buch kaufen will? Das sach ich ihnen: keiner. Krust und Schübel – damit machen Sie am besten eine Bäckerei auf oder werden DJ-Duo oder reüssieren als Stuckateurs-Meister.«

»Hahaha, Sie sind ja gut! Bäcker, DJs, Stuckateure – wir wollen aber eine  B u c h h a n d l u n g aufmachen. Tss… Stuckateure – mein Opa war Stuckateur, das reicht doch. Außerdem braucht kein Mensch mehr Stuckateure, wo das doch eh alles Styroporprofile sind nurmehr.«

»Na, da ham wer’s doch: dann wird’s ein Stuckateur-Gewerbe. Das war zwar eher mehr nur ein Witz, aber wenn der Oppa schon Stuckateur war und ihr so einen passenden Partner-Geschäftsnamen habt, denn passt das doch wunderbar.«

»Hä, spinnen Sie? Wie sollen wir beide denn in Stuck machen? Wir sind  B u c h h ä n d l e r , keine so Putzbatzler!«

»Dann lernen Se’s halt, kann ja nich so schwer nich sein – bei d e m Namen wer’n Se sich vor Engagements nicht retten können.«

»Okay.«