Mama hatte große Angst vor Gewitter. Angeblich hatt sie in ihrer Jugend zwei Menschen gekannt, die von einem Kugelblitz getroffen starben und zumindest durch Verbrennungen entstellt worden waren. Und so war sie ständig auf der Hut: War der Himmel nur auf trügerische Weise blau? Verhießen die Wolken am Horizont nicht ein nahendes Gewitter?
Man durfte keinesfalls und unter absolut überhaupt gar keinen Umständen außerhalb seiner Wohnung sein, sollte ein Gewitter losbrechen. Und selbst dann war man keinesfalls in Sicherheit: Die mussten die Fenster unbedingt geschlossen bleiben, die Stecker aus den Steckdosen gezogen. Es kam häufig vor, dass sie bei schönstem Sonnenschein in Befürchtung eines Gewitters aus ihrem Garten nach Hause floh. Oder sie rief mich an, um mich vor der Bedrohung zu warnen: „Susaninha! I habe gesehen, bei Euch gibt es gleich ein Gewitter! Bleibt zuhause! Geht nicht raus!“
Sogar der Hund fürchtete sich vor Gewitter: „Das Mädschen hat Angst, Angst, Angst! Sie zittert und versteckt sich unter dem Bett!“