Wie du da jetzt vor mir stehst, weiß ich nicht, wie ich dir jemals das Gefühl geben konnte, dass du nicht schön genug bist. Dass du es nicht wert bist, geliebt zu werden, nicht von dir, von mir oder von irgendwem.
Die Luft ist schwer und feucht, ballt sich rund um dein Gesicht, das von der heißen Dusche leicht gerötet ist. Du nimmst das Handtuch und du schaust mich an.
Fragst stumm, ob ich noch warten kann.
Am liebsten fällst du, wenn du ganz alleine bist. Du weißt, dass mir das nicht gefällt, aber im Grunde ist es das, was uns zusammenhält. Und ja, mein Herz, ich weiß, wie sehr du dich zerrissen hast. Dich gebeugt, geflickt und wieder aufgehoben hast.
Und um nicht nochmal zu brechen, bist du gerannt. Hast deine Hölle weit ins Innerste verbannt.
Und als du in deinen Schuhen nicht mehr laufen konntest, bist du barfuß gegangen, um den Regen zu spüren und den Asphalt unter deinen Füßen.
Ich hab gesagt, ich trage dich, doch du meintest, ein Vergessen gibt es nicht. Nicht in einem Kopf, in dem die Wände Augen haben und Erinnerungen Waffen tragen.
Ich hab gekämpft um dich und mich, aber schlussendlich hast du doch gewonnen, mir mit deinen Argumenten jedes Wort genommen. Du hast gemeint, wo willst du hin mit mir, mit dieser ewigen, verfluchten Suche nach dem Wir?
Und so blieben meine Bitten haltlos wie der Wind, der in seiner Halbherzigkeit nicht einmal Papier zum Fliegen bringt. Du lässt das Handtuch fallen und du siehst mich an. Sagst, dass du es leid bist, den Karren immer wieder selbst aus dem Dreck ziehen zu müssen. Und dass du nur mit mir fickst, um nicht mehr denken zu müssen.
Ich weiß, dass du mich bloß verletzten willst, weil dein Hass dir gleich beim Springen hilft.
Mein Blick wandert an deinem Körper entlang, vom Hals bis zu den Beinen schau ich dich an. Du bist so schön, dass es mir die Sprache raubt. Du öffnest die Arme und mein Atem wird laut.
Und als ich dich anfasse, spüre ich das Dynamit in deiner Brust, fühl die Wut und den Schmerz und den tiefen Verlust. Und ohne Sinn und ohne Verstand verlierst du dich in meinen Händen, erlaubst mir, dich zu lenken und den Sturm abzuwenden.
Und als du kommst, schlägt dein Herz ganz wild und frei, du bebst und du seufzt und dann ist es vorbei. Du weichst schon zurück, streichst dein Haar aus der Stirn, weigerst dich partout, mir in die Augen zu sehen. Denn so nah wir gerade zusammen waren, so fern sind wir uns, wenn sich die Rauchwolken legen.
Nicht nur einmal hab ich dich zu oft verlassen, hab mich selbst bekriegt und dich in einem Minenfeld gelassen. Und Liebste, es kommt viel zu spät, doch du hast jedes Recht, mich in Sprengstoff zu kleiden und meinen Anblick zu meiden. Denn was bin ich mehr als eine Reflexion, von der Welt gemacht zu deiner wutentbrannten Illusion? Und wie du da jetzt vor mir stehst, inmitten von Explosionen und Detonationen, hoffe ich, dass dich irgendwann irgendjemand fragen wird, nach all den Jahren, nach all den Schlachten, nach all der Zeit?
Und dass du dann wissen wirst, was dir am Ende bleibt.
Dass du dich umdrehst, mit dem Handtuch in der Hand.
Weg vom Spiegel, weg von mir,
denn letztendlich gehörst du nur dir.
Direkt aus dem Leben gegriffen.
es geht uns alle etwas an, wenn Liebe Kampf ist, wenn Zwischenmenschlichkeiten fragen an den Zweck oder dessen gefürchtete absence stellen; Fragen an nähe, – einer notwendigkeit – aber auch dem damit einhergehenden Krieg…
Die Worte haben Tiefgang, sind fundamental persönlich, obwohl sie explosiv und exogen klingen mögen. Sie machen eine Kehrtwende, Postwendend, über alle Beteiligten hindurch und hinweg, zielsicher zum/zur Leser*in.
Es haben mich dabei splitter getroffen, ich bin somit be-troffen, weil ich unweigerlich davon berührt bin.