Daphne Elfenbein: Haare kämmen

das weiße Blut – du hast mich verletzt – jetzt ist es kaputt
Aufs Schneidbrett den Nacken gedrückt, 
neben dem Messer das Tier
die Lache neben dem Kühlschrank
nackte Füße auf Fliesen
weil alles mit A anfängt, also aaaa, 
sodass ich um acht Uhr fluchtartig den Tatort verlasse

leg deinen Kopf in meinen Schoß
schenk mir den regard irresistible
möchtest du ein hartes Ei? 
Das oeuil magique, die terre promise, der Mont de Venus 
Gib auf dein Horn Acht!
Soll ich dir die Haare kämmen? Komm!

Mit den Fingern durchs Haar, dein seidiges Haar
rauf dir dein Haar 
bis Blut fließt und Büschel zwischen den Fingern
das Tierchen, das Fellchen, die Schnauze
hat da nicht eben ein Glöckchen geschlagen?

aber das Gras und die Ameisen an den Halmen
die Frösche an den Rändern
der jaulende Hund, Libellen im Haar
du sagst ja nichts
zerkratzt dir ja dein Gesicht
dein Hals auf dem Kissen
ich hab das Messer genommen
die Stiche, Stöße, die Vorstöße zur Terre promise
tut es weh?

DAS
wenn sich Härchen aufrichten und Schläge
also die Stromschläge der terre promise
den ganzen Kerl durchzucken
que fait mon petit chou? 
was macht die die blinde Elster, 
das Hündchen, der Fuchs
wie’s schlummert unter den Blättern 
und die Turteltauben von den Drähten fallen
vor Schreck

Eine Hand, eine Gesäßtasche warm
eine Rundung, die aufschimmert
es ist ein Handwerk
aaah, da ist ja mein Messer
Fangen wir mit dem Regard irresistible an
schau mir in die Augen: soooo

Was haben die Amseln von den Beeren gegessen
den süßen Beeren – aber da!
Deine Hände machen ja, was sie wollen 
mal sehen was die Klinge uns sagt
auf deinem Rücken 
grün ist das Gras
dabei in den Himmel geblinzelt
Die Sonne macht einen ja ganz verrückt

Au! 
Schwindlig macht einen das Blut
immer auf und ab rauscht es 
im Ohr und auf den Straßen 
hoch aufgerichtet die Omnibusse mit ihren Tatzen
nicht nur die Schwalben
auch Schnabelmönche, die Tauben – kurr-uh
am Wegrand die Schalen
aufgebrochen, die Nabelschnüre der gelbe Schleim
quer übern Asphalt

vom Baum gefallen – rohe Eier im Mund 
mit dem Haar im Geäst
dabei die Vogeleier zerquetscht, 
das Hemd zerfetzt
Schrammen auf der Brust
das kommt davon -ein Glockenton 
das dürre Glöckchen, ein Schellenbaum
eins-zwei-drei
dein Haar versengt an der Sonne

jetzt auf den Bauch liegen,
Ameisen aus Locken klauben
Bienen schaukeln im Schatten der Halme
die Luft von Entenflügeln gerührt
im Schatten behaarter Wipfel
ein Maulwurf, der sich tiefer gräbt
etwas, das aus der Erde schießt, 
funkelnd und heiß wie die Sonne

unter den Achselhöhlen, in den Venusgebirgen
fabulieren mit den Fingern im Ohr
Text, der aus allen Poren quillt
Zügel, en train, da lösen sich sämtliche Bänder
gib Acht, dein Haar
und steigt ab vom blutigen Schoß

Dann war da aber noch das Hündchen

Das Entchen, du Strolch!
den Nacken ins Gras
am Schwänzchen in der Luft herumgewirbelt
ein bisschen Remy Martin
in die Tierschnauze geträufelt
wie wär’s mit einem Eis am Stiel? 
Scherben im Mund 
und wieder ist ein Vogeljunges 
aus dem Nest gefallen

Fleisch fressende Pflanze
gieriges Kätzchen – Efeugewächs
Wollen sehen, was dein Brusthaar uns sagt
Relaxez-vous, so ist’s recht.

Nicht das Gesicht verziehen, nein
das Herz nicht schlagen lassen
ne donnez pas libre cours a vos emotions
Daisies – Ameisen im Haar
Der Kamm bleibt hängen
AU

du hast mich verletzt
das weiße Blut -– jetzt ist es kaputt
Oh! Ich vergaß die terre promise
aber nicht doch!  
Entspannen Sie sich!
Ein bisschen Gymnastik
Noch mehr vom oeuil magique
und noch ein wenig hinter dem Ohr
schwarz glänzt das Haar

Tage im Blattwerk
im Schatten der Halme 
es rauscht die Pappel im Ohr 
wie es zu fließen beginnt
Die Sonne spaziert am Zenith
weil es nach Eisen schmeckt und am Bauch klebt
Büschel aus Krallen geschüttelt
Relaxez – vous

mit dem Omnibus in eine Achselhöhle gefahren
haarig, Perlen im Mund – 
aus glänzenden Flügeln Augen
Zungen, vergraben tief
grün ist das Gras und
Trauerweiden lassen ihr Haar herab

Die Blume im Spiegel pariert
Es ist eine alte Erfahrung
Dass einen das abgelegte Leben
aufs Höchlichste schmerzt

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