Letztes Jahr ging ich in den Steinbrüchen bei Eichstätt spazieren. Es war um Ostern herum. Ich besuchte meine Eltern, um das Fest mit ihnen gemeinsam zu feiern, doch musste ich mal raus – frische Luft schnappen, mich bewegen, den Osterschinken verdauen.
Ich spazierte also den Berg nach oben zu den Jura-Steinbrüchen. Erst ging ich nur um verschiedene Steinhügel herum und zwischen ihnen hindurch, später stieg ich auch auf einen hinauf, was vom Geräusch der hinunterpurzelnden Steine und der zerbrechenden Jura-Plättchen unter meinen Füßen begleitet wurde. Die Sonne schien. Es war ein schöner Frühlingstag. Ich konnte oben den weiten Ausblick genießen, stand da wie ein Caspar David Friedrich, nur ohne Nebel.
Von oben aus konnte ich eine kleine Gruppe Jugendlicher beobachten. Sie waren etwas abseits auf einem weiteren Steinhügel, den die Sonne beschien. Sie hatten eine Picknickdecke ausgebreitet. Sie hörten durch eine Bluetooth Box Musik, die leise bis zu mir hinauf zu hören war. Es lief Estelle – American Boy. Sie tranken Bier und sie rauchten Zigaretten – sie waren einfach am Abhängen. Das Abhängen, bei dem man einfach Zeit miteinander verbringt, nichts Spezielles tut, aber dabei zusammen ist.
Mich beamte es in meine eigene Jugend zurück, als ich hier auch mit meinen Freund_innen abhing. Meist auf einem anderen Berg. Oft tagelang, nächtelang. Mal auch im Tal, am Fluss, im Freibad, mal bei jemanden zuhause. Alle konnten kommen und gehen, wann es für sie gepasst hat. Im schlimmsten Fall, wenn die Eltern Stress machten.
Hey, ihr da unten! Genießt eure Zeit, so viel werdet ihr vielleicht später nie wieder davon haben.
Während ich am liebsten diese Gedanken heruntergerufen hätte, begann ich zu überlegen: Hänge ich noch ab? Also mit Freund_innen selten bis nie. Ich weiß nicht, ob es am Erwachsen werden liegt, oder an Corona, an meinen Wohnsituationen, am Arbeiten oder an etwas anderem, aber die Zeit zum Abhängen fehlt mittlerweile.
Wenn man jetzt Freund_innen treffen möchte, dann ist es meistens sehr schwierig überhaupt einen gemeinsamen Termin zu finden – alle sind immer so busy, ich selbst ja nicht ausgeschlossen. Dann ist es zeitlich auch meistens ziemlich begrenzt – ein paar Stunden genügen. Dann ist das meistens kombiniert mit fancigem Essen und Trinken – es wird immer besonderer und teurer gekocht und ich frage mich, wann ich wieder einfach nur Nudeln mit Pesto essen darf. Meistens sind diese Treffen halt „ganz nett“. Danach ist man aber froh wieder allein zu sein.
Die Menschen werden ja auch immer komplizierter!, denkt man noch, legt sich dann mit vollem Magen ins Bett und schläft ein – allein.