Letztens las ich einen Artikel über Post-Kritik, in dem es augenscheinlich nicht um eine substanzielle Kritik an der Post geht, auch nicht ums gute Prosten, denn dafür fehlt nicht absichtlich ein Buchstabe, wohl auch nicht ums kritische Posten von Müll im Netz, sondern um einen neuen Zugang zu einem Text – für Menschen gemacht, die glauben, dass man über multiple Metaebenen zu einer anderen Erkenntnis gelangen kann, wenn man sich dem Text nur anders, in einer Realität, die leicht um einen µ verschoben ist, nähert. Wie weit sind wir bei einem solchen Postulat in einem Spielfeld, das einige der versiertesten Diktatoren unserer Zeit perfektioniert haben? Und wie würde man auf das Ergebnis einer post-kritischen Betrachtung kritisch reagieren? Mit einer post-post-kritischen Haltung? Wie viele Posts (wohlweislich keine Posts im Internet) braucht man eigentlich, bis die Kritik nur noch einen minimalen Teil des Ganzen ausmacht? Vier, fünf, sechs Iterationen? Wie wäre es, wenn wir dann nicht einfach sagen, dass wir die Kritik überwinden? So einfach! Einfach so! So!
Also stellen wir uns mal eine Welt vor, in der jeder als Quasi-Diktator seiner eigenen Umwelt einfach Sachen sagen kann, die automatisch wahr sind, weil niemand da ist, der Bock hat, über die ganzen Post-Iterationen irgendeine Form der Kritik zu üben. Warum auch? Während man in Management-Seminaren lernt, dass man immer weiter fragen soll, bis man an die Kernursache des Problems gelangt, so ist hier der Weg der Verwässerung eines jeden Arguments vorgezeichnet. Der Posten des Post-hoch-x Kritikministers der eigenen Realität ist längst vergeben, und wozu braucht es noch Adlaten und Ja-Sager, wenn alles in dem Moment zur Wahrheit reift, wann es ausgesprochen wird? Würde der Populismus eine solche Entwicklung überstehen? Oder wäre es dann ein post-hoch-x-kritischer Populismus? Nun ja, hier schaltet sich wohl der letzte Überrest nach der postapokalyptischen Kritikvernichtung ein: Was wäre dieser Zustand eigentlich anderes als der heutige? Sind dann leider schon alle Posten vergeben? Mist, wie immer bin ich zu spät dran! Bleibt nur noch die Chance, mein eigener Post-hoch-x-Kritikminister meiner eigenen Meinung zu werden. Wenig Renommee, aber wenigstens nicht nichts! Eat this, Post-Kritik! Prost!