Blumenleere: tuedelue!

pack deine arroganz & wirf sie in den muelleimer, den funny van dannen zum uebergangscontainer fuer die entsorgung trauriger lieder stilisiert, wenn du sagst, die metaphysik sei tot, verlaesst du deinen zustaendigkeitsbereich, denn blosz, weil manche philophischen dikurse einen solchen status quo propagieren, heiszt das noch lange nicht mehr als fast nichts, nein, vielmehr bedeutet es vornehmlich eins, naemlich dass wenige die uebrigen bevormundend bestimmen wollen, welche weltanschauungen & ansaetze akzeptabel, legitim & welche nicht ernst zu nehmen sind – & das, obwohl die bedeutungen der kommunikation in jedem von uns unterschiedlich erst entstehen & ferner unsre lebenswelten, die perspektiven & gesetzmaeszigkeiten unserer traeume, die wir bisweilen wagen, realitaet zu nennen.

Jutta v. Ochsenstein: im Schatten

es gibt die Inhalteprüfer 
für die Metafacebook-Sauberkeit:
Menschen kauern vor Bildschirmen
Bildschirme mit Gewaltfilmen 
jede Gewalt: menschliche Abgründe

Inhalteprüfer sind aus ärmsten Ländern
von täglichen verstörenden Bildern traumatisiert
für ein sauberes Meta für uns alle

es gibt die Doku: Im Schatten der Netzwelt
kämpfen Inhalteprüfer für ihre Behandlungskosten 
im Schatten der Milliarden

Jakob Leiner: HELLSEHEN

es ist sehr gut möglich 
dass ich nachher unter 
dem einfluss eines glas 
rotweins mich an den 
schreibtisch begebe und 
schnell aus einer idee 
ein gedicht entwerfe 
das der stimmung an 
gemessen ist ihr sogar 
schmeichelt das kommt 
ganz darauf an was  
das gedicht möchte  
ich für meinen teil werde 
dasitzen und höchst 
wahrscheinlich denken 
man man ist das meta.  

Lea Schlenker: Weird Fish on Land

Wir sind seltsame Fische an Land
Grabräuber im Meer
Umweltzerstörerinnen in der Luft

Totengräber Europas
Lieferantinnen und Dramaqueens
Ich bin Sternzeichen Fische
Und daher immer etwas pathetisch
Manche sagen unter Wasser
Sieht man die Hand vor den Augen nicht
Und unter der Dusche
Weint es sich am besten

In meiner Kindheit
Waren die Fische das Highlight
In jedem Zoo
Eingesperrt und mit offenen Mündern
Wie ich
Bis ich endlich achtzehn bin
Mein Traum war New York City
Und tanzen wie Delfine unter Wasser
Ich muss immer daran denken
Was meine Mutter sagte
Ein hübscher Mann ist schwer zu finden
Aber sie hinterlassen Schuppen an jeder Strassenecke

Friggin’ fish
Wetzen die Messer
Ich bin Sternzeichen Fische
Und kann unter Wasser meine Hand nicht sehen
Meine Mutter sagte mir
Ein kluger Mann ist schwer zu finden
Drum lohnt es sich zu prüfen
Sich ewig an die Fische zu binden

Lena Kratzer: Fiat Panda

Immer hat es dich getragen,
von Ort zu Ort gefahren
über Autobahnen und Landstraßen.
Ein Dach über dem Kopf,
am Lenkrad deine Fingerabdrücke.

Ein Geruch von Abenteuer mischt sich
mit dem Gegenwind vergangener Sommertage.
Erinnerungen in Nebelscheinwerfern,
Musik als Begleitung.

In den Ritzen der Sitze
Erdnussreste der letzten Fahrt.
Doch da umarmt schon bald wieder
der Panda die Frau Meisendraht.

Margit Heumann: Vom Sautreiben

Pass auf, wenn du eine Sau im Stall hast. Sie braucht ein weiches Bett aus Stroh, will gefüttert, gestriegelt und gestreichelt sein. Und halte sie von fremden Sauen fern, sie könnten sie mit Krankheitserregern infizieren. Du sieht, Ihr Wachsen und Gedeihen erfordert deine ganze Aufmerksamkeit und jede Menge Lernbereitschaft, denn deine Nachbarn werden dich mit guten Ratschlägen über Futterqualität, Antibiotika, Wachstumshormone überhäufen, die Nachbarn haben das alles schon hinter sich und angeblich beste Erfolge damit erzielt. Am Ende hast du alles ausprobiert und weißt nicht mehr, was deiner Sau gut getan und was ihr geschadet hat und fürchtest schon, dass sie eines viel zu frühen Todes stirbt.

Sei vorsichtig, wenn du Sauen anderer Züchter bewertest. Studiere zuerst die gängigen Zuchtziele, lerne alles über Ertrag und Fleischqualität, bevor du über Fruchtbarkeit, Krankheitsresistenz, Stresstoleranz und Magerfleischanteil schwadronierst. Wundere dich nicht, wenn deine Ansichten belächelt, ja als unqualifiziert abgetan werden, weil Einigkeit darüber herrscht, dass es dir nicht ansteht, das Maul soweit aufzureißen.  

Gib acht, wenn du deine Sau auf den Markt treibst. Du musst damit rechnen, dass man dir deine schöne Sau neidet, den Erfolg missgönnt, dass es ein Spießrutenlaufen wird, es hagelt Hiebe von allen Seiten und du kannst noch von Glück sagen, wenn es nur Ruten sind und keine Schwerter, die deine Sau in Stücke hacken, bis sie faschiert im Dreck der öffentlichen Missgunst liegt. Da kannst du nur den Kopf einziehen, dich ducken und so schnell wie möglich in den Stall zurückrudern.

Und du hast wieder etwas gelernt: Wenn nächstes Mal eine Sau durchs Dorf getrieben wird, wirst du unbedingt zu denen gehören, die Spalier stehen und Ruten haben.

Lea Schlenker: Die Auktion

Als ich die Auktion betrat
Hatte ich ja keine Ahnung
Als ich die Auktion betrat
Hatte ich ja gar keine Wahl
Wo sollte ich denn sonst hin
Auf der Suche nach ein bisschen roher Emotion

Die Welt wurde an den Bestbietenden verkauft
Und nun ist die Auktion beendet
Alle stehen auf und wollen ein Stück von mir
Ein Stück Leber und eine Träne und die zwei Augen
Meine Zähne und eine Haarsträhne ausgerissen und zwischen zwei Buchseiten geklemmt
Dieser Ausverkauf flasht mich überhaupt nicht mehr
Gar nicht so wie früher oder
Vielleicht war ich auch gar nie auf der Suche nach irgendwas

Mein Streikbrecher und ich sind wild wie Wölfe
Und rot wie das brennende Athen
Mein Streikbrecher und ich sind wild wie Wölfe
Wo bist du mein Kleiner?
Wir haben uns doch mal zu Musik im Supermarkt geküsst
Zwischen Mangos und Avocados
Haben Coupons zerrissen und ein Feuer gemacht
Ruth Bader Ginsberg zur rechten und Mariah Carey zur linken

Wir sitzen in einem Restaurant und geben unsere Daten nicht an
Eine fette Pappmachepuppe starrt uns an
Sie starrt uns während des Hauptgangs an
Sie starrt uns während des Desserts an
Sie sieht uns sogar beim Weinen zu als wären wir Fische in einem Aquarium
Ich sehe zu Dladlinia rüber und sie schluckt und sagt
Ohne Acid kann ich diese Weltuntergangsstimmung einfach nicht richtig geniessen
Verstehst du was ich meine

Denke an kleine Metallteile in der Luft
Und ich langweile mich
Und ich hasse das
Und ich hasse diese Hitze gefolgt von Regen gefolgt von Kälte gefolgt von Feuer
Die Stadt und die Menschen
Die den Olymp bestaunen und ein Foto machen
Solange er noch steht
Während im Hintergrund die Flammen lodern
Und riesige Fluten von Asche und Blut auf uns zu kommen

Und ich bereue dass ich an dieser Auktion dabei war

Sabrina Marzell: Legenden

Ihre Nase blutet schon wieder. Vergiss nicht zu spucken und schau dir die Wolken an. Ich wühle so lange im roten Sand nach deinem Zahn.  Der Boden zieht mich an 


Die Fliegengittertüre schnalzt. Jemand zerhackt Kreide. Als ich in die Chipstüte greife, klatscht Steffi´s Hand in mein Gesicht. Sie wird mit dem Schimmelreiter untergehen 


Im Schatten der Reben. Der größte Idiot im ganzen Viertel zündet gerade die Parkbank an. Seitdem teilen wir uns zweieinhalb Quadratmeter Balkon 


Mein erster Bezug zur Form ergab sich aus dem formen von Matschfiguren. Meine Brust pochte und ich schüttelte den Kopf, als ich die übrig gebliebenen Körperteile (kleine Zweige) in der Pfütze liegen sah 

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Ungläubig verließ ich den Ort

Theobald Fuchs: Wenn die Familie zum Überliefern anfängt

Anfangs fand ich die Story absolut plausibel. Die kleinen Schrotkörner, an denen man sich früher gerne mal den einen oder anderen Zahn ausbiss, seien, so behauptete er, absichtlich vom Koch hinein praktiziert worden. In den Rehbraten mit Sahne und Preißelbeeren. Damit die Gäste sich davon überzeugten, dass das Wild absolut frisch geschossen und eh aus der Gegend sei.

Ja, klar, warum eigentlich nicht, dachte ich. Vom Jagen habe ich keine blasse Ahnung, bloß als er dann behauptete, dass Rehe und Hirsche eigentlich gar keine Tiere sondern Pflanzen seien, irritierte mich das – ehrlich gesagt – schon ein wenig.

Aber nicht schlimm. Nur so ein klitzewinziges Gefühl, das in mir, nun – nicht wuchs, aber schon irgendwie keimte, ein Gefühl, als stimme in einem riesengroßen Gesamtbild ein fitzikleines Detailchen nicht. Schwer zu sagen, welches genau, aber etwas störte.

Dass somit Wildbret ideal für Vegetarier sei, leuchtete mir wiederum ein, logisch, logisch, popogisch: wer sich im Wald ernährt, besteht irgendwo irgendwann auch aus Wald. Dann fängt die Zukunft an… Äh, falsches Thema. Weiter im Text: Dass sich seit vorgeschichtlicher Zeit aus den sterblichen Überresten des Wildes ein spezielles Erdöl gebildet hat, verblüffte mich abermals. Allerdings einen Moment nur. Unter hohem Druck über lange Zeiträume entstünde in tiefen Schichten aus zerquetschen Hirschkadavern ein beinahe milchiges, orangegrünfarbenes Öl. Wildes Erdöl werde es genannt, so raunte er, Österreich und das Saarland seien die beiden größten Produzenten. Auf der Erde, im bekannten Teil des Sonnensystems, universell. Soweit, so transparent.

Jedenfalls: für vertrauenswürdig hielt ich die Empfehlung, Messer und Gabeln mit diesem Öl zu behandeln. Grund offensichtlich zweifach: damit sie nicht nur nie mehr stumpf würden. Sondern auch, damit weder Brot noch die Frucht, die damit geschnitten wird, jemals wieder schimmelte. Coole Sache.

Anfangs bezweifelte ich aber, was darüber hinaus behauptet wurde. Dass man sogar die Sprache des Landes, aus dem die Wurst stamme, sprechen könne, wenn sie mit einem in dieser Weise präparierten Messer geschnitten werde. Beispiele: Mortadella, Cheddar, Salami.

Doch da mein Ururururur-Großvater, als er sich mit dem Jagdmesser in den Daumen geschnitten hatte, daraufhin stundenlang sehr komplexe und phantasiereiche ungarische Flüche ausstieß (oder etwas, das so ähnlich klang, so wird es zumindest berichtet), bin ich heute restlos überzeugt. Von nichts anderem als der öligen Wahrheit des Wildes nämlich.

Isso, sagte der alte Jäger, und ich glaubte ihm.

Blumenleere: wie fremde federn schmuecken

mit der urbanisierung verlagerte sich das diffuse feld der legendenbildung, irgendwann, zusehends gen metropole – &, selbstverstaendlich, auch kleinere konglomerationen anthropogener siedlungseinheiten. setting, im weitesten sinne, dennoch: der ambivalente groszstadtdschungel – eine virtuelle welt fuer sich, ein layer ueber der per se neutralen – eventuell gar ein wenig fade anmutenden – realitaet scheinbar rational durcheinandergewuerfelter baukomplexe. indes, keine einsamen held:inn:en, die umherstreifen & sich mit dubiosen abenteuern herumschlagen – naja, eigentlich durchaus, allerdings ruhe der schwerpunkt mittlerweile eher auf dem absurden, dem eindringen eines vornehmlich dem aberwitz huldigenden mythos in die allzu kalkulierten architekturen unseres auf engstem raum zusammengepressten miteinander lebens – &, leben muessens, weil viele kaum vor einer wahlmoeglichkeit stehen oder es anders nie kennengelernt haben. & da uns nahezu alles, was uns blosz tendenziell an klassische gut-boese-konflike erinnert, ein unangenehmes gefuehl erzeugt – pfui, pathos, pfui! –, laben wir uns nun lieber an vermeintlich seltsamen begebenheiten, die zwar irgendwie stattfinden haetten koennen, doch unser empfinden fuer plausibilitaet auf eine schwierige probe – das selbige dadurch neukalibrierende – probe stellen: die obskuren initiationsriten der zivilisierten wilden, stattfindend im rahmen heimeliger – eine melange aus heimlichkeit & vertrauen? – schwafelrunden, wo voellig an den haaren herbeigezogene beziehungsgeflechte erichtet werden: habt ihr schon gehoert, der/die/das, meiner/meines/meines, deren/dessen/dessen, die/der/das, wiederum …?