der Gaul wurde gefedert
dein Slip geteert
dein Kopf eine Bruchbude
die Kirche ein Rätsel
die Natur kauert auf dem Klo
mein Schweiss nimmt keine Rücksicht
im Pelz juckt der Arsch
der Gin ist ein Spinner
keiner redet von Geld
ich schlafe an der Wand
die Nutten warten im Mais
ich lerne Zigarren zu rollen
deine Beine sind tierisch
der Teufel ist Unfug
die Engel nerven
am Ende frage ich mich
welche Rücksicht
gerade ich
auf deine Sprache nehmen sollte
Kategorie: Lyrik
Harald Kappel: Melisma
beim Abschied
trägt dein müder Duft Federn in den Regen
sie füllen meine Tränensäcke
randvoll mit Sehnsucht
und
als das Schiff Fahrt aufnimmt
kantilliere ich leise
aus meinem Notizbuch
Psalmen und Suren
buchstabiere die Mißverständnisse
bis meine Augen heulen
verschütte unsichtbaren Nebel zwischen uns
suche in der Funkbude
ein randvolles Gefäß
voller Signale
und
während in der Kombüse
der Einheitsbrei zusammengerührt wird
morse ich kreischend laut vom Eselshaupt
labyrinthäre Verse
die keiner versteht
und
als meine Zungen
durch das Schalltrauma kollabieren
führt mich ein hübscher Lotse
zu den stummen Fischen
ihr Schweigen
trägt dein Einverständnis
beim Abschied
David Telgin: In Szene
Spielen
Du
mit der Pauke
Laut
und stark
Ich
mit der Trompete
Hell
und klar
Mit Pauken
und Trompeten
Lass uns gemeinsam
durchs Leben gehen.
David Telgin: Chaos
Mit Pauken
und Trompeten
Werde ich
untergehen
Wenn ich
mich nicht
endlich aufraffe
Mit Pauken
und Trompeten
Werde ich
untergehen
Wenn ich
nur so da sitze
und nichts tun werde
Bricht
über mir
die Welt zusammen.
Carsten Stephan: Orchester der Äonen
Aus 12 ½ Versen Johannes R. Bechers
Die Zimbeln rasen durch die Dämmerungen.
Von Abgrund-Orgeln, donnernden, umstimmt.
Es kollern Flöten wimmernd im Gerölle.
Ein Holzklavier im Automate singt.
Ha! Jedes Haut-Quadrat betupfen Trommeln.
Der Liebesharfe weicher Ton längst barst.
Aus Tubaschößen wirr Gesänge prallen.
Es rasseln Geigen, Geigen tödlich-schrill.
Posaunen! – Echo aus Versteck und Ecken.
Ein Cello dunkler unter Brücken wühlt.
Wir wallen, von Trompetenbraus umbrandet.
Ein finsteres Vieh, die fette Pauke, grunzt.
Carsten Stephan: Karneval
Ein Knabe kriecht in die Konfettidüne.
Ein plumpes Blasorchester bläst zum Spaß.
Ganz grüne Röcke fliegen auf der Bühne,
Und große Zähne beißen in ein Glas.
Katarrhe schielen nach der nackten Wade.
Ein draller Dackel liebt ein Narrenbein.
Es hagelt große Tafeln Schokolade,
Ein Balg bricht nieder und ein Sturm herein.
Ein Wagen kippt. Bemützte Männer purzeln.
Ein Altersfleck ist von Kamellen blau.
Trompeten dellen. Rote Trommeln wurzeln.
Ein Traktor stolpert über ein Helau.
Bastian Kienitz: Unter Spannung
sagen wir Spannung
vs. Aktionspotenzial
ist gleich
Bastian Kienitz: Töten im Namen von
wir haben alles zugelassen
die Schatten neben uns
wandern von Norden
südwärts
Zeile für Zeile
über den Rand unserer Worte
die trocknen kaum und
bilden feuchtfarbene Schlieren
von denen man sagt die wären echt
Bastian kienitz: Rheingold
rein Gold
raus /
eine Blaskappelle
die dir das
Spiel
von der
Dunkelheit
spielt
im schwarzen
Glanz
der aufgehenden Sonne
Bastian Kienitz: Moderne Liebe
Im Gleichgewicht formst du aus Masse einen Fixpunkt bistabil zur
nächsten Bar. EIN KORN EIN BIER und einer Menge T R E SEN
LATEIN: dass der erste Schuss PUNKTGENAU ins Ziel getroffen
hätte, hätten wir nicht…