Cornelius W.M. Oettle: „Aktien für alle“ (Friedrich Merz)

Wir alle sollten Aktien haben
und uns an Kursgewinnen laben.
Sagt Friedrich Merz. Der hat‘s kapiert
und all sein Geld schon investiert.

Drum legt euch Aktien ins Depot!
Auf lange Sicht kaum Risiko!
Und Dividenden gibt‘s dazu!
Warum machst das denn nicht auch Du?

Ach stimmt, jetzt fällt‘s mir wieder ein:
Wer reich sein will, muss reich schon sein!
Und ihr habt leider nichts geerbt,
weshalb ihr ohne Aktien sterbt.

Christian Y. Schmidt: Lieblings-Spam 1

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Marius Geitz: Wirtschaft

I

Wohlstandsgesellschaft
Wir sind so privilegiert 
Keinen Grund uns zu sorgen
Doch die Sorgen, die sind da

Wohlstandsgesellschaft
Wir sind so terminiert
Kein Grund uns zu beeilen 
Doch wer stillsteht ist bald weg

Wohlstandsgesellschaft
Als solche diagnostiziert
Eine große Gemeinschaft
Doch einsam in sich selbst

Wohlstandsgesellschaft
Wir schwimmen doch im Geld
Nur ein Großteil der Menschen
Kriegt nicht viel davon mit

II

Ein mitleidiger Blick
Stand im Raum
Er galt wohl mir
Wenn ich nicht irre

Jan Bratenstein & Jonas Hauselt: Fässerfass

Sehn Sie hier mein Fässerfass!
Kein Fass is besser als wie das.
Es fasst vierzig Fässer,
kein Fass is besser.

Bieten Sie mir einen Boddich an,
Sag ich nur: „BRAUCH ICH GAR NICH, MANN!“
Denn ich hab mein Fässerfass.
Außen trocken, innen nass.

Marius Geitz: Alexander Gerst

Hartes Training
mitten dort im Nichts.
Muskelaufbau
viel zu viel Gewicht.

Feine Sahne,
die gibt es hier nicht mehr.
Wenn nur dieser Traum,
Wenn nur dieser Traum in mir nicht wär

Ich möchte so gerne wie Alexander Gerst sein.
Ich möchte so gerne wie Alexander Gerst sein.
Ich möchte so gerne wie Alexander Gerst sein.
Ich möchte so gerne mehr wie Alexander Gerst sein

Vierhundert Kilometer
weit nach vorn,
ein kleines bisschen Druck
dort in den Ohr`n.

Ganz entspannt
im Sitz zurücklehn`
ich kann jetzt erstmal nicht mehr zurückgehn.

Ich möchte so gerne wie Alexander Gerst sein.
Ich möchte so gerne wie Alexander Gerst sein.
Ich möchte so gerne wie Alexander Gerst sein.
Ich möchte so gerne mehr wie Alexander Gerst sein.

Manchmal ist es einsam.
Ich denk, ich schaff es nicht mehr.
Manchmal frag ich mich auch:
„Wie komm ich nur hierher?“

Doch dann reiß ich mich
ganz schnell wieder zusamm`,
ich pack meine Siebensachen
und schau dich im Fernsehen an.

Ich möchte so gerne wie Alexander Gerst sein.
Ich möchte so gerne wie Alexander Gerst sein.
Ich möchte so gerne wie Alexander Gerst sein.
Ich möchte so gerne mehr wie Alexander Gerst sein.

Mit Musik:

https://leidengruppe.bandcamp.com/track/alexander-gerst

Arabella Block: Wundertüte

„Nein“, sagte meine Mutter und: „Du meine Güte.
Was willst du denn mit diesem billigen Ding!
Da ist doch niemals etwas von Bedeutung drin.
Schluss, aus, ich kauf dir keine Wundertüte.“

Und dabei blieb es kindheitlang. An der A3
stand zwar das Wundertütenwerk, in dem die Tüten,
auf denen ach so vielversprechend Sterne blühten,
enstanden, doch wir fuhren stets vorbei.

Der neonblaue Namenszug an der Fassade
hat sich mir zugeflüstert Jahr für Jahr.
Bis die Buchstaben nacheinander starben.

Als auch das großgeschwungene W erloschen war,
blieb nur eine Fabrikruine ohne Farben.
„Zu spät“, wisperte sie mir zu, „wie schade.“

Sophia Süßmilch: APOCALYPSE RELOADED 2

ALS DANN DER GROSSE KRIEG KAM
WAREN SIE WIEDER BELEIDIGT
UND JAMMERTEN ALLE VON DEN SCHERBEN
IHRER BIOGRAPHIE UND WIESO DENN
GERADE JETZT WO DIE KARRIERE
SO GUT LÄUFT
UND DAS NACH MEHR ALS
60 JAHREN FRIEDEN
DA FRAGT MAN SICH JA SCHON MAL
WAS SOLL DENN DAS
NUR DIE ANARCHISTEN FREUTEN SICH
DENN DER HÄUSERKAMPF
BEKAM FRISCHEN WIND
EINER MIT NADELN IM GESICHT
SPRACH SOGAR
VON EINER GANZ NEUEN DIMENSION
UND DIE GANZEN TRAURIGEN
WAREN SEHR ERLEICHTERT
DENN SIE DACHTEN ENDLICH NICHT MEHR
ANS ÜBERLEBEN

Daphne Elfenbein: O Stern, O Stern von Bethlehem

O Stern O Stern von Bethlehem
Weißt du worauf du scheinst?
Schon Ostern wird dein Kindlein gehen
Ist `s drum, dass du so weinst?

O Stern, dass hinter dunklen Wolken
der Julmond regnet vor sich hin
Ostern wird dann Blut gemolken
Vom guten Hirten – ob das Sinn…

macht, 0 Stern am Himmelszelt
wo sie vor Wiki-Weisheit schwitzen
Hinz und Kunz sich für Messias hält
Ostern verspricht man, still zu sitzen

Sieh, O Stern,wie sie einander foltern!
unter Kollegen, Brüdern, Bösewichten
Ostern zahlen wir`s ihnen heim
Der Heiland wird`s schon wieder richten

O Stern der Hoffnung nur kurze Zeit
Hat dein Kindlein lieb geflötet
Ostern siegt die Sachlichkeit
Wie geil es sich karfreitags tötet

Alle Jahre wieder siegt O Stern
Die Amtsgewalt über die Liebe
Ostern kreuzigt man fromm und gern
Zu Juul gibt´s gleich den Tod in die Wiege

Ronja Paffrath: Frühstück

1
name dropping in nürnberg zur blauen stunde
Clara Fieger trifft im Cereal Foyer
Ceal Floyer persönlich
mit einem Frostie auf den Kopf
Über dem Kopf von Kerstin Stakemeier
bringt mich eine psychotherapeutische emotionstabelle zum weinen,
ich halte ein und falle,
rein, schön, falle!
Wie kluge Wörter über KP Brehmer
mich zu Trost zürück bringen,
wie Frosties Milch herunter

2
Ich habe meine Tage,
alle.
Meine Tage gehören mir.
Ich habe meine Tage alle gegliedert:
Die Nacht mit dem Schlaf dazwischen kommen zu lassen und dann zur etwa gleichen Zeit zu frühstücken ist wichtig, damit das
tägliche Licht zum immer gleichförmigen (aber nicht zwingend gleichgroßen) Rechteck wird. Die Tage sind dann schon vom
Licht bezeichnet und man müsste nichts weiter machen.
Vom Licht bezeichnet müsste man nichts weiter machen
mit meinen Gliedern –
Meine Tage erblicken das Licht der Welt,
ich lege sie Glied auf Glied.
Gegliedert kommen sie aus mir heraus,
gebildet zu griechisch hystéria, Gebärmutter, Hysterie.
Vom licht bezeichnet,
mit meinen Gliedern,
lege ich Glied auf Glied,
lege ich Lid auf Lid,
lege ich ein Lied auf die Lippen.
Ich habe meine Glieder beisammen.
Ich habe meine Tage alle
gegliedert

3
ich habe einen apparat
mit dem ich etwas aufnehmen kann
in dem ich darauf schieße
ich bin ein apparat
mit dem ich etwas abgeben kann
in dem ich es erschieße
damit es nicht umsonst gestorben ist
bist du mein letzter apparat
mit dem ich etwas teile

4
er soll nicht umsonst gestorben sein
dieser tod von
hat uns nichts gekostet
und nichts eingebracht
er ist umsonst gestorben
also wirklich, ich bitte dich,
freundin, lass mich umsonst gestorben sein
und bleib dennoch ein freund
der preis für die kaufware
ist nicht der einkauf
der einkauf von
wurde nicht mit dem einkaufen bezahlt
ich habe dir einen mittelgroßen tod mitgebracht
die im internet haben ihn auf dem bett liegen oder unter dem schreibtisch
und schieben ihre glieder darunter
wir haben alle diese warmen füße
und jene müden zehen, die zum mond hin abstehen, zugedeckt
wow so ein extraflauschiger tod
teddybären mit herzen wurden dafür ausgeweidet
die füllende faser war noch zu
verwenden, weiße viskose
die rotbraunen hüllen dagegen sind im regenfall verschimmelt weil
sohnemann die waldbestattung vorzog
im vorbeifahren kann man sie nicht mehr für fliegenpilze halten:
sie sind jetzt eine birke
sei beruhigt schöne schonung
er ist nicht umsonst gestorben
der probemonat licht zieht in formation
vor deinem auge, dem bedeckten
himmel vorbei
aus dunkelgrüner ferne der gesang
die stimmen jeder stimmung
kommen bei dir an, freundin refrain
dieser tod
hat uns nichts gekostet
und nichts eingebracht
er ist umsonst gestorben
lass uns umsonst gestorben sein
und dennoch befreundet bleiben
der preis für die kaufware
ist nicht der einkauf
er wurde nicht mit dem einkaufen bezahlt
freundin freund freunde freundinnen
lasst uns befreundet bleiben
mit kostenlosen toden
lasst uns umsonst gestorben sein
freundin refrain
für kostenlose tode kostenlose
freundin refrain
umsonst sterben kostenloser freund
für den kostenlosen tod umsonst
freunde umsonst freundin judy refrain
schonung freundin schonung hier
wohnt schon nicht mehr weil verzogen
doch wohlmöglich zieht noch vor den
wolken wieder ein in dieses schöne
häuslein unsere liebe
freundin schonung refrain

5
Wenn auf mich geschossen wird,
bleibe ich

  • in Bewegung.
  • Oder: An einem Ort, aber über- oder unterbelichtet.
  • Oder: An einem Ort,
    aber zur Seite des Geschosses hin von Pflanzen, Gesteinen und Wänden verdeckt.
  • Oder: An einem Ort und klar, scharf umrissen, aber doppelt.
  • Oder: An einem Ort und klar, scharf umrissen, aber doppelt.
  • Oder: An einem Ort und klar, scharf umrissen, aber viele
    also jedes Körperteil vereinzelt sich,
    jedes vereinzelte Körperteil lebe ich aus,
    bis zu jeder möglichen Einsamkeit,
    aber ich bleibe in Kontakt.
    Mit meinen Gliedern
    lege ich Glied auf Glied,
    lege ich Lid auf Lid,
    lege ich ein Lied auf die Lippen.
    Ich habe meine Glieder beisammen.
    Ich habe meine Tage alle
    gegliedert

6
Aus dem Modus des Beschäftigungsverhältnisses:
Im Modus Autofokus Ein-Schuss, bringe die Misere durch ein Objekt auf den Punkt, dass in der gleichen Distanz situiert wird, wie
das Subjekt und verrücke die Misere auf den Punkt, nachdem das Bild neu kompositioniert wurde.
Subjekte durch die es schwer ist, die Misere auf den Punkt zu bringen:

  1. Mit Vorliebe kontrastierte Subjekte
    (Beispiel: Blauer Himmel, Uni-farbenes Murren, etc.)
  2. Sehr wenig suffisant aufgeklärte Subjekte
  3. Gegen den Tage gewaltsame Subjekte und solche mit starker Reflektion
    (Beispiel: Gefährt mit einer kraftvoll reflektierten Karosserie, etc.)
  4. Geschlossene und angeleinte, wiederentdeckte Subjekte, durch einen Kettenautomaten auf Autofokus
    (Beispiel: Tiere im Käfig, etc.)
  5. Repetitive Momente
    (Beispiel: Fenster eines Gebäudes, Tastaturen eines Computers, etc.)

Wichtig (von: Wicht; lebendes Wesen, Geschöpf, Ding, Dämon, Sache) !
Prozessieren Sie die Wiederaufladung genau nach der Impression.
Besonders im Falle von Beschuss, prozessieren Sie die Wiederaufladung immer genau nach der Impression.
Eine Prozession durch Sitzen schließt die Auswahl des auf Autofokus gestellten Kettenautomaten hinten an.
Das erfordert, den auf Autofokus gestellten Kettenautomaten auszuwählen und die Molette zu drehen, bis das rote Licht blinkt.
Passen Sie den Tusch ab um den Kettenautomat im Autofokus auszuwählen.

7
nachts wach
ronja geht alleine durch die
nacht, sagst du, begleite sie!
ich kann nicht, ich bin ronja
ich bin ronny, sagst du, gut,
so machen wir‘s, du begleitest ronja,
ich bin solange ronny und begleite clara
die mich ronni nennt, mit hut,
die nacht ist doch für alle da

Marius Geitz: Zocken II

Oben und unten
Und stark und schwach
Vielleicht ist das die falsche Unterteilung
Geöffnet und verschlossen
Und das korrekte Maß
Vielmehr geht es doch darum bereit zu sein

Sicherheit und Sicherung
Des eigenen Tun
So viel Angst davor
Nochmal loszugeh‘n
Doch der Umkehrschluss
Ist der endgültige Stillstand
Und somit der Verlust
Tiefer zu seh‘n

Bereit für die Öffnung
Bereit für den Verschluss
Bereit dafür, dass sich was bewegt
Doch bereit zu sein
Heißt eine Lücke zu erkennen
Und diese Lücke auch zu verstehen

Der Gewinn ist rein
Der Gewinn ist klar
Der Gewinn ist was gewonnen werden will
Nur leicht zu erreichen
Ist dieser sicher nicht
Sonst wär’ das Leid auf dem Weg
Nichts wert
wenigstens nicht viel