Jedes Deutschen Pflicht:
sich für liebe Geschenke
zu revanchieren.
Revanchieren, französisch,
von revanche, zu deutsch: Rache.
Das Magazin für Eigenart
Jedes Deutschen Pflicht:
sich für liebe Geschenke
zu revanchieren.
Revanchieren, französisch,
von revanche, zu deutsch: Rache.
Die Autowaschanlage ist heute geschlossen
Ich sehe nur von weitem aus Möwen
die sich auf dem Parkplatz versammelt haben
Wir sind nicht mehr in Bern
Hier kennt uns überhaupt niemand mehr
Alle unsere Freunde die morgen wieder arbeiten
In einem Kaufhaus oder in einer Kanzlei oder in einem Radiostudio
Die werden nächste Woche alle tot sein
Mein Dichter, mein Hochstapler,
Lieber bin ich dumm als brillant wie du
lieber bin ich glücklich als weinend wie du
mein dilettantischer Schwerenöter
Du sitzt auf deinem Stuhl als verhandelst du mit Kleinkriminellen
verteilst Küsse als würdest du auf Holzkohlen gehen.
Wenn du mich dann hochhebst und ich versuche zu fliegen
den Mond holen will und die Sterne stehlen
und auf dem intergalaktischen Schwarzmarkt verkaufe
siehst du aus wie ein Kind, und ich wie eine Erwachsene.
Die Autowaschanlage ist heute geschlossen
Ich sehe nur von weitem aus Möwen
die sich auf dem Parkplatz versammelt haben
Wir können uns in einem leeren Kino verstecken
Mit meinem Schwager der durch den Saal ruft
Wenn das Popcorn etwas mehr Salz dran hätte würde ich vielleicht wiederkommen
Gelächter von der Frau an der Kasse von La vie claire
Mit dem hellblauen Haarband und dem silbernen Nasenring
Gelächter von dem Pizzabäcker
Der seit Jahrzehnten Pizza mit Emmentaler Käse für Touristen bäckt
Gelächter von dem grauen Ehepaar
Das auf dem Weg zum Aussichtspunkt vom Weg abkommt und verhungert
Das könnten wir zwei sein
Wenn wir nur einmal so mutig wären
Der Vogel ist schon von Geburt
einmal hier und einmal furt.
Tut ein schöner Vogel sein.
Find manchmal: muss wohl so sein.
Manchmal hört man’s nur von fern:
er trällert. Und das tut er gern.
Er weiß sehr wohl, wovon er singt,
wodurch auch Wissen zu uns dringt.
Sein Geist, sein Wesen, wer wills missen?
Schön, ihn hier am Tisch zu wissen.
Drum, Freunde, lasst euch nicht beirrn,
steht auf, stoßt an zum Gratuliern.
Am Beginn Caesar, der erst fertig geträumt hat:
„Im Jahr keifte Lukas Müller nur obszön papierne Quelle.“
Renn schnell torwärts.
Um vier will Xaver Yvonne zusehen.
Der Büchervogel liest ein Buch
Und stellt es in Regale.
Tut ein schöner Vogel sein
Und es viele Male.
Büchervogel, singe laut,
Sing das Lied der Schreiber!
Ein Rohrspatz ist der Vogel nicht,
der Dummkopf ist ein Kleiber.
(kein Sonett)
In die Tonne damit am Ende
Damit das Blatt sich dann zum guten wende
Und all die Scheiße unterm Hut
Den Menschen werd gerecht und gut.
Obzwar ich schon dreiviertel
Von dir gar nicht angesehen
War doch das keine Viertel
Im Grund ganz gut und schön.
Bis dann zu dieser Zeitenwende
Auch das Jahrtausend ging zu Ende
Und trotz der Scheiße blieb ich hier
Am Ende lags vielleicht am Bier
Wenn ich nur eine Weile bleiben könnte
Mein ganzes Leben schenkt ich dir.
Was ist denn mit sozialer Gestalt?
Hauptsache die werden reich alt
und gar den Boden nach unten verlier’n
Ich könnte jedem von denen da oben
am liebsten eine schmier’n
Da steigt mir der Ärger hoch
und wutentbrannt denk‘ ich,
das wieder mal fand,
was Geld zu Geld sich auf Banken häuft
und was macht der Arme ohne Geld?
Er säuft.
In Frust zu verarmen und wissen,
es wird nie so sein,
Wünsche mir zur erfüllen.
Mann/Frau findet sich drein.
Aber freiwillig niemals aufgeben ihr Ziel,
dass jeder Mensch gleich wert so viel.
mit Fringe, ein Mantelet aus Pferdeschwänzen
Glitzer: Transparent und Schwarz gibt Silber
einen Ponysprung von der Schwelle, einen Knicks
Ebenerdigkeit ist genehm und angemessen
Thujas Brustkorb hebt sich, der Knabensopran
stimmt an und ihr Kameradinnen alle zu heulen
ich trage Puder und ein Pulver auf den Brauen
mit Pfennigabsatz einen Mid-Heel, Sandaletten
die Riemchen aus Lack und Strümpfe darunter
mit Marmormuster, das euch murmeln macht
durchs Netz der Nylons Wadenwimpern
es führt eine Naht ins Nirgendwo, dann ein Cut
und oben Kettenklimpern dieser Mösenmuscheln
eine Reihe Kaurischnecken, Zähnchen am Schlitz
Kauri, mein finnischer Verflossener mit Engelgeruch
mein fieser Schlitz unter der Nase mit Malvenkulör
beugt die Häupter, diese Rampe wird zur Galatreppe
überknielang, ein Gardinenschnürl im Saum
glimmrig und glatt mit Blei, Projektile am Schienbein
im Beleg steht der Text, gestickt und versteckt
ich verfüge, man möge mich nicht beatmen
man möge mir alle Ringe küssen stattdessen
mir in den Nacken pusten von Pfingsten an
ich befehle Verehrern, mir Konfekt zu bringen
ein Wurf wortkarger Bären mit roten Bäckchen
ihr seid meine Kinder, wenn ich euch mag
ich hatte eine Tochter, eine Folge lang
sie wuchs sehr schnell und musste dann gehen
es folgte ein neues Monster eine Woche darauf
ich hatte eine Karriere in der Modebranche
bei Yves Saint Laurent hab ich verkauft
ein Tuch im Ärmel, eines auf dem Kopf
im Sommerhalbjahr den Knoten im Nacken
im Winter unter dem Kinn, dem dritten
es gibt Babuschen im Herd und welche im Flur
draußen am Buchsbaum die Nägel gefeilt
aus allem, was in meinen BH fällt, Brotkrume
entsteht irgendwann Humus, Erdkrume
dann fällt ein Samen hinein und Spucke
Liebling liebling liebling liebling
gib mir meine Zigaretten zurück
gib mir meine Tasse Kakao zurück denn
irgendwo muss die Asche ja rein
Dank meiner Wut
entstehen die besten Launen und Ausreisser
und zuckersüsse Gedankenexperimente
verschütte heissen Kaffee in deinem Gesicht und beobachte mit Staunen die Blasen
Ich nehme ein Bad in Wut und Zucker
befreie meine Fusssohlen in einem sanften Peeling
von Dreck und Bitterkeit
Rosen Mandeln und Oliven
Ich mache dir einen Tee aus verschiedenen Giftstoffen
Lecke mir die Lügen aus den wütenden Gebieten
die Liebe meines Lebens
Ich gebe dir eine Tour durch meine imaginäre Süssigkeitenfabrik und tausche Glut und Asche gegen Lakritze und zerdrücktes Karamel stecke himmlische Biscuits
in dein bestes Flanel
mute mir einen süsseren Lebensabend zu
als allen meinen Geschwistern
dank Diabetes
ist das nicht profan
Honig
und Kakao
und wütend
wütend
wütend
auf den Schiffsrümpfen
treibende Fjorde
im Berg schleichende Kirchen
das Tageslicht als freies Segel
die kostbaren Tropfen
von ja und nein
wie Runen auf dem Mond
auf meiner Terrasse
eine Tasse Kaffee
voller Insekten
jeder Schluck
wohltuender Schmerz
die alte Flotte
vertrieben von Diarrhoe
verlässt den Kurs
Richtung Eisberg
in der grellen Bleiche
das Zerschellen
wohltuender Schmerz
eine Tasse Kaffee
endlich
ungebraucht