Bastian Kienitz: Du Musst

Du musst anfangen das weiße Blatt zu bemalen, mit einem
Bleistift fremde Zeichen, Hieroglyphen stanzen: in Rom wird
eben Weltgeschichte geschrieben vllt. auch deine Geschichte
oder das deiner Väter >> zumindest das deiner Vatersväter:

genug um auf den Hügelgräbern: Schachtelhalme, Moos zu
betten, flechten die Pflanzen und unterm Vordach mauern
sich Schwalben in ihre Nester ein, tauchen wieder auf, Luft-
wirbel in der Zwischenwelt / Tropopause: Fernsicht deutlich
erhöht

er nimmt die Spinne, überdeckelt sie mit Glas: m u r m e l t
(willkommen in meiner Welt, in der Gott und der Teufel ein
Spiel spielen). Rauch…

Carsten Stephan: Auf hoher See mit Jack London

(Audiobeitrag wird Nachgereicht)

Ich weiß wohl, was soll es bedeuten,
Dass ich so elend bin.
Die alten Seefahrtsromane,
Die wollen mir nicht in den Sinn.

Das Schiff geht in gläserner Dünung,
La Plata verbirgt die See.
Der Käpten auf der Kampanje
Ruft eisern: Helm in Lee!

Da halen die matten Matrosen
Mit Kraft die Brassen an.
Sie fieren flugs die Schote
Und brassen Rahen um dann.

Sie geien auf die Bauchgordings,
Sie lassen Bulinen gehn,
Beschlagen und reffen die Segel
Bei Blitz und Donnergedröhn.

Ich glaube, die Wellen verschlingen
Mich eher noch als den Kahn.
Und das hat mit wirren Worten
Der London Jack getan.

Carsten Stephan: Kraut ahoi!

(Audiobeitrag wird nachgereicht)

Früher schlangen die Matrosen
Sauerkraut, das scheint euch klar,
Weil sie Vitamine brauchten.
Aber das ist gar nicht wahr.

Denn kein Mensch braucht Vitamine,
Das sind Märchen, seid nicht dumm.
Es genügte Wind in Segeln
Und in Kehlen reichlich Rum.

Ging der Rum einmal zur Neige,
Kam es schnell zur Meuterei.
Gab es eine lange Flaute,
Rief man nur: Zum Kraut herbei!

Bald schon bliesen da die Winde,
Und sie rochen sehr apart.
Und sie blähten alle Segel,
Und man setzte fort die Fahrt.

Durch die Kraft des Krautes machte
Der Koloss von Rhodos schwapp.
Mit ihr fuhr man gar in Gizeh
Einer Sphinx die Nase ab.

Ist auch euch nach Abenteuern,
Bleibt dem Sauerkraute treu.
Hisst auf euerm Bett das Laken,
Und dann heißt es: Kraut ahoi!

Uwe Stiller: Der Trauzeuge

Ehe man sich traut-
Manch einer eher nicht:
Ich hätt‘ gern ‘ne Braut,
Doch nur vor Gericht?
Die Trauung sprießt aus Trieben,
Sich immer neu zu verlieben.
Oh Ehemann… Ach Ehefrau…
Gemeinsam träumt und wacht,
Zusammen plant und lacht!
Denn man vertraut
Mit Zuversicht,
Stets vorwärts schaut:
Vom Nebel zum Licht.

Carsten Stephan: Kindergartenclown Steve Markus

Nase rot, Orangenbommeln,
Keiner von den feinen Herrn,
Sondern Steve schuf unsre Kita,
Er hat uns zum Fressen gern.

Steves Ballons sehn viele Kinder,
Hören Rummelplatzmusik,
Schweben hoch bis in den Himmel,
Stevie ruft noch: „Kindlein, flieg!“

Schöne Spiele spielt er mit uns,
Auch im grünen Ödland hier:
Berghotelgast, Bullengürtel,
Boote basteln aus Papier.

Und wenn es ganz dolle regnet
Und das Wasser schnell und tief,
Auf die Straße unsre Boote!
Aus dem Gully winkt uns Steve.

Und er lacht und ruft sehr laut dann:
„Eure Wettfahrt nun beginnt
Mit den großen Lastkraftwagen!“
Dabei stirbt schon mal ein Kind.

„Macht doch nichts!“, sagt Stevie immer.
Doch wir Kinder finden’s doof.
Denn wir müssen es begraben
Auf dem Kita-Tierfriedhof.

Ist das Kind dann auferstanden,
Riecht’s nach Hamster statt Persil,
Folgt uns stets mit Küchenmessern.
Kennt es denn kein andres Spiel?

Auch schon tot, doch gut gebadet,
In der Wanne, unser Schwarm:
Stevies Ma spielt mit uns Fangen,
Nimmt uns gerne in den Arm.

Ja, wir lieben Stevies Kita,
Die ist super, doch nur bis
Er aus seinen Büchern vorliest:
Tausend Seiten – das macht Schiss!