Margit Heumann: Der Fern-Seher

Alleinstehende, Kranke, Fußlahme, Einsame, Schüchterne haben es oft nicht leicht, mit ihren Mitmenschen in Kontakt zu kommen. Die einen müssen das Bett hüten, die anderen können sich nur unter Schmerzen, mit Krücken und hinkend vorwärts mühen, manche haben Phobien oder sind ohnehin Analphabeten im zwischenmenschlichen Bereich. Sehr gern benützen sie stattdessen ein Fenster zu Welt, das sich öffnen lässt, durch das sie vom Wohnzimmer, vom Esstisch, vom Krankenlager aus auf die Anderen blicken können: den Fernseher. Aus sicherer Entfernung informiert er sie über gesellschaftliche Zu-, Um- und Missstände und über aktuelle Tagesereignisse, fremde Länder und Kulturen, aber auch menschliches Glück und zwischenmenschliche Katastrophen. 

Aber großes Aber: Der Fernseher ist kein Fenster zur wirklichen Welt. Sobald man ihn einschaltet, wird einem die Welt der Anderen übergestülpt, die von wieder Anderen ausgewählt wird, für die Geld und Einschaltquoten die bestimmenden Faktoren sind. Und was für eine Welt! Nicht die reale, die normale, nicht Menschen wie du und ich. Die TV-Anbieter weltweit kippen das ab, was ihrer Meinung nach lukrativ ist. Allen voran präsentieren sie Mord und Totschlag in mehr oder weniger blutrünstigen Varianten in den unzähligen Krimis. Dancing Star serviert Adabeis aus Politik und Seitenblicke-Gesellschaft. Rosamunde Pilcher liefert die Welt der Reichen und Schönen inklusive Intrigen und Happy End ins Wohnzimmer. Das Dschungelcamp langweilt mit C- und D-Promis und Ekelprüfungen. Historische Schinken in Schwarz-Weiß sollen Nostalgie-Bedürfnisse befriedigen. Talkshows diskutieren nach inszenierten Skripten. Nichts ist irrealer als das sogenannte Reality-TV, das Fälle von Familiendramen, Liebesproblemen, Krankheiten und ihre wundersame Heilung, Berichte von Restauranttestern, Auswanderern und Schuldenberatern als wahre Geschichten verkaufen. Die Liste wäre beliebig fortzusetzen. Kurz: Was von einem Fernsehabend bleibt, ist ein Haufen Müll, unter dem die eine oder andere sehenswerte Doku oder ein vergnüglicher Film verschüttgegangen ist. 

Dem Fern-Seher wird via Fernseher eine Scheinwelt präsentiert. Das wahre Leben spielt sich live ab. Also nichts wie aktiv werden und die Nähe zu realen Menschen suchen!

Anselm Neft: Horrorfreitag

„Ghostland“ (2018): Interessant, dass Filme, die in meiner Jugend indiziert worden wären (die man sich also in türkischsprachigen Raubkopien auf VHS ansehen musste) heute ein FSK 16 erhalten können. Nach „Martyrs“ präsentiert Pascal Laugier mit „Ghostland“ also einen Film für die ganze Familie. Kotztüten und Telefonnummer einer Traumatherapeutin bereithalten.

„Hounds of Love“ (2016): Brettharter australischer Psychothriller über eine 17-Jährige, die von einem perversen Paar entführt und gefangengehalten wird. Die drei Hauptdarsteller spielen so gut, dass der Film auch abgestumpfte Naturen berühren dürfte.

„Mirrors“ (2008): Will man Kiefer Sutherland als traumatisierten Ex-Cop in einem riesigen ausgebrannten Kaufhaus mit Spiegeldämonen ringen sehen? Ich durchaus! Tendenziell ein stereotyper, aber sehr effektiver Film von Alexandre Aja.

„Next Door“ (2005): Dieser kostengünstige norwegische Film erfindet das Mindfuck-Psychothriller-Rad nicht neu, ist aber sehr atmospährisch und ein fieser Einblick in die ja generell unausgegorene männliche Psyche. Runde Sache für Hartgesottene.

„When Animals dream“ (2014): Ein Independent-Film aus Dänemark, der durch eine verträumt-melancholische Atmosphäre berückt und von den Wachstumsschmerzen einer jungen Frau erzählt, deren Mutter schon nicht mit dem Patriarchat klarkam. Sehenswert, und auch weniger horroraffinen Menschen zuzumuten.

„28 Tage später“ (2002): Auch wenn ich schlurfende Zombies besser finde als die rennende Fit-for-Fun-Variante: Das ist ein toller britischer Film, mit leichten Black-Mirror-Vibes, der die Endzeit erlebbar macht. Das entvölkerte London, das Darstellerensemble und das eigenwillige Finale haben mich begeistert.

„Evil Dead“ (2013): Mutiges Remake des Kultklassikers von 1981. Viel Blut, Terror und Gewalt. Kein Kindergeburtstag. Aber an die psychotische Wirkung des Originals mit seiner genialen Tonspur kommt die Neuverfilmung nicht heran. Dennoch fetzig, auch weil die Geschichte erweitert wurde.

„Nobody sleeps in the woods tonight“ (2020): Polnischer Wald-Monster-Slasher, der viel weniger stumpf ist, als das klingen mag. Eine Gruppe junger Menschen muss zum Digital Detox in die schöne Natur und trifft auf etwas Monströses. Spannung, Dramaturgie, Charakterzeichnung, Blut, Terror, Witz – kaum ein Horrorfan dürfte enttäuscht sein. Eine Fortsetzung ist geplant.

„So finster die Nacht“ (2008): Schwedische Mischung aus Sozialdrama, poetischem Coming-of-Age und lakonischer Blutrünstigkeit. Vor allem ist das ein gerade durch seine spröde Inszenierung wirklich berührender Film über jugendliche Einsamkeit, erste Liebe und Vampirismus. Auch das US-Remake dieses Anti-Bullerbü ist keineswegs übel.

„Der Babadook“ (2014): Eine alleinerziehende Mutter ist aus Gründen, die noch ans Licht kommen, in den Gefühlen zu ihrem sechsjährigen Sohn gespalten. Er ist hyperaktiv und hat soziale Schwierigkeiten. Und dann taucht auch noch eine Schreckgestalt aus einem Kinderbuch auf: der Babadook. Großartiger, formal origineller Film von Jennifer Kent, der wie alle guten Horrorfilme auf einem ganz realen Grauen basiert und dafür eine Ausdrucksform findet. Nach dem Film hatte ich mehr Verständnis für meine Mutter. Gönnt euch!

„The Endless“ (2017): Eigenwillige Mischung aus Mystery, Drama, Horror und SF (FSK 12), die mich durch die interessant-ambivalente Darstellung einer Sekte und die nachvollziehbare Geschichte zweier in unterschiedlichen Rollen gefangenen Brüder überzeugt hat. Der Schrecken ist in diesem Film unsichtbar und kosmisch. Angenehm abseits vom Mainstream und ambitioniert ohne prätentiös zu werden.

„It follows“ (2014): Glaubwürdige, natürlich aussehende Teenager in einem US-Film? Jawohl, und was für einem! Bilder von spröder Poesie, Synth-Musik wie aus 80er-Horrorfilmen und eine ungewöhnliche Geschichte, die nur auf den ersten Blick hanebüchen wirkt. Wer nachvollziehen will, wie sich (sexuelle) Gewalt auf die Weltwahrnehmung auswirken und wie sich posttraumatische Alarmbereitschaft anfühlen kann, MUSS diesen Paranoia-Kracher sehen. Hammer!

„Lights out“ (2016): Ein Horrorfilm wie ich ihn liebe! Seine primäre Motivation: Furcht erzeugen.

Arne Zank: Interview »Die Vögel fliegen hoch«

Transkript: Felix Brenner

0: Wie geht`s? Müde, warm

0.15 Was fasziniert dich so an Vögeln? Irgendwie ist es so ein Leitmotiv. Anfang der 90er hab ich auch schon Vögel gezeichnet in der Comicgruppe an der Uni. Ich hatte als Kind ein gutes Verhältnis zum Wellensittich meiner Schwester. Seitdem mag ich Vögel und ich mag das Wort „Vogel“. Im Comicbereich drängt es sich auf, da gibt es viele Gestalten aus dem Vogelreich. Bei meinem punkigen Stil fand ich es reizvoll, sich an klassische Figuren anzulehnen. Es gibt schöne Querverweise, z.B. zu Hitchcock. Ich mag es düster und gleichzeitig albern. Schräge Vögel, Außenseiter.

2.25 Punkverrat? Nein, total unabhängig. Punkverlag! Ergab sich aus dem Tocotronic-Comic 2020. Ich fand das Webtoonformat gut, mach das auch weiter. Inzwischen bin ich 50, nicht so native, mach alles auf Papier. Likes haben mich angetrieben, dadurch kam es zustande. Kolorierung war viel Arbeit.

4.15 Inspiration durch welche Webtoons und Dramaserie? Underpants and overbytes, Autobiographisches ist mir nah und damit hab ich auch angefangen. Serie: irgendwas mit Worlds, basiert auf einem Webtoon, Comicfigur kommt in reale Welt. Fand ich super, war Auslöser.

6.20 Reale Figuren im Comic? Meine Freundin war sehr beteiligt und wusste es. Andere wurden überrascht, z.B. Nis-Momme Stockmann. Leute, die ich mag, hab ich verwurstet, um sie zu würdigen.

7.50 Zusammenfassung in eigenen Worten? Reise durchs Leben mit allen Höhen und Tiefen. Vieles, was mein Leben ausmacht. Reise und Flucht.

8.40 Bildende Kunst, warum Musik? Viel allein als Kind und Jugendlicher, immer Sachen für mich gemacht. Viel Musik gehört, aber erst mit 18 selbst gemacht. Stift ist leichter zu halten als eine Gitarre. Mit Jan Müller mach ich immer noch Musik.

10.20 Unangenehm? Fanzine zu Studienzeiten, Comic war dort noch nicht vertreten. Autobiographisch, DIY.

11.50 Trickfilme: Warum sind Tiere interessant? Menschen sind schwerer zu zeichnen. Kam mir minderbegabt vor, hatte hohen Anspruch an mich. 

13.20 Lindenstraße? Hab ich früher wie besessen gekuckt. Wollte noch viel mehr Spielereien einbauen, dann hat mich aber die Geschichte mehr interessiert als postmoderne Experimente.

15.00 Duckamuck, Theodizee? Kenn ich nicht, aber finde Religion und Spiritualität total interessant. Gibt viel, z.B. „Der Ursprung“. Meine Figuren erleben Schlimmes, ich hab aber auch Hemmungen, sie zu quälen. Mal kucken, wie es weitergeht.

17.05 Autobiographisches nicht zu vermeiden? Mag es gerne. Bei abstrakten Figuren geht es leichter als verschriftlicht. Im Comic kann ich einiges ab, wird erträglich.

18.45 Japan? Hat mich immer interessiert. Meine Freundin hat mich dazu gebracht, mir ein Stipendium zu holen. Kyoto, Goethe. Sehr einschneidendes Erlebnis, war nie so lang woanders und so weit weg. Glück und Herausforderung, Leute kennengelernt. Seitdem noch paarmal da, auch mit der Band und für Solo-Auftritte. War Sehnsuchtsort, jetzt realer Ort am anderen Ende der Welt. Entrückt mich aus westeuropäischer Welt, kann mich selbst anders ankucken.

22.05 Soloalbum? Zu viel vorgenommen, vielleicht kommt es irgendwann noch.

23.20 Mischung aus Filmgenres automatisch? Hatte nur grobe Richtung, hab lang nix zustande gebracht. Genres waren hilfreich, auf Plot hatte ich keine Lust. Wollte mich nicht im Perfektionismus verlieren, musste leicht gehen. Dass ich überhaupt täglich was gemacht habe, war gut. Das einfachste Drehbuch haben Roadmovies, leuchtet mir ein. Wenn Figuren sich bewegen, ist was los. Hab täglich 3-5 Panels gezeichnet, Cliffhanger war wichtig. Oft hab ich selbst nicht gewusst, wie es weitergeht. Während Corona angenehme Ablenkung, auch gut gegen Unterforderung, weil wir keine Musik machen konnten.

26.30 Wohin soll es gehen Hauptfrage? Ja, genau. Hab ständig gegooglet. 

27.23 : Anfänge des Zeichners Arne? Kam vom Basteln und Linoldruck. Fanzines. Collagen. Zeichnungen mit Kugelschreiber. Erst im Studium ernstgenommen. Reales Abzeichnen erst mit 20 angefangen.

29.00: Vögel verfilmen? Ziel natürlich Netflix-Serie (lacht). Trickfilme unfassbar aufwändig. Legetrick, den ich mit Gregor Stockmann gemacht hab, aus Filz war totales Gefummel. Braucht großes Team, sonst total frustrierend. Heute einfacher, aber bei Verfilmung möchte ich alles delegieren. Beim Kolorieren kam ich mir so beschäftigt vor wie noch nie, zuletzt vielleicht beim Abi. Ich harre der Dinge und bin für alles offen.

32.12: Konzert, Buch auch ohne Ausfälle entstanden? Ja, aber langsamer. Habe schon Januar 20 angefangen. Konnte mich besser drauf konzentrieren. Manchmal ist abgelenkt sein aber auch besser.

33.40: Epilog, persönlich, Sucht, Depression? Habe sehr gehadert, wollte aber große Dankbarkeit ausdrücken. Mit Figur des Doktors als Erleuchtungsinstrument war das einfacher. Wurde vor 2 Jahren durch Selbsthilfegruppen clean, hab mit Alk und Drogen aufgehört. Wollte das in den Vögeln miterzählen. Wollte eigentlich noch viel mehr Persönliches erzählen, wurde aber schwierig, mochte ich nicht. Habs auf paar Panels eingedampft. Mit Vogel-Ich konnte ich es besser erzählen und hat sogar Spaß gemacht. 

37.30: Weihnachtscomic autobiographisches Erzählen im Comic leichter? TMI, unangenehmes Angefasstwerden von persönlichen Geshcichten soll vemieden werden.

39.00: Wie geht’s weiter mit den Vögeln? Hab schon weitergezeichnet, will gern weitererzählen, so wie in der Lindenstraße, dass die Figuren alt und faltig werden.

40: Danke, verging wie im Flug.

Margit Heumann: Mehr oder weniger zusammen

Unser blauer Planet ist ins Trudeln geraten und gondelt richtungslos durch das All wie ein besoffenes Segelschiff bei Windstärke 12. Eine Welle jagt die nächste noch höhere und droht die Erde in den Abgrund zu reißen. Die ganze Welt sitzt im selben Boot, das Gefahrenpotential steigt mit dem Wasser im lecken Schiff. Doch der Mensch wäre nicht Mensch, ergäbe er sich ideen- und kampflos. Schon greifen die ersten nach Eimern und beginnen zu schöpfen. Ob Eimer die Rettung sind, ist ungewiss, aber alles ist besser als mit Nichtstun mit hundertprozentiger Gewissheit  abzusaufen. Eine Welle der Solidarität erfasst die Menschheit, Allianzen werden geschmiedet, Pakte geschlossen und Teams gebildet, Alt und Jung, Groß und Klein, Reich und Arm helfen zusammen, mit Gefäßen aller Art, vom Kanister bis zum Fingerhut, schöpfen alle Mann/Frau, was das Zeug hält. 

Alle Mann/Frau? 

Nicht alle! 

Einige stehen mit verschränkten Armen da und tun nichts. Sie halten Schöpfen für überflüssig, das Wasser ist von allein hereingeschwappt, es wird auch von allein wieder abfließen. Sie weigern sich, einen Eimer auch nur in die Hand zu nehmen, damit ja kein Härchen ihrer gestylten Frisur gekrümmt wird oder einer der vom Naildesigner dekorierten Fingernägel abbricht. Dabei belächeln sie die schwer Schuftenden und bezeichnen sie als manipulierte Schafe, zum Tragen von Maulkörben verdammt und sogar zum Blöken zu dumm.

Solchen Verweigerern ist der Gemeinsinn (oder nenne es Mitverantwortung oder Nächstenliebe oder Solidarität) abhanden gekommen und ihr Mangel an Loyalität behindert und verschleppt den kollektiven Rettungserfolg – aber davon profitieren, das wollen sie schon, am liebsten erste Reihe fußfrei!

Da geht selbst den Tolerantesten, die da im Schweiße ihres Angesichtes schöpfen und schöpfen, das Messer in der Hosentasche auf und sie finden es nur recht und billig, wenn diese Verräter ein Formular unterschreiben müssen, dass sie im Falle von akuter Ertrinkungsgefahr freiwillig auf jede Art von Rettungsversuch verzichten. 

Peter Momberg: Ich möchte mich vor euch öffnen

Ich möchte mich vor euch öffnen.
Ich bin pEtEr Momberg.
Ich pisse mir in die Hose.

Ich pisse mir in die Hose wenn ich Alkohol getrunken habe. Ich werde diskriminiert, weil Männer die sich einpissen noch immer ein Tabu sind. Öffentliches einpissen, ihr bekommt Anzeige.

Ich spreche es aus: pEtE pisst sich ein.

Wer nnocch Karl Dall im Fernsehen genießen durfte, weiß was ich meine. Heute dagegen Ausgangssperre fürs Gehirn, ich habe gelesen Schuld und Sühne und habe nichts verstanden, warum wird dieses Buch heute noch verlegt. Kein Fortschritt in der Geschichte erkennbar.

Ich pisse mich ein, nicht weil ich krankhaft bin (das seid ihr und die Gesellschaft), sondern weil ich keine Toilette aufzusuchen will. Einpissen ist ein Ausdruck meiner Selbstentfaltung, die von der homophoben und sexistischen Gesellschaft unterdrückt wird. pEtE klagt an.

Freie Entfaltung der Persönlichkeit: Schon vor Corona ein leeres Versprechen. Schon damals Probleme wenn ich mich eingepisst habe. Ubahn, Rückfahrt Hamburg Centrum nach Bergedorf anno domine, hat Frau gleich Polizei gerufen. Niemanden angepisst, nur auf Sitz. Doppelmoral wie Ying und Yang, niemand rafft die Scheiße. Frau gibt Maulkorb für meinen Körper, intolerante Gesellschaft ist: Zensur.

Pisse riecht erst wenn sie alt wird. Ich habe eine Waschmaschine (Bosch) ihr dullis. Wo ist das Problem? In euren Köpfen.

Ich habe drei Vorschläge:

1. Wichtig ist, dass Pisse gesehen wird. In der Werbung und in Zeitungen.

2. Es muss einen Raum geben für die reale Darstlelung vom pissen, aber nur wenn man es sehen will.

3. Allianz für freie Körperausscheidungen muss Demonstrationsrecht erlangen, bitte beantragen.

How dare you? Mein Beitrag wird in die Geschichte eingehen als Befreiung für Menschen. Bitte druckt ihn aus und lest ihn jeden Tag 1x durch, damit ihr eure dumme Insel der Intoleranz verlasst und euch die Utopie einer Welt aus Brüderlichkeit und Solidarität wahrhaftig wird.

Demien Bartók: Freiheit

Transkript:

„Also Freiheit bedeutet einfach anzufangen, ins Blaue hinein. Stolpern, aufstehen, wieder stolpern. Freiheit, das bedeutet improvisieren. Das bedeutet nicht wissen, ob es gut geht. Freiheit ist immer mehr als man darf. Freiheit bedeutet. Abwesenheit von Zwängen.

Freiheit ist ein Wort mit acht Buchstaben.

Es hat Vokale und Konsonanten.

Das Wort Freiheit fühlt sich ausgewogen an. Wenn ich es so auf der Zunge habe, habe ich das Gefühl, ein ausgewogenes Wort auf der Zunge zu haben.

Freiheit bedeutet, im Rampenlicht zu stehen, die Augen auf einen gerichtet. Und zu Versagen. In der Nase popeln und versagen.

Freiheit ist Scheitern. Freiheit ist Luft. Freiheit. Von Zwängen. Freiheit zur Wahrheit.

Alles, was nicht frei ist, ist nicht wahr.

Jeder Satz, der gut klingt, könnte wahr sein. Freiheit. Es sein Wort. Das jeder gern benutzt. Freiheit ist ein Stift vom Universitätsklinikum Leipzig gesteckt in meine Nase, in mein rechtes Nasenloch, richtig tief rein. Das ist Freiheit. Ich ziehe den Stift heraus und lecke ihn ab. Das ist Freiheit. Wie viel Freiheit hält eine Gesellschaft aus? Dass doch hier die Frage, oder?

Frei bedeutet frei von Routine, frei von Struktur, frei von Zentrum, frei von Eindeutigkeit.

Freiheit muss problematisch sein. Freiheit ist immer heikel.

Die Menschen streben als solche, also als Menschheit, ihrer Befreiung entgegen. Oder auch nicht. Meine Damen und Herren. Oder auch nicht. Es ist gar nicht so leicht, eindeutige Aussagen über die Menschheit zu machen. Außer, dass in der Klemme sitzt. Die Menschheit sitzt eindeutig in der Klemme. Deshalb fantasiert sie auch von Freiheit. Freiheit ist ein Wort wie Liebe, wie Gerechtigkeit, wie Wahrheit, wie Männlichkeit, wie Weiblichkeit, wie Kind, wie erwachsen. Wie Plastik und Holz. Freiheit. Reelles. Der blaue Himmel, der endlose blaue Himmel. Aber, aber der Himmel kann ja gar nicht endlos sein, weil er ja nur

Ach egal. Freiheit bedeutet Sätze abbrechen. Freiheit heißt Fingernägel kauen. Freiheit ist etwas. Grobes Etwas, über das jeder stolpert. Etwas, das viele unangenehme Folgen haben kann.

Freiheit heißt ausgeliefert sein. Freiheit vor Schutz. Freiheit vor Leben. Frei von Leben, frei von Sinn stolpere ich rhythmisch metaphorisch zukunftssicher die Treppe runter. Direkt in das Schuhregal rein.

Freiheit ist manifestiert in der Wildheit von Radio Z. Radio Z ist an den Quellen der Freiheit, der Kreativität, der Wahrhaftigkeit. Radio Z ist eine Erektion. In der geistigen Dürre. Wir freuen uns auf eure Zuschriften. Wir sind an eurer Meinung interessiert. Glaubt ihr, dass unser Programm irgendetwas auf der Spur ist?

Fühlt ihr diese diese seltsame Spannung in der Luft? Also ich weiß ja nicht. Ich glaube daran, dass es noch zu einer großen Aufbruchstimmung kommen wird. Vielleicht sogar nach 2021. Also ich weiß nicht, ob wir das aushalten. Aber wahrscheinlich fangen die Franzosen an und die Spanier und Italiener und Portugiesen. Ich weiß nicht, was wir von Europa halten sollen, aber irgendwas hat doch Europa mit Freiheit zu tun.

Leute, jetzt wollen wir doch mal die Kirche im Dorf lassen.

Europa litt unter unfassbar grausamen Kriegen und Vernichtungs, Aktionen und Unterdrückung und wir sind immer noch nicht zusammengewachsen zu einem freundlichen Kontinent. Und Freiheit ist das einzige, über das wir noch verfügen in unserem politischen Arsenal. Freiheit des Marktes, Freiheit des Einzelnen. Freiheit des Strebsamsten.

Die ganze Konsumgesellschaft widert mich irgendwie genauso an, wie der Fleischkonsum und die Autos die Innenstadt verpesten und die Faschos und all die verblödeten Leute, die bestimmten Verschwörungsmythen hinterherrennen.

Die Menschen haben ein metaphysisches Bedürfnis. Die Kunst gibt ihnen nichts mehr. Das Theater tot, Fernsehen tot, alles tot, Popmusik alles tot.

Naja. Manchmal hab ich schon so eine Abneigung gegen gegen die Hälfte aller Menschen, dass ich zweifle, ob die Menschheit als Ganzes überhaupt verdient hat, erlöst zu werden. Von den sozialistischen reformistischen und vielleicht doch ein bisschen narzisstischen, nicht nazistischen Kräften. Verbleiben wir so: Freiheit ist Schwadronieren, Freiheit ist Assoziieren. Freiheit ist zwecklos. Zwei Zweiheit ist Dreiheit, ist Vielheit, ist 5 hat, ist Dadaismus. Dadaismus ist einfach.

Dadaismus war mal wichtig. Surrealismus tot, Futurismus tot. Alles tot.

Der Tod ist letztlich die Freiheit, die wir alle anstreben. Freiheit von Bewusstsein, von Zeit und Raum. Die Freiheit von Allem, manifestiert im Nichts. Also ich weiß nicht, was wollt ihr mehr?“

Vincent Eivind Metzger: Fake.

Ich weiß ganz genau, was ihr jetzt hören wollt. Ihr wollt etwas über Fakenews hören, über Donald  Trump, vielleicht (wenn es gut läuft) etwas über Herrn aus zu von Guttenberg oder über Gucci Shirts. Aber nein. Ist doch eh alles fake? 

Wie wäre es mit den schönen Seiten von Fakes.  
Wir sollten uns mit diesen Seiten beschäftigen. 
Stellts euch nur mal vor, ein Traum! 

Wie schön ist es, den Arzt anzulügen, ein Attest zu bekommen und den Tag freizumachen? Fake! 

Wie schön war es in der Schule abzuschreiben und ohne gelernt zu haben die Matheklausur zu  bestehen? 
Fake! 

Wie schön ist es, zu denken ich wäre kreativ, nur weil ich einen Text für eine Literatursendung  schreibe! 
Fake! 

Wie schön ist es nach dem 6. Bier zu denken die Welt sei eigentlich doch ganz okay?
Fake! 

Aber Hey Leute. 
Fakes sind ehrlich. 
Fakes sind schön. 
Fakes sind wir. 
Fakes machen das Leben toll. Belügt euch! 

Damit einen schönen Montag. 
Smiley!

Jone Engel: Gedanken über Märchen

Märchen sind wieder im Kommen, hieß es vor ein paar Jahren.
In Nürnberg gibt es sogar mindestens eine Märchenerzählerin.

In der Pandemie ist sie wohl nicht verfügbar. Märchen, mit Maske vor Mund
und Nase erzählt, sind wahrscheinlich ziemlich unglaubwürdig.
Ich bin mit Märchen aufgewachsen und liebe Märchen. Meine Oma hat mir -als Kind, als ich krank war- einen ganzen Nachmittag lang Märchen vorgelesen.
Bis ihre Stimme heiser war. Ich bat sie um noch eins und noch eins… 
Es ging mir natürlich um das Hören der Geschichten – und sicher auch darum,
dass meine Großmutter in meiner Nähe war und blieb…

Auch in meinen erwachsenen Jahren haben mich Märchen begleitet.
In meinen Psychosen, so behauptet man, würde ich in einer Märchenwelt leben.
Und mein englischsprachiger ehemaliger Verlobter meinte nüchtern, das Leben wäre kein „Lala-Land“.

So grausam wie in einem blutigen Märchen ist unser deutscher Alltag nicht. Nicht mehr. Wirkliche Grausamkeit spielt sich oft lediglich subtil, in der den Blicken verborgenen Psyche – und in fernen Ländern, woanders ab. Was die Grausamkeit nicht wirklich leichter und erträglicher macht. Es scheint auch nicht mehr am Ende der Lebensgeschichte ein Happy End zu geben.

Ich möchte einmal ein richtig gutes Märchen schreiben. Vielleicht sogar eines, was heutzutage stattfindet.
Es gibt keinen Platz mehr für Märchen in unserer sachlichen, wissenschaftlich geprägten Welt und Gesellschaft. Da geht es um Leistung und Ellenbogen-Mentalität. Nur den Kindern räumt man gnädig das Recht ein, an Märchen glauben zu dürfen. 

Irgendwie hat es sich – für Erwachsene zumindest – ausgemärchelt.

Der Spruch von Oskar Wilde: „Am Ende wird alles gut, und wenn es nicht gut ist, ist es auch noch nicht das Ende“ gibt mit Halt und Hoffnung, wenn das Märchen versagt.

Theobald Fuchs: Tapezierer – Gefährder oder gefährdet, so viel ist unklar!

Wie gefährlich sind Tapezierer? Ist das massenhafte Auftreten von Tapezieren wirklich ein Zeichen für eine florierende Ökonische? Oder eher der Vorbote, dass die Menschen die Freundlichkeit verlernt haben?  

Aus aktuellem Anlass fragen wir: Wie gefährdet sind Tapezierer wirklich?  

Stimmt es, dass sie nicht mehr wissen wie man lächelt und daher alles »hinter die Tapete kehren« wollen? Fragezeichen…?  

Aber nein: wie ein Neuseeländisches Experiment gezeigt hat: die unkontrollierte Vermehrung des gemeinen Tapezierers bringt andere Gruppen rasch in Bedrängnis. Zum Beispiel den wandernden Kalkbrenner, die Papierschöpferin oder das nächtliche Mauerkratzerlein. Und was reimt sich schon auf Tapezierer? Richtig: Gegenieber.  

Das hat das Neuseeländische Experiment deutlich gezeigt: Die Übersiedlung der wenigen Überlebenden nach Australien – völlig sinnlos. Plötzlich flohen alle australischen Furzkissenbläser*innen über den »Leimeimer«, wie der Pazifik zwischen den Kontinentalstaaten genannt wird.  

Nun hat Neuseeland ein Problem, während in Australien alle Wohnungen schön Raufaser. Die Tapezierer jedoch, die haben sich erst noch einmal kräftig vermehrt und dann gegenseitig. So ist das eben in der Praxis.  

Scheiß auf Neuseeland. Elitäres Blumenmuster-Pack… Meine liebe Güte, bin ich heut drauf! Na ja, ganz normal. Lag heut früh schon Gefährdung in der Luft. Irgendwas mit dem Wetter, man glaubt es nicht!