blumenleere: kawumm!

o, du groeszenwahnsinniges praefix, mega, das du – im wahrsten
sinne der worte mir nichts, dir nichts – aus eh schon gewaltigem
schier unermessliches machst!, ja, wir wollen deutlich mehr von dir,
wenn wir heraus, aus unseren ganz persoenlichen einsamkeiten –
den dilettantisch wabernden ausbeulungen uns kategorisch eigener
mickrigkeit – bewundernd dein ueberdimensionales vielleicht blosz
pseudo-dasein konstatieren, als gegenpol zu der – ach wir oeden
bloeden ereigniskonsumenten, denen wir kaum tatsaechliche
mitspracherechte zugestehen koennen – uns zugewiesenen
nichtigen randexistenz: denn egal, wie & wo wir es auch drehen &
wenden – liebe erde, die du uns notduerftig nur ertraegt –, du bist,
was wir nie sind & ebenso wenig je sein werden, unabhaengig der
behauptungen infantiler rauschpersonen, zumindest solange wir die
wirr verstreuten einzelteile des gesamtmenschen betrachten, doch –
masse! – in idiotie vereint vielleicht halt doch!

Christian Knieps: Die megamoderne Gesellschaft

Die deutsche Sprache ist eine der kombinationsreichsten der Welt und lässt Wörter erschaffen, die mühelos selbst bei Schriftgrad 4 noch ein Trennzeichen benötigen. Doch aktuell muss diese Sprache einen Trend, einen sogenannten Megatrend managen, der bei beschleunigter Weltgeschwindigkeit kaum noch mit den Regeln der Sprache abzubilden ist. Wo früher der Komparativ das probate Mittel des Vergleichs und der Superlativ bei den meisten normalen Menschen verpönt war, so fühlt es sich in der heutigen Welt des Megapopulismus’ an, als würden nur noch Schnarchnasen und Ewiggestrige den Superlativ nutzen. Der neue Standard scheint der Megalativ, obwohl es nach dem Superlativ sprachtechnisch keine weitere Steigerung mehr geben dürfte. Aber wie schon seinerseits Spaceballs mit sprachpräziser Übersetzungsgenauigkeit nachwies, dass es nach der Lichtgeschwindigkeit auch noch eine lächerliche und wahnsinnige Geschwindigkeit gibt, so gibt es heute nicht nur den Besten (also der Beste unter allen, die verglichen werden), sondern auch noch den Allerbesten. Was ist das dann? Es muss der neue Megalativ sein, der in einer Zeit des Megapopulismus’ eine Megagesellschaft erschafft! Wie fühlt es sich an, nicht mehr in einer Gesellschaft von Spießern zu leben oder im Bauchnabel des Mittelstandbauchs das eigene Kleinreich zu regieren, sondern in einer megaintensiven Zeit megatolle Megaereignisse zu erleben? Kein Wunder, dass sich wieder viele Menschen dem ruralen Leben zuwenden – dem megaruralen, versteht sich!
Doch es bedrängt uns noch mehr, denn wer glaubt schon, dass der Megalativ das Ende der Megafahne sein wird? Scooter hat den Hypermode schon angekündigt, und der Hyperlativ steht bereits in den Hyperstartlöchern. Das Leben und die Sprachen werden sich in eine Hyperlapse entwickeln, wenn das auf social media nicht bereits passiert – ein Jugendlicher mit dem eher unbekannten Gefühl der Langeweile ist ein Megatrottel, der den Sprung in den Hyperraum des Lebens verpasst – oder grenzt der junge Mensch nicht schon am Status des Hypertrottels? Da wagt man sich fast nicht, noch weiter vorauszublicken, denn wer weiß schon so genau, ob wir sprachlich nicht auch ein Futur Quadrat brauchen, um die abzusehende Ultrazeit mit ihren Ultralativen adäquat beschreiben zu können? Dabei könnte das Futur Quadrat die Möglichkeit in der Zukunft beschreiben, dass die abgeschlossene Entwicklung hyperrealistisch und hypermodern sein wird. Der Ultramensch mit seinen ultraschnellen Gedanken wird von einer ultrakontrollierenden Künstlichen Intelligenz ultraistisch vorgehen: alle Sprache wird technisch, Binärcodes, obwohl zugleich ultradämlich und ultraintelligent, aber vor allem ultraresilient, zerstören den letzten Rest der Mega- und Hyperzeit und verhindern mit ihrer Ultrakontrolle ein weiteres Ausscheren aus der Ultrasprache. Dann ist schon so etwas wie Game over angesagt, immerhin konnte auch Tetris zerspielt werden! Und von wem? Einem, der sicherlich in der Hyper-, wohl aber auch noch in der Ultrazeit leben wird.
Wer diese Gedanken für Schwachsinn oder groben Unfug hält, sozusagen groben Schwachfug, dem kann man nur eine megaintesive Hyperultraanalyse der eigenen Sprache empfehlen. Na?! Wie weit ist es denn noch? Aller-, aller-, allerhöchstens? Megaerschreckend, nicht wahr?

blumenleere: gehenna

denken wir uns doch mal rein, ins alte rom, oder vielleicht besser gleich gen antikes athen …? egal; gewiss duerfte zumindest sein, saemtliche moralischen vorstellungen von richtig & falsch waren damals noch nicht von christlicher scheinheiligkeit verseucht – das heiszt, es gab dementsprechend kein derartig konnotiertes suendenkonzept. & ja, sicherlich, es existierten wohl mehr bis minder konkrete vorstellungen davon, was als extrem verwerflich & damit – indes, wahrscheinlich teilweise eher personenbezogen – geahndet werden musste, allerdings fernab teuflischer versuchungen, unheilbar boeser seelen & des ansatzes, menschen via solch perverse methoden selbst in ihren eigenen waenden & sogar ihren traeumen zu verklaven zu suchen …
& heute? uns vermeintlich aufgeklaerte packt manchmal nach wie vor die furcht, wenn wir laut der kriterien eines widerwillig erfahrenen religionsunterrichts, des demselben zugrundeliegenden idiotischen dogmas & seiner unsere familien infiltrierenden hinterhaeltigen tentakel zu unkeusche gedanken hegen, waehrend wir die sexuellen uebergriffe ihre machtpositionen rigoros ausnutzender priesterhorden zwar murrend, doch hinnehmend, dass taeter maximal versetzt werden, einigermaszen devot akzeptieren, anstatt endlich – die eskapaden der wurzeln des black metal dahingehend formschoen imitierend – alle kirchen & sonstigen insbesondere katholischen unterdrueckungspalaeste endgueltig & irreversibel niederzubrennen & ergo zu eliminieren.

Christian Knieps: Pitch Deck

Number Factory ist wie Backen nach Zahlen – Würfel dir die Welt, wie sie dir gefällt!
Danny de Pedrosa y Jesus geht zum Boardroom, um seine neue Strategie zu pitchen. Heute ist Senior Management Meeting, und Danny hat sich eine neue agile Strategy für Finance results and adjustments ausgedacht – endlich gab es eine crispy Methode, um per multiplen Würfeln die P&L zu generieren, ohne Aufwand, auf Basis von stochastischen Methoden, quasi Advanced Dungeons and Dragons Style mit Unternehmensergebnissen.
Er tritt ein und möchte die Stimmung anfühlen, ob er den Flow spüren kann, das vorherrschende Mindset, damit er auf Augenhöhe mit dem Management sein Mission Statement performant präsentieren kann. Er koppelt seinen Laptop mit dem Smartboard und beginnt das Big Picture auszurollen, will alle mitnehmen und zieht daher alle Register seines Storytellings, in dem er von Mehrwert, Employee DNA und Nachhaltigkeit in systemgestützten Prozessen spricht, ehe er zum eigentlichen Thema kommt: dem Outplacement von einigen Lowperformern, da das Würfeln des Unternehmensergebnisses die hohe Kunst – quasi Rocket Science für Raketenwissenschaftler – ist. Das gesamte Finance Team müsste resilienter werden, näher ans Business rücken, Guide und strategischer Berater werden, Steuermann/frau/divers, Feedback gebend, wertschätzend, mit Augenmaß! – und was ist gerechter als der Zufall!? Also warum das Intrapreneurship evaluieren, warum Big Data nutzen und die Unternehmenskultur durch permanentes Coaching umkrempeln, wenn man doch einfach Würfeln kann?
Das Feedback am Ende seiner Summary ist positiv, das Commitment des Managements ist vorhanden und Danny ist am Ziel: er hat mit seiner Keynote zur neuen Unternehmensstrategie nicht nur proaktiv alles gegen die Wand gefahren, sondern auch induktiv und disruptiv eine gesamte Silowelt an den Pranger gestellt und ausgewürfelt. Alia iacta est!

Simon Ischebeck: Vom Irrtum und Gärten

Menschen (und andere Entitäten) irren sich häufig im Zusammenhang mit Gärten. Eine verbreitete Meinung ist die, dass ein Garten ein wunderschöner Ort sei, der Ruhe und Frieden verspricht. Schaut man jedoch genauer hin, erkennt man schnell, dass sich in Gärten seit jeher tragische, von Irrtum erzeugte Dramen abspielen.

Der paradigmatischste Irrtum weltweit trat im Garten Eden auf. Dort irrte sich Gott in der Annahme, dass es eine gute Idee sei, den ersten Menschen einen Baum mit köstlichen Äpfeln vor die Nase zu pflanzen, ihnen dann aber aus sportlichen Gründen zu verbieten, einen davon zu essen. Weil ER selbst jedoch Adam und Eva nun einmal als notorische Querdenker erschaffen hatte, die ständig „Out-Of-The-Box“ dachten und sich deshalb nicht an irgendwelche, ihnen sinnlos erscheinende Regeln halten konnten, war dies ein naiver Plan, der ja dann auch schnell scheiterte.

Anstatt seine eigene Annahme als allwissender Gott aber kritisch zu reflektieren, war ER stattdessen beleidigt und bestrafte die ganze Menschheit für SEINEN Irrtum mit ewiger Verdammnis zu einem Arbeitstag von mindestens 8 Stunden, und das meist ohne Homeoffice-Regelung.

Um diesem Irrtum ein mahnendes Denkmal zu setzen, entschied sich Steve Jobs später, als Logo seines Unternehmens einen angebissenen Apfel zu wählen.

Ein weiterer folgenreicher Irrtum, der viele Gärten bis heute betrifft, unterlief Zar Alexander dem Ersten. Er beschloss, dem Fürsten von Metternich anlässlich des Wiener Kongresses eine große Schale an Samen des kaukasischen Riesen-Bärenklau für dessen Garten zu schenken. Ein wahrhaft vergiftetes Geschenk, denn der Bärenklau ist bekanntermaßen überaus toxisch, wird über drei Meter hoch und breitet sich unaufhaltsam aus, wenn er erst einmal die Chance dazu bekommt. Mit den Mitteln der damaligen Zeit war die Pflanze nicht erfolgreich zu bekämpfen, sodass das Schloss des Fürsten bald in einem Meer von giftigem Bärenklau eingeschlossen war.

Fun Fact (wissen viele nicht): Der Fürst von Metternich konnte sich noch mit knapper Not aus seinem Schloss retten, seine Tochter jedoch wurde dort gänzlich vom Bärenklau eingeschlossen. Weil ihr dort so ganz allein schnell furchtbar langweilig wurde, trank sie den ganzen Sektkeller des Fürsten leer, woraufhin sie in einen 100-jährigen Schlaf fiel, aus dem sie erst 1915 von einem übergriffigen Prinzen wachgeküsst wurde. Diese historische Begebenheit wurde später von den zwielichtigen Brüdern Grimm für ihr Werk „Kinder und Hausmärchen“ verfälscht (Stichwort „Dornige Chancen mit Rosen“) und als angebliches Märchen deklariert.

Generell gibt es so viele aufregende Begebenheiten rund um das Thema „Gärten und Irrtümer“, dass in der Umgebung der Stadt Kevelaer findige Unternehmer auf die Idee kamen, einen sogenannten „Irrgarten“ zu erschaffen, den sie zu einem Themenpark namens Irrland ausbauten.

Dieser Freizeitpark am Niederrhein erfüllt dort heutzutage eine wichtige pädagogische Funktion für Familien, deren Kinder zu sehr von sich selbst und ihrer Meinung überzeugt sind. Die kleinen, missratenen Charaktere werden dort fachgerecht mit ausgeklügelter Schwarzer Pädagogik therapiert, indem man sie in ein kompliziertes Labyrinth aus Maispflanzen schickt, aus dem sie oft erst nach Stunden wieder herausfinden. Der Park musste aufwendig akustisch abgeschirmt werden, weil das Schreien und Weinen der herumirrenden Kinder die Anwohner des Parks traumatisierte.

Die Betreiber des Irrlands und das Ministerium für Kinder, Jugendliche und Familien in NRW versichern jedoch, dass diese Methode die betroffenen Kinder äußerst verlässlich von ihrem übertriebenen Vertrauen in vorgefasste Meinungen und Überzeugungen kuriert.

blumenleere: im schwingen das singen

toene tanzen wellenfoermig, so auch die lieder, die wir – manchmal vielleicht schon beinah zu gern & des schmierigen pathos (ach, wir sind doch die vom schicksal ganz zu boden & noch tiefer fast geschlagenen …!) voll verkoerpern wollen, sollen bis gefuehlt muessen …? ja, egal, ob himmelhoch jauchzend oder zu tode betruebt – es ist sind die kontraste, die unterschiede, die unserem leben werte & qualitaeten verleihen, weil ohne freud kein leid … indem, naemlich, die bedeutung des einen nur sinn macht, durch das andere, waehrend wir zwischen den extremen der pole oszillieren, etabliert sich die von uns hypergelobte diversitaet – wiederum im gegensatz zur schalen uniform – just dadurch, dass gleichfoermiges, immerwaehrendes ununterbrochenes glueck, letztlich, am ende der annaeherung, zu einem bloszen synonym fuer letale langeweile werden wuerde & wir, zumindest (instinktiv/intuitiv) unbewusst, abstand davon nehmen. der weg der mitte, aber – on the other hand … –, beinhalte wohl stets das harmonische vibrieren aller saiten.

Frédéric Schwilden: Gott

Das Erste, was irgendeinem Halbgebildeten wie mir zu Gott einfällt, ist natürlich Nietzsche. Aber Nietzsche muss man ignorieren. Ich habe mal, als ich wieder Herzprobleme hatte, im Bett liegend innerhalb einer Woche Nietzsches Gesamtwerk gelesen. Ich fand es amüsant. Aber es las sich so, als ob ein Typ auf Crystal Meth, der all sein Wissen aus Youtube-Videos hat, deepen shit schreiben wollte. 

Nietzsche hatte Syphilis, psychische und andere Krankheiten. Da ist so viel Wut in seinen Texten. Und so wenig Liebe. So viel Wahnsinn. Aber eben kein guter Wahnsinn. 

Wahrscheinlich hinderten ihn seine Krankheiten daran, zusammenhängende und sinnvolle Texte zu schreiben.  Das sage ich als jemand, der auch psychische und andere Krankheiten hat. Allein heute Morgen habe ich sieben Tabletten geschluckt. Ich habe allen Grund, wütend zu sein. Aber ich versuche, nur aus Liebe zu schreiben. Wut ist immer falsch beim Schreiben. Wer aus Wut oder Kränkung handelt oder schreibt, endet als Diktator. Deswegen glaube ich, dass wir Nietzsches „Gott ist todt“ ignorieren müssen. Ich halte die Aussage sogar für komplett falsch. Gott lebt.

Dass Menschen aus den Kirchen austreten, ist eine banale Tatsache. Im Jahr 2022 verließen in Deutschland 380.000 Menschen die evangelische und 522.821 Menschen die katholische Kirche. Das heißt aber nicht, dass die Menschen sich nicht mehr für Gott interessieren. Gott ist nicht mehr in der Kirche. Gott ist im Bitcoin-Wallet, im Fitness-Studio, bei der Fridays-For-Future-Gruppe. Gott ist auf dem CSD, Gott fährt Tesla, Gott isst vegetarische Mühlen-Würstchen oder Nackensteak.  Gott geht zum Drug-Checking und ist, wie ich auf dem evangelischen Katholikentag lernte, auch queer.  Das hat ein Pfarrer dort in Nürnberg in der Nähe des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes im Kongresszentrum gesagt. Ich war auch da. Und die üblichen Spießer haben sich natürlich über alles aufgeregt. Über das vegetarische Essen da. Das übrigens fantastisch war. Oder eben über den Pfarrer Quinton Ceasar, der sagte: „Gott ist queer“.

Aber wenn man die Bibel ernst nimmt, und das muss man ja, wenn man über Gott redet, dann liegt nichts näher, als anzunehmen, dass Gott queer ist. „Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn“, heißt es im ersten Buch Mose. Und wenn es auch nur einen einzigen queeren Menschen auf der Welt gibt, dann muss Gott queer sein. 

Es gibt ja sogar mittlerweile einen Queer-Beauftragten der Bundesregierung. Also ist Gott auf jeden Fall queer. Und natürlich auch Alkoholiker. Gott ist auch Kokainist. Und Investment-Broker. Und sehr wahrscheinlich auch AfD-Wähler und Wurstfachverkäuferin. Was ich sagen will, Gott ist die Magie, die die Unergründbarkeit des Menschen geschaffen hat. Gott ist der Wahnsinn, der die Möglichkeit von Schönheit und Verderben zulässt. Weil die Möglichkeit, die einzige Realität ist. Alles andere ist nichtexistent. Nur die Möglichkeit ist real. 

In Douglas Adams‘ „Per Anhalter durch die Galaxis“ ist die Antwort auf alle Fragen: 42. Und dieser literarische Kunstgriff ist genial. Denn natürlich ist diese Antwort Schwachsinn. Aber Schwachsinn ist die einzig mögliche Antwort. Es gibt keine Antwort auf die letzte Frage. Zumindest keine von Menschen denkbare. 

Ich verstehe, wie die Zeugung meiner Kinder funktioniert hat. Ich verstehe, warum ich auf der Welt bin. Ich verstehe, warum meine Eltern auf der Welt sind. Zwei Menschen, Samen, Eizelle – fertig. Und das kann man tausende von Generationen zurückrechnen. Aber woher kommen die ersten Menschen? Woher kommt das Leben? Woher kommt die Welt? 

Selbst, wenn man an so einen Unfug wie den Urknall glaubt, gibt es keine Antwort. Viele denken ja, dass der Urknall der Anfang der Entstehung unserer Welt oder unseres Sonnensystems ist. Aber tatsächlich entstehen im Urknall nicht nur unsere Planeten. Der Urknall ist der Beginn von Materie, Raum und Zeit. Und da setzt mein Vorstellungsvermögen aus. Wenn der Urknall der Moment ist, in dem die Zeit entstanden ist, was war denn vorher? Beziehungsweise ist diese Frage ja schon Quatsch. Denn ohne Zeit gibt es kein Vorher. Aber irgendwas muss ja vor dem Urknall gewesen sein.  Und da bin ich dann in der Endlosschleife meines beschränkten Denkens gefangen, die zu nichts führt.

Mein Vater war Wissenschaftler. Professor, Doktor, Doktor. Experimentelle Physik und Medizin. Ich bilde mir nichts darauf ein. Ich bin Bildungsabsteiger. Ich bin der erste in der Familie, der nicht studiert hat.  Ich bin der Junkie. Der Versager. Aber eine Sache habe ich von meinem Vater gelernt. Zumindest bilde ich mir das ein. Das war so ein Abend. Vielleicht war ich 18. Mein Vater hat gedacht, wir trinken jetzt Cognac zusammen. Am Ende war die Flasche leer. Das ist nicht wichtig. Wichtig war dieser eine Satz von ihm. Irgendwann meinte er: „Egal, wie viel wir herausfinden, irgendwann kommt der Punkt, wo es nur noch Gott gibt.“ Damals habe ich das nicht verstanden. Aber es stimmt.

Wir Menschen haben Teile Atome genannt. In der Wortbedeutung sind das: unteilbare Teilchen. Aber Atome sind teilbar, sagt die Physik.  Sie bestehen aus Elementarteilchen. Nebenbei: „Elementarteilchen“ ist einer der größten Romane der Welt. Was ich sagen will: Wir glauben, alles zu wissen und bennen zu können, und  dann ist es doch ganz anders. Das war mit dem geozentrischen Weltbild so,  es wird mit unser kompletten Gegenwart so sein. Wenn heute „die Wissenschaft“ irgendwas sagt, wird es in 150 Jahren absoluter Quatsch sein.. Heute verstehe ich das. Je mehr wir herausfinden und meinen, zu wissen, desto mehr Fragen poppen auf, die wir nicht mehr anders beantworten können als mit: Gott.

Was also war vor dem Urknall? Vor dem Raum? Vor der Materie? Vor der Zeit? Die einzig vernünftige Antwort ist: Gott.  Ich weiß bis heute nicht, was Gott ist. Schöpfer ist ja auch so ein Menschen-Wort. Ein Zustand? Klingt nach Richard David Precht. Gott ist unser innerstes ich, glaube ich. Der Ursprung von allem.

Wir Menschen wollen das Klima retten, Krankheiten besiegen. Wir Menschen konstruieren künstliche Intelligenz. Wir Menschen sind Gottes Versuch, selbst Gott zu sein. Darin können wir nur scheitern.

„If man is five then the devil is six […] and if the devil is six then God is seven“, heißt es bei den Pixies. Und das ist die größtmögliche Näherung an die Frage, was Gott eigentlich ist.

blumenleere: revival des nomadentums



wenn leben bewegung ist, was bedeutet denn aber dann der umstand, dass ein groszteil der menschheit ihr ideal in der radikalen seszhaftigkeit sucht? zudem gelte das streben nicht selten dem permanenten erhalt, sprich, der extremen stabilisierung eines zustandes wie z.b. die idee von der unsterblichkeit – & am besten dann gar auch noch fuer immer in dem einem am genehmsten alter konserviert. ja, wurde hier nicht etwa leben mit endgueltigem tod vertauscht? drum lasset uns lieber wandern!, die berge hinauf & hinab – ach, viele zaeune, mauern & grenzen werden wir zu ueberschreiten haben, solange die idiotie des besitzes & eigentums gewaltbereite in den wahnsinn fuehrt … –, entlang kontaminierter meere, mit lachen, alkohol & gesang. & helfen uns die simplen raeusche nicht mehr, uns die koepfe aus den schlingen zu ziehen, lobotomisieren wir uns schlicht & ergreifend & schnupfen kristallines lsd …

blumenleere: eingestaendnisse

einen schwamm aufziehen, der alles aufsaugt, auch was er nicht soll oder kindererziehung erschreckend gemacht: pseudoliebevoll, von einem nicht zu unterschaetzenden hauch an tiefsitzender missachtung bis gar fundamentaler furcht finster durchfurcht, nennen wir sie ja beinah schon fast allzu gerne kleine monster – & zwar eventuell just deshalb, weil sie uns schier zu frappierend aehneln, in form von etwas, was wir fuer karikaturen halten moechten, indes halten tatsaechlich eher uns sie einen nicht gerade beschoenigenden, dafuer radikal realistischen spiegel vor, wenn sie uns auf eine dermaszen treffende art & weise imitieren, dass wir ihnen – zumindest unbewusst ertappt & schwuppdiwupp profund getroffen – am liebsten lauthals, mit voller kraft & geballter faust, ins gesicht schlagen wuerden, waere da nicht unser gemeinster, heimtueckischster gegenspieler, das tabu, der soziale druck, das prophylaktische schamgefuehl, welches selbst den heiligsten zorn – in der antike eine noch wunderbar nuancierte, groszartige emotion, inzwischen scheinheilig zu den verfemten, geaechtenden degradiert – im keim erstickt. nein, wir doch nicht, lachen wir, verlogen plaerrend, innerlich peinlichst beruehrt & klopfen unsresgleichen verschwoererisch, meist leider hoechstens metaphorisch auf die widerwaertig verkruemmten schultern, & wissen dabei eigentlich ganz genau, egal, wie sehr wir zu projizieren suchen, welche bestien wir in wirklichkeit sind.