„Wer Sachen sammelt, hat es in der Pandemie leichter gehabt. Meine Nachbarin zum Beispiel sammelt alte Bügeleisen. Ja, alte Bügeleisen! Die hat sie über die ganzen Jahre zusammengetragen und während dem Lockdown, da… ja, da hat sie… Naja, da wird sie sich den ganzen Haufen halt angeschaut haben. Da hat sie was zum Anschauen gehabt mit ihren Bügeleisen da. Zumindest ist ihr nicht langweilig geworden, während dem Lockdown, hat sie gesagt, weil sie ihre Bügeleisen hat. Und der Cousin von meinem Mann, der sammelt auch. Der sammelt alte Unterlagen über Baustellen von der Bahn. Damit er am Ende von seinem Leben der Bahn mal vorlegen kann, wo seine Lebtag lang all ihre Züge stecken geblieben sind, sagt er. Aber das spricht schon zwei andere Sachen an vom Sammeln: Erstens kann man davon fanatisch werden. Und dann noch die Geschichte mit dem Platz. Wo tut man die ganzen Dinge bloß hin? Ein Kollege von mir zum Beispiel. Bei dem waren wir einmal spontan in seiner Wohnung, weil wir ihn zum Geburtstag haben überraschen wollen. Und wie wir mit der Überraschung so reinkommen, tja, da waren wir selber ganz überrascht. Als wenn eine Bombe eingeschlagen hätt dort! Alles voll mit Bücher vollgestopft! Bis unter die Decke! Da muss sich schon der Boden durchgebogen haben in dem unten seine Bude rein. Und zwischen den Bergen von den Büchern hat er sich grad ein, zwei Weglein freigeschaufelt gehabt. Und wie wir mit der Überraschung zu ihm reintun, sitzt er ganz hinten in der Ecke – da hat er grad noch ein Tischlein eingezwickt gehabt – sitzt er ganz, ganz hinten in der Ecke unter einer Funzel und im Unterhemd und schneidet sich ein Brot runter, weil er ansonsten nichts mehr zum Beißen und zum Anziehen gehabt hat! Freilich, einen Anzug für die Arbeit hat er schon noch gehabt. Darum wären wir auch sonst nie draufgekommen, dass er so arm und so fanatisch ist und privat nichts anderes kennt wie das Sammeln von seinen Büchern da. Herrgott, was die Leut nicht alles sammeln! Der Professor Wuiser bei uns im Haus ja auch. Und der hat auch gesagt, dass ihm seine Sammlung die Pandemie erleichtert hat. Bloß WAS der sammelt, das weiß bis heute noch kein Mensch. Nur, dass er sich für seine Sammlung ein zweites Kellerabteil bei uns zugelegt hat. An der ersten Tür hat er ja ein Schild mit der Aufschrift „Geheimarchiv Wuiser – Professor und Akademiker in Rente“ hängen. Aber drin ist da nix. So viel wissen wir. Weiß das ganze Haus bei uns. Das ist nur eine Attrappe für die Einbrecher, und das weiß auch ein jeder. Nein, die eigentliche Sammlung vom Herrn Wuiser ist ja in seinem zweiten Kellerabteil drin. Und das muss riesig sein! Aber da hängt eben ein anderes Schild, mit der Aufschrift „Vorsicht Starkstrom“. Und dass das keine Attrappe ist, haben wir da gemerkt, wie es letztings bei uns wieder einen Einbrecher gegrillt hat. Schon den zweiten diesen Monat. Hat gar nicht schön ausgeschaut, das Ganze! Aber probieren tun sie’s halt allweil wieder, obwohl ich ihnen sogar einen Zettel ins Stiegenhaus gehängt hab: „Von Einbruch ist dringend abzusehen!“ Hilft aber nichts. Darum hat der Professor Wuiser auch den Starkstrom nochmal um eins hochgedreht. Sicherheitshalber halt. Aber mit seiner Sammlung, sagt er, ist er gut über die Pandemie gekommen. Was? Die Einbrecher? Ja, die nicht. Kann ich mir nicht vorstellen. Auf gar keinen Fall, bei der Rauchwolke. Und bei dem Gestank! Das hat bis zu uns in die Wohnung rauf gestunken. Sagen wir allweil noch zu unserem Enkel: Pass auf, wenn’s so derb stinkt, dann hat’s grad vom Professor Wuiser einen Einbrecher erwischt. Da brauchst dir nichts groß dabei denken.“
Kategorie: Drama
KARO – Gedanken zum Garten
Margit Heumann – Grünes Freud und Leid
Mit dem Umzug aufs Land hatte ich plötzlich einen Garten, der bisher von der Mitbewohnerin akkurat bebaut worden war. Sie war froh, nur noch die Hälfte zu haben, und ich freute mich darauf, ökologisch wertvolles Gemüse und ein paar Blumen selbst zu züchten.
Im März konnte ich es kaum erwarten, mit dem Pflanzen zu beginnen. Ich teilte die Beete ein, ziemlich provisorisch, aber darauf kam es nicht an, dann zog ich eine Furche mit dem Hackenstiel und säte oder pflanzte in diese Rinne. Als ich fertig war, betrachtete ich zufrieden mein Werk. Keine Frage, alles war wohl gelungen. Nur im Vergleich mit Frau Langs Hälfte sah es ziemlich laienhaft aus. Ihre Beete waren genau rechtwinkelig, die Setzlinge in einer schnurgeraden Reihe mit genau gleichem Abstand. Später fand ich heraus, wie sie das machte: Sie hatte einen Meterstab für die Anlage dabei, sie spannte Schnüre für gerade Rinnen, sie hatte ein Stöckchen als Abstandsmaß zwischen den Pflanzen. Damit konnte ich nicht konkurrieren.
Mit dem Frühling begann auch die Saison in meinem Reitbetrieb. Zäune waren zu reparieren, Stuten kamen zum Decken, die Reitschüler wollten Unterricht und die Berittpferde Ausbildung. Der Garten geriet ins Hintertreffen. Oft saß ich bis spät abends auf dem Pferd, vergaß das Gießen oder hatte einfach keine Lust mehr. Zum Ausgleich stand ich dann mal wieder eine halbe Stunde mit dem Gartenschlauch da und ertränkte alles. Zum Jäten kam ich nur alle heiligen Zeiten, und wenn noch ein mehrtägiges Turnier oder eine Reitwoche auswärts dazu kam, schoss das Unkraut in die Höhe, dass es über den Nutzpflanzen zusammenschlug. Der Unterschied zu Frau Langs Hälfte wurde noch offensichtlicher: Bei ihr wurde kein Unkräutchen höher als zwei Zentimeter, bei ihr wurde zur richtigen Tageszeit und ganz gezielt mit der Gießkanne jedes einzelne Pflänzchen befeuchtet. Der Anblick ihres gepflegten Gartens deprimierte mich schrecklich.
Manche Pflanzen waren so robust, dass sie meine Pflegeattacken ziemlich unbeschadet überstanden. Die Zeit der Ernte kam. Über Wochen ernährten wir uns von verlaustem Salat, wurmigen Radieschen und winzigen Erdbeeren. Erntezeit schien nicht kompatibel mit Reitbetrieb, die Bohnen waren reif, als ich das Vereinsturnier vorbereitete, die Tomaten während einer dreiwöchigen Fortbildung, und ehe ich es bemerkte, war der Blumenkohl von Raupen zerfressen. Frau Lang dagegen ging jeden zweiten Tag ihr Gemüse durch und erntete die reifen Früchte, und der Blumenkohl wurde mit großen Blättern abgedeckt, sobald die ersten Kohlweißlinge auftauchten.
Ich war richtig erleichtert, als ich im Herbst den Garten leer räumen konnte. Nächstes Jahr, das nahm ich mir fest vor, sollte es anders laufen. Tat es natürlich nicht, und nach ein paar erfolglosen Versuchsreihen stellte ich den Gemüseanbau ganz ein und säte Grassamen aus. Ein Rasen war pflegeleichter, vor allem deswegen, weil ich meinem Mann das Mähen aufs Auge drücken konnte.
Zeha Schmidtke – Unkenrufe
Nachts in der Gartenkolonie. Grillen zirpen. Ein paar wirklich laute Unken dominieren die Stimmung. Ein später Spaziergänger wird auf seinem Gang durch die Gemeinde von einem Nachbarn angesprochen.
nachbar
Nabend.
spaziergänger
Guten Abend.
nachbar
Na? Können Sie auch nicht schlafen bei dem Lärm, ne? Wissen Sie, was das ist? Wissen Sie, was das ist? Das ist vom Nachbarn hier.
spaziergänger
Ach.
nachbar
Ich sag immer: Gartenteich ist ne schöne Sache. Gartenteich haben wir alle. Aber das reicht dem Nachbarn ja nicht, er muß ja immer ne Extrawurst haben. „Gartenteich haben sie alle“, hat er sich wahrscheinlich gedacht: „Ich brauch was spezielles.“ Manche ticken ja so.
spaziergänger
Ja, ja.
nachbar
Er brauchte was Exklusives. Diese fetten Frösche. Aus dem Import. Solche Kawenzmänner sind das! Und das geht jetzt hier die ganze Nacht.
spaziergänger
Ach, so.
nachbar
Tun Sie mir doch mal einen Gefallen. Ich hab bisschen Probleme mit den Gelenken. Können Sie mal hier…einmal hier kurz drücken.
spaziergänger
Hier?
nachbar
Ja, ja.
Der Spaziergänger drückt auf den Knopf. Eine Explosion zerreißt die Nacht. Die Unken unken nicht mehr.
Der Nachbar lacht sich kaputt.
nachbar
Da fliegen sie! Die fetten Frösche!
Der Froschgarten brennt. Ein paar Planken fallen zu Boden.
nachbar
Jetzt sind sie ruhig. Die haben Sie wirklich sauber ruhig gekriegt.
Aus der Ferne: herannahende Sirenen: Polizei und Feuerwehr.
spaziergänger
Wieso ich?
nachbar
Ich muss dann mal los. Ihnen alles Gute!
Die Sirenen kommen näher.
Ende.
Zeha Schmidtke: Es kommt ein Wetter
Achtung, Achtung. Hier ist das Letzte Deutsche Fernsehen mit einer aktuellen Wetterwarnung.
In großen Regionen des sozialen Miteinanders kommt es in Bälde zu extremen Verwirbelungen und höchst ungemütlichen Turbulenzen. Besonders betroffen sind Menschen ohne Rettungsschirm und Systemrelevanz. Die Nichtoptimierten und Unverwertbaren. Ihr irrlichternde Geister, Ihr Schlendriane, Du spielender Mensch: Ihr müsst vermehrt mit Niederschlägen rechnen.
Denn, ja, Lockdown. Ja, Krise, Du weißt ja selber, was das heißt: Krise heißt immer Krisengewinnler. Ihre Karawane zieht weiter, es muss ja voran gehen. Nun sind sie schon so weit weg, die Gewinnler, dass sie unsere Rufe gar nicht mehr hören könnten, selbst wenn sie wollten.
Und zu den Verlorenen spricht die Stimme, die noch jede Krise schadlos übersteht: Die Stimme der Abwicklung und Verwaltung. „Jetzt erst mal keine Sperenzien mehr“, spricht sie, als ob ihre Sprechenden jemals auch nur eine Sperenzie selbst erdacht hätten. „Verrücktheiten schön und gut. Ich trage privat durchaus mal einen frechen Hut. Aber dann muss auch gut sein.“
Und nun verwaltet und wickelt sie ab, so die Agentur für Arbeit: Transitionskurse für alle freien Kunstschaffenden. Umschulungen. Oboisten zu Lageristen. Deine Poesie ist erfolglos? Der Lieferdienst mit den grellbunten Taschen ist es nicht. Denn merke: Der gestalterische Geist gilt uns in unseren schmalen Breitengraden als nettes Hobby. Mit Stolz hingegen erfüllt uns unser Billiglohnsektor. Warum stirbt die SPD…eigentlich so langsam? Zu Staub sollt Ihr werden, weil Ihr es Euch verdient habt. Aus Eurem Kadaver soll wahrhaft links ein neues Blümelein sprießen, und zur linken Volkspartei soll es erblühen, Hallojulia und Hosihanna. Und nicht Annalena, ihre Partei war auch dabei. Trau, schau wem.
Und besondere Obacht, spielender Mensch. Schutz vor dem rauen Winde findest Du nimmermehr, wie noch ehemals gedacht, auf den Inseln und in den stehenden Festen der Kunst und Kultur. Denn auch dort haben die Eingesessenen und Gutgeförderten die Wetterfähnchen nach dem Wind gerichtet und sich auf ihre Fahnen die Steuerbescheide der letzten Jahre geschrieben: „Bewertet unser Malen nach Zahlen. Wir sind doch auch systemrelevant.“ Wohl wissend, dass sie damit gleichermaßen zum Ausdruck bringen: „Es gibt also Menschen, die systemirrelevant sind, denn sonst müssten wir das ja nicht betonen.“
Nu, ja. Wenn ich dort einen Sitz besäße, würde ich mich womöglich auch so sehr an seine Lehne klammern. Gleichwohl: Wenn es uns zur Kultur geworden ist, dieRelevanz der Menschen in Ja und Nein zu scheiden, dann werden wir wohl erst einmal kulturlos leben müssen, um zur Kunst zurückzufinden. Oh ja, da zieht etwas auf.
Nun machte Kunst aber schon immer Arbeit, bevor sie schön wird. Und dies ist immerhin ein Klimawandel, auf dem wir Einfluß haben. Also, Ihr spielenden Menschen aller Couleur und jedweder Geschlechter! Du prachtvoller Homo Ludens dieser und jeder Welt! Ihr, meine Liebsten! Salben wir uns mit Zuversicht. Lasst uns zärtlich zueinander sein. Auf unser Wohl in großen Schlucken.
Der kommende Sturm geht gegen uns. Doch wie es immer und bei jedem Wetter ist: Es dauert nur ein Weilchen. Und am Ende noch des weltenzerbrechendsten Wolkenbruchs wartet ein Regenbogen. Wir werden sehen. Wenn wir uns vorher nicht vom Blitz erschlagen lassen.
Arne Zank: Die Vögel fliegen hoch
Teil 1: Bank
Teil 2: Krabben
Teil 3: Dr. Zank
Teil 4: Geld
Teil 5: Schnell essen
Teil 6: Dr. Zank II
Hörspielskript, Regie, Schnitt: Lukas Münich
Mastering: Bernd Pflaum
Sprecher*innen:
Vogel 1: Timo Möller
Vogel 2: Luca Rihm
Cousinvogel/Polizistvogel: Bird Berlin
Kapitän/Wirtin/Polizei/Arzt: Philipp Kause
Krabbenlehrling Nils/Bankbeamter: Roman Bahr
Dr. Arne Zank: Anders Möhl
Zeha Schmidtke: Wildnis
Ein milder Dienstagnachmittag. Auf der schmalen Straße vor dem berankten Ziergartenzaun pickt eine Elster an etwas frisch Überfahrenem.
Hinter dem Zaun ist der Kinderspielplatz heute kaum besucht. Zwei Eltern schaukeln ihr korpulentes Kind mit gemeinsamer Kraft. Eine weitere Mutter hat sich auf die Holzumrandung des Sandkastens gesetzt und beobachtet glücklich seinen Säugling, der im Sand liegt und mit den Ärmchen rudert.
Zu ihr setzt sich ein drahtiger Fremder und beginnt mit leiser Stimme grußlos dieses Gespräch.
– Ist das da Ihrer?
– (zustimmend) Das ist Paul.
– Der kann ja gar nix.
– Wie bitte?
– Liegt im Sand und kann kaum den Kopf oben halten. Erbärmlich.
– Hallo? Er ist gerade mal fünf Monate alt!
– In der Wildnis wär er keine drei Tage alt geworden.
– Aber sonst geht es Ihnen gut, ja?
– Sie sollten sich lieber fragen, ob das gut ist, was Sie da tun. Sie erziehen Ihr Kind zu einer Beute!
– Ich pass schon auf, keine Sorge.
– Das Giraffenjunge wird bereits wenige Minuten nach seiner Geburt von seiner Mutter zum Laufen gezwungen.
– Das kann man doch nicht vergleichen!
– Warum? Sind Sie dümmer als eine Giraffe?
– Werden Sie mal nicht pampig. Es reicht langsam!
– Sehen Sie sich die schwächliche Frucht Ihrer Lenden doch an! Wenn sich ein Raubtier mit offenem Rachen auf ihn stürzen würde, dann könnte er nicht einmal den Kopf heben, um seinen Henker zu betrachten!
– Wissen Sie: Raubtiere sind auf Kinderspielplätzen dann doch eher selten.
– Wie lang will Ihr Kind noch warten? Die Welt wartet nicht auf Ihr Kind!
– Und Sie sind schon als Löwenbändiger auf die Welt gekommen, oder was?
– Ich war mal genau so wie Ihr kleiner Schwächling da. Aber widrige Umstände haben mich früh auf eigenen Beinen stehen lassen.
– Tja. Wir haben halt alle unser Schicksal…
– Die Eltern von einem Lastwagen gerissen. Ich musste mich schnell allein behaupten.
– Das ist traurig. Aber Paul ist trotzdem noch ein Baby! Wenn er in Ihrem Alter ist, dann wird er auch für sich sorgen können.
– So schnell soll aus diesem hilflosen Wurm ein überlebensfähiger Krieger werden? Sind Sie sich da sicher?
– Natürlich bin ich mir da sicher.
– Was glauben Sie: Wie alt bin ich?
– Ist mir doch egal. Mitte, Ende Dreißig. Die Ecke.
– Ich bin auf den Tag genau sieben Jahre und drei Wochen alt.
– Was?
– Ich sagte doch, dass mich die Umstände früh auf eigenen Beinen haben stehen lassen.
– Quatsch.
– Hier mein Geburtsarmbändchen mit dem Datum. Das Einzige, was mir blieb. Wenn Sie Ihrem Sohn einen Gefallen tun wollen, dann stehen Sie jetzt auf und lassen ihn hier zurück. Sonst lernt er es nie.
– Das ist doch gefälscht…
– Sehen Sie! Er isst Sand! Er beginnt bereits, für sich selber zu sorgen! Sie sind es, die ihn bremsen. Gehen Sie! GEHEN SIE!
Peter Momberg: Ich möchte mich vor euch öffnen
Ich möchte mich vor euch öffnen.
Ich bin pEtEr Momberg.
Ich pisse mir in die Hose.
Ich pisse mir in die Hose wenn ich Alkohol getrunken habe. Ich werde diskriminiert, weil Männer die sich einpissen noch immer ein Tabu sind. Öffentliches einpissen, ihr bekommt Anzeige.
Ich spreche es aus: pEtE pisst sich ein.
Wer nnocch Karl Dall im Fernsehen genießen durfte, weiß was ich meine. Heute dagegen Ausgangssperre fürs Gehirn, ich habe gelesen Schuld und Sühne und habe nichts verstanden, warum wird dieses Buch heute noch verlegt. Kein Fortschritt in der Geschichte erkennbar.
Ich pisse mich ein, nicht weil ich krankhaft bin (das seid ihr und die Gesellschaft), sondern weil ich keine Toilette aufzusuchen will. Einpissen ist ein Ausdruck meiner Selbstentfaltung, die von der homophoben und sexistischen Gesellschaft unterdrückt wird. pEtE klagt an.
Freie Entfaltung der Persönlichkeit: Schon vor Corona ein leeres Versprechen. Schon damals Probleme wenn ich mich eingepisst habe. Ubahn, Rückfahrt Hamburg Centrum nach Bergedorf anno domine, hat Frau gleich Polizei gerufen. Niemanden angepisst, nur auf Sitz. Doppelmoral wie Ying und Yang, niemand rafft die Scheiße. Frau gibt Maulkorb für meinen Körper, intolerante Gesellschaft ist: Zensur.
Pisse riecht erst wenn sie alt wird. Ich habe eine Waschmaschine (Bosch) ihr dullis. Wo ist das Problem? In euren Köpfen.
Ich habe drei Vorschläge:
1. Wichtig ist, dass Pisse gesehen wird. In der Werbung und in Zeitungen.
2. Es muss einen Raum geben für die reale Darstlelung vom pissen, aber nur wenn man es sehen will.
3. Allianz für freie Körperausscheidungen muss Demonstrationsrecht erlangen, bitte beantragen.
How dare you? Mein Beitrag wird in die Geschichte eingehen als Befreiung für Menschen. Bitte druckt ihn aus und lest ihn jeden Tag 1x durch, damit ihr eure dumme Insel der Intoleranz verlasst und euch die Utopie einer Welt aus Brüderlichkeit und Solidarität wahrhaftig wird.
Demien Bartók: Freiheit
Transkript:
„Also Freiheit bedeutet einfach anzufangen, ins Blaue hinein. Stolpern, aufstehen, wieder stolpern. Freiheit, das bedeutet improvisieren. Das bedeutet nicht wissen, ob es gut geht. Freiheit ist immer mehr als man darf. Freiheit bedeutet. Abwesenheit von Zwängen.
Freiheit ist ein Wort mit acht Buchstaben.
Es hat Vokale und Konsonanten.
Das Wort Freiheit fühlt sich ausgewogen an. Wenn ich es so auf der Zunge habe, habe ich das Gefühl, ein ausgewogenes Wort auf der Zunge zu haben.
Freiheit bedeutet, im Rampenlicht zu stehen, die Augen auf einen gerichtet. Und zu Versagen. In der Nase popeln und versagen.
Freiheit ist Scheitern. Freiheit ist Luft. Freiheit. Von Zwängen. Freiheit zur Wahrheit.
Alles, was nicht frei ist, ist nicht wahr.
Jeder Satz, der gut klingt, könnte wahr sein. Freiheit. Es sein Wort. Das jeder gern benutzt. Freiheit ist ein Stift vom Universitätsklinikum Leipzig gesteckt in meine Nase, in mein rechtes Nasenloch, richtig tief rein. Das ist Freiheit. Ich ziehe den Stift heraus und lecke ihn ab. Das ist Freiheit. Wie viel Freiheit hält eine Gesellschaft aus? Dass doch hier die Frage, oder?
Frei bedeutet frei von Routine, frei von Struktur, frei von Zentrum, frei von Eindeutigkeit.
Freiheit muss problematisch sein. Freiheit ist immer heikel.
Die Menschen streben als solche, also als Menschheit, ihrer Befreiung entgegen. Oder auch nicht. Meine Damen und Herren. Oder auch nicht. Es ist gar nicht so leicht, eindeutige Aussagen über die Menschheit zu machen. Außer, dass in der Klemme sitzt. Die Menschheit sitzt eindeutig in der Klemme. Deshalb fantasiert sie auch von Freiheit. Freiheit ist ein Wort wie Liebe, wie Gerechtigkeit, wie Wahrheit, wie Männlichkeit, wie Weiblichkeit, wie Kind, wie erwachsen. Wie Plastik und Holz. Freiheit. Reelles. Der blaue Himmel, der endlose blaue Himmel. Aber, aber der Himmel kann ja gar nicht endlos sein, weil er ja nur
Ach egal. Freiheit bedeutet Sätze abbrechen. Freiheit heißt Fingernägel kauen. Freiheit ist etwas. Grobes Etwas, über das jeder stolpert. Etwas, das viele unangenehme Folgen haben kann.
Freiheit heißt ausgeliefert sein. Freiheit vor Schutz. Freiheit vor Leben. Frei von Leben, frei von Sinn stolpere ich rhythmisch metaphorisch zukunftssicher die Treppe runter. Direkt in das Schuhregal rein.
Freiheit ist manifestiert in der Wildheit von Radio Z. Radio Z ist an den Quellen der Freiheit, der Kreativität, der Wahrhaftigkeit. Radio Z ist eine Erektion. In der geistigen Dürre. Wir freuen uns auf eure Zuschriften. Wir sind an eurer Meinung interessiert. Glaubt ihr, dass unser Programm irgendetwas auf der Spur ist?
Fühlt ihr diese diese seltsame Spannung in der Luft? Also ich weiß ja nicht. Ich glaube daran, dass es noch zu einer großen Aufbruchstimmung kommen wird. Vielleicht sogar nach 2021. Also ich weiß nicht, ob wir das aushalten. Aber wahrscheinlich fangen die Franzosen an und die Spanier und Italiener und Portugiesen. Ich weiß nicht, was wir von Europa halten sollen, aber irgendwas hat doch Europa mit Freiheit zu tun.
Leute, jetzt wollen wir doch mal die Kirche im Dorf lassen.
Europa litt unter unfassbar grausamen Kriegen und Vernichtungs, Aktionen und Unterdrückung und wir sind immer noch nicht zusammengewachsen zu einem freundlichen Kontinent. Und Freiheit ist das einzige, über das wir noch verfügen in unserem politischen Arsenal. Freiheit des Marktes, Freiheit des Einzelnen. Freiheit des Strebsamsten.
Die ganze Konsumgesellschaft widert mich irgendwie genauso an, wie der Fleischkonsum und die Autos die Innenstadt verpesten und die Faschos und all die verblödeten Leute, die bestimmten Verschwörungsmythen hinterherrennen.
Die Menschen haben ein metaphysisches Bedürfnis. Die Kunst gibt ihnen nichts mehr. Das Theater tot, Fernsehen tot, alles tot, Popmusik alles tot.
Naja. Manchmal hab ich schon so eine Abneigung gegen gegen die Hälfte aller Menschen, dass ich zweifle, ob die Menschheit als Ganzes überhaupt verdient hat, erlöst zu werden. Von den sozialistischen reformistischen und vielleicht doch ein bisschen narzisstischen, nicht nazistischen Kräften. Verbleiben wir so: Freiheit ist Schwadronieren, Freiheit ist Assoziieren. Freiheit ist zwecklos. Zwei Zweiheit ist Dreiheit, ist Vielheit, ist 5 hat, ist Dadaismus. Dadaismus ist einfach.
Dadaismus war mal wichtig. Surrealismus tot, Futurismus tot. Alles tot.
Der Tod ist letztlich die Freiheit, die wir alle anstreben. Freiheit von Bewusstsein, von Zeit und Raum. Die Freiheit von Allem, manifestiert im Nichts. Also ich weiß nicht, was wollt ihr mehr?“
Vincent Eivind Metzger: Fake.
Ich weiß ganz genau, was ihr jetzt hören wollt. Ihr wollt etwas über Fakenews hören, über Donald Trump, vielleicht (wenn es gut läuft) etwas über Herrn aus zu von Guttenberg oder über Gucci Shirts. Aber nein. Ist doch eh alles fake?
Wie wäre es mit den schönen Seiten von Fakes.
Wir sollten uns mit diesen Seiten beschäftigen.
Stellts euch nur mal vor, ein Traum!
Wie schön ist es, den Arzt anzulügen, ein Attest zu bekommen und den Tag freizumachen? Fake!
Wie schön war es in der Schule abzuschreiben und ohne gelernt zu haben die Matheklausur zu bestehen?
Fake!
Wie schön ist es, zu denken ich wäre kreativ, nur weil ich einen Text für eine Literatursendung schreibe!
Fake!
Wie schön ist es nach dem 6. Bier zu denken die Welt sei eigentlich doch ganz okay?
Fake!
Aber Hey Leute.
Fakes sind ehrlich.
Fakes sind schön.
Fakes sind wir.
Fakes machen das Leben toll. Belügt euch!
Damit einen schönen Montag.
Smiley!