Leute, die ihr bei manuellen U-Bahntüren nur einen Flügel öffnet – eure Strafe in der Hölle sei eine ewige U-Bahnfahrt, ohne Ausstieg, ohne Endstation, es möge dabei immer morgendlicher Werktagsverkehr herrschen, alle Sitzplätze sollen belegt sein, die Stehplätze auch und euer Kopf möge angeschmiegt werden von Schultern, Oberarme sollen euch einklemmen links und rechts und vorne und hinten, Hutkrempen mögen in einer Tour euer Gesicht streicheln und Pelzkrägen ebenso, Hunde eure Hände ablecken, sämtliche Handschlaufen mögen vollgeniest sein mit gelbem und grünem und meinetwegen auch weißlichem Lungenauswurf, Heuschrecken sollen durchs Abteil schwärmen, Frösche eure Hosenbeine hochschleimen, Mücken und Fliegen in eurem nassgeschwitzten Kragen sitzen, Stroh soll herumliegen und ihr euch fragen warum, an jeder Haltestelle mögen Abgase ins Abteil schwallen (und zwar durch vollständig geöffnete Türen!), der Schaffner möge fortwährend unverständliche Durchsagen machen, die verstanden zu haben ihr bestätigen müsst, nach jeder Station sollt ihr kontrolliert und wegen Schwarzfahrens zur Strafkasse geschickt werden, Harn- und Stuhldrang möge euch plagen bis kurz vorm Zerreißen und jede Haltstelle soll aus nichts als Toiletten bestehen (dumm nur, dass ihr ja nie aussteigen könnt), in Erbrochenem von Wochenendnachtfahrgästen sollt ihr stehen bis zu den Knöcheln, der Schweiß soll nicht nur die Fenster beschlagen, sondern auch von der Decke tropfen, der U-Bahnfahrer soll in die U-Bahnhöfe bremsruckeln, dass es euch fast auskommt, der Fahrgast neben euch möge Elektro hören, als sei Samstagnacht im Club, in den Kreißsaal sollt ihr dringend müssen und auf eine Beerdigung, zu einer Prüfung wie zur Konkursverhinderung eurer Firma, der Blinddarm möge euch plagen in der Größe vom Schoße bis zum Halse, die rettenden Insulinspritzen mögen in den U-Bahnhöfen bereitstehen (dumm nur, dass ihr ja nicht aussteigen könnt), euer Vater möge euch vom vorderen Abteilende beäugen und eure Mutter vom hinteren, die Lampen sollen flackern und [Fragment]
Ein Gedanke zu „Andreas Lugauer: U-Bahn-Türen“